Auf der Nordhalbkugel neigt sich der Sommer dem Ende zu. Ob nach den kräftigen Kurssteigerungen der vergangenen Monate auch an den Börsen allmählich kühlere Temperaturen Einzug halten oder ob vielmehr ein „goldener Herbst“ bevorsteht, hängt insbesondere von zwei Faktoren ab.
1. Behalten die Wachstumskräfte die Oberhand?
Die Konjunkturaussichten – ein Rückgrat für die Unternehmensgewinne – bleiben insgesamt robust. So rechnen wir für das Gesamtjahr 2021 mit einem Wachstum der Weltwirtschaft von mehr als 6 %, dem stärksten Anstieg in mehr als vier Dekaden. Doch zweierlei ist im Blick zu behalten:
Erstens befindet sich die Weltwirtschaft mittlerweile in einer reiferen Phase des Konjunkturzyklus und der Hochpunkt in der Wachstumsdynamik ist wohl erreicht. So scheint, ausgehend von überschäumenden Niveaus, das Stimmungshoch in der US-Wirtschaft bereits durchschritten zu sein. Währenddessen verliert die chinesische Konjunktur merklich an Schwung. Selbst der Euroraum, wo das Wachstum im dritten Quartal nochmals an Dynamik gewonnen hat, dürfte im weiteren Jahresverlauf eine gemächlichere Gangart einlegen.
Zweitens haben die Abwärtsrisiken für die Weltwirtschaft zuletzt zugenommen. Die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus schwebt wie ein Damoklesschwert über dem globalen Ausblick. Trotz steigender Impfquoten könnten sich die Regierungen in einer Reihe von Ländern dazu veranlasst sehen, differenzierte Beschränkungen zu erlassen. Derweil sind Material- und Kapazitätsengpässe, 21 Monate nach Ausbruch der Corona-Pandemie, hartnäckiger als ursprünglich erwartet. Die kräftige Verteuerung der Vorprodukte bekommen inzwischen auch die Verbraucher zu spüren, wenngleich in den kommenden Quartalen wieder mit nachlassenden Inflationsraten zu rechnen ist.
Trotz dieser Unsicherheitsfaktoren dürften die Wachstumskräfte die Oberhand behalten, bei auskömmlichen Zuwachsraten über Trend im zweiten Halbjahr.
2. Gelingt den Notenbanken eine behutsame geldpolitische Wende?
Nach der breit angelegten geldpolitischen Lockerung im Ausnahmejahr 2020 ist die globale Zentralbanklandschaft divergenter geworden. Erste Normalisierungsschritte sind bereits erfolgt oder zeichnen sich ab, auch wenn sich die Zentralbanken weiterhin auf die Seite der Vorsicht schlagen. So erhöhten mehrere Emerging Markets-Notenbanken (z. B. Brasilien, Russland, Tschechien, Ungarn) ihre Leitzinsen bereits seit Jahresanfang, andere dürften folgen.
Derweil haben die kanadische und die britische Notenbank bereits mit einer Drosselung ihrer Anleihekäufe („Tapering“) begonnen, während die US-Notenbank Fed dies kommunikativ vorbereitet. Ein Überraschungsmoment wie im Jahr 2013, als die Tapering-Ankündigung zu einer ungewünscht kräftigen Verschärfung der finanziellen Bedingungen geführt hatte, soll vermieden werden. Wird es der Fed auch gelingen, verfrühte Zinserhöhungsfantasien einzufangen?
Demgegenüber stehen in China die Zeichen (wieder) auf Lockerung, so dass die Divergenz zwischen der People’s Bank of China und der Fed in der zweiten Jahreshälfte stärker zum Vorschein treten könnte. Die Bank of Japan und die Europäische Zentralbank (EZB) lassen einen unverändert lockeren Kurs erwarten. Nicht auszuschließen, dass die EZB eine Verlängerung ihres Pandemie-Notfallankaufprogramms („PEPP“) über März 2022 hinaus erwägt. Das strukturelle Niedrigzinsumfeld bleibt vorerst erhalten.
Was lässt dies für die Kapitalmärkte erwarten?
Nach den kräftigen Kurssteigerungen in den vergangenen Monaten sollten Investoren sich auf schwankungsreichere Börsen einstellen – sofern auf globaler Ebene der konjunkturelle und wirtschaftspolitische Rückenwind tatsächlich spürbarer nachlässt, wenngleich bei regionalen und sektoralen Divergenzen. In der kurzen Frist ist vor allem der Blick auf die Fed für die Märkte maßgeblich. Taktisch bietet sich eine neutrale bis leicht übergewichtete Aktienpositionierung an.
Taktische Allokation Aktien & Anleihen
- Nach einem kräftigen Aufschwung im letzten Jahr befindet sich die Weltwirtschaft mittlerweile in einer reiferen Phase des Wachstumszyklus. Der Höhepunkt des wirtschaftlichen Optimismus scheint erreicht. Während das konjunkturelle Momentum in China bereits seit Beginn des Jahres nachlässt, ist mit einem Hochpunkt der Wachstumsdynamik in Europa sowie auf globaler Ebene im dritten Quartal 2021 zu rechnen
- Durch die Kombination aus starker Wirtschaftserholung sowie aufgestauter Nachfrage auf der einen Seite und pandemiebedingten Angebotsengpässen auf der anderen Seite verdichten sich die Anzeichen für einen fortgesetzten Preisdruck. Ein erheblicher Teil der Inflationsdynamik dürfte allerdings vorübergehender Natur sein. Die daraus resultierende Unruhe auf den Rentenmärkten könnte anhalten. Im Trend dürften die Langfristrenditen z. B. von USStaatsanleihen im Jahresverlauf gegenüber dem aktuellen Niveau eher steigen.
- Es bleibt die Sorge der Marktteilnehmer über eine höher als erwartete Inflation, gefolgt von einer früheren Straffung der globalen Geldpolitik. Darüber hinaus stellt die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus einen Unsicherheitsfaktor für den globalen Ausblick dar.
- Auch wenn die Wertentwicklung und die Bewertung von Risikoassets den konjunkturellen Aufschwung bereits zu großen Teilen vorweggenommen haben, bleiben die mittelfristigen Perspektiven für Aktien auch aufgrund solider Gewinndynamik konstruktiv.
Ob „goldener Herbst“ oder nicht – aktives Management scheint Hochkonjunktur zu haben,
meint Ihre
Ann-Katrin Petersen
Vice President, Global Economics & Strategy
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