Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende zu – und aus Anlegersicht ist es zumindest bis Stand Ende November ertragreicher verlaufen, als zu erwarten gewesen wäre. Einige Fragestellungen hinterlässt das Jahr 2023 dem nachfolgenden Jahr, einige neue kommen hinzu. Worauf schauen wir im nächsten Jahr und welche Chancen könnten sich ergeben?
Der erste Blickpunkt ist die Inflationsentwicklung. Diese lieferte im Trend zuletzt ermutigende Signale einer Abkühlung. Die Kerninflationsraten ohne Energieund Nahrungsmittelpreise sind auf beiden Seiten des Atlantiks gefallen. Dennoch liegen die Jahresveränderungsraten noch erheblich über dem 2-%-Ziel vieler Zentralbanken. Falls sich erste Beruhigungstendenzen, wie zuletzt erkennbar bei Löhnen und besonders im Falle der USA bei den Mieten, fortsetzen sollten, könnten sich die Inflationsraten 2024 zwischenzeitlich zumindest der 2-%-Marke annähern. Dies ist aber keineswegs sicher.
Die Vergangenheit lehrt, dass sich die Rückgänge bei Inflationsraten circa ein Jahr nach dem Inflationsgipfel spürbar verlangsamen und sich Inflationsraten aus Phasen mit hohen Preissteigerungsraten in Wellen verringern. Inflationserwartungen von Konsumenten bleiben hingegen erhöht. Die Inflation ist rückläufig, aber noch nicht besiegt.
Unmittelbar verwoben mit dem Blick auf die Inflation ist die Betrachtung der Geldpolitik. In den Augen der allermeisten Anleger haben die westlichen Zentralbanken ihren Zinsgipfel erreicht. Die daraus fast zwangsläufig folgende Frage ist, wie oft die Zinsen im nächsten Jahr gesenkt werden können. Zunächst sollte jedoch die Frage geklärt werden, ob die Zentralbanken wirklich eine nachhaltig ausreichende Nachfragedrosselung erreicht haben. Diese Frage lässt sich für die Eurozone eher bejahen als für die USA, wobei sich auch dort die Anzeichen für eine schleichende Abkühlung der Wirtschaft mehren.
Ein Blickpunkt für 2024 sind also mögliche Zinssenkungen einiger Zentralbanken. Allerdings erscheinen die derzeit am Geldmarkt vorausgesehenen Zinssenkungen (beispielsweise fast 100 Basispunkte im Falle der Federal Reserve) sehr aggressiv.
Bleibt der Blick auf die Konjunktur. Die Mehrheit der Anleger scheint eine sogenannte „weiche Landung“ für die US-Konjunktur herbeizusehnen, darauf sind die Wachstums- bzw. Gewinnschätzungen der Ökonomen und Unternehmensanalysten ausgerichtet. Zur Erfüllung dieser Hoffnung bedarf es des Zusammenspiels von nachhaltig „gezähmter“ Inflation und von gedrosseltem, aber nicht „abgewürgtem“ Wachstum. Ein Balanceakt für alle Akteure, der mit nur einer Zutat erheblich vereinfacht würde: steigende Produktivität. Diese würde das Angebot an Waren und Dienstleistungen erhöhen, ohne über eine steigende Nachfrage die Inflation anzufeuern. Daher dürften strukturelle Themen wie Künstliche Intelligenz, Automatisierung und Digitalisierung im Fokus der Anleger bleiben, im Jahr 2024 und darüber hinaus.
Bei allen Hoffnungen auf eine sanfte Landung ist das Risiko einer stärkeren Wachstumsabkühlung nicht außer Acht zu lassen. Die Zinserhöhungen dürften ihre Wirkung entfalten, auch wenn die Bremswirkung dieses Mal vor allem in den USA verzögert auftreten könnte.
Mit im Blickfeld dürfte im nächsten Jahr vor allem die Entwicklung der Arbeitsmärkte stehen. Sollten diese sich spürbarer abkühlen, dürfte das insbesondere das Konsumverhalten beeinflussen, aber auch die Fähigkeit, Kredite zu bedienen.
Am Markt sind auch regelmäßige Blicke auf die Geopolitik angezeigt. Im besten Fall wären dies nur flüchtige Blicke. Neben den Konflikten in Nahost und in der Ukraine bildet die US-Präsidentschaftswahl im November 2024 eine „bekannte Unbekannte“. Je nach Wahlausgang könnte das vor allem in Europa Veränderungen, zum Beispiel bei Verteidigungsbudgets, bedeuten.
Ich wünsche Ihnen einen optimistischen Blick auf das neue Jahr, Ihr
Stefan Rondorf
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