In den letzten Monaten kamen Aktien in den Genuss eins sehr günstigen Umfeldes aus massiver Zentralbankliquidität gepaart mit signifikanten Fiskalstimuli und einem daraus folgenden starken Wirtschaftsaufschwung. Aber jetzt, wo die Erholung des Konjunkturzyklus reifer wird, hat man das Gefühl, dass das Kapitalmarktumfeld nicht besser werden kann. Zeichnet sich eine konjunkturelle Verschnaufpause ab, in der die Märkte auf der Suche nach Orientierung sind?
Die von uns erwartete deutliche Beschleunigung der Weltwirtschaft im Sommerhalbjahr 2021 hat zuletzt weiter an Fahrt gewonnen. Denn jenseits der „US-Ausnahmestellung“ erzielten auch viele andere Industrieländer, allen voran jene in der Eurozone, auch dank sinkender Infektionszahlen und damit einhergehender Lockerungen robuste Zuwächse. Trotz einer zu erwartenden ungleichmäßigen Entwicklung des konjunkturellen Aufschwungs zwischen den Ländern über die kommenden Monaten – einige Schwellenländer erlitten vor dem Hintergrund des anhaltend herausfordernden COVID-Umfelds herbe Rückschläge –, rechnen wir mit einer schrittweisen Reduzierung der regionalen und auch sektoralen Unterschiede im weiteren Jahresverlauf. Die Einkaufsmanagerindizes incl. des für Deutschland so wichtigen ifoKonjunkturklimaindexes deuten es bereits an, dass insbesondere der gebeutelte Dienstleistungssektor sich ab der zweiten Jahreshälfte besser als das bereits boomende verarbeitende Gewerbe entwickeln sollte. Im Zuge stetiger Impffortschritte, einer schrittweisen Rücknahme der „Lockdown“- Maßnahmen, der Freisetzung von aufgestauter Nachfrage und einer nach wie vor expansiven Geld-/Fiskalpolitik rechnen wir für das Gesamtjahr 2021 mit einem Wachstum der Weltwirtschaft von real mehr als 6%, dem stärksten Anstieg in mehr als vier Dekaden.
Doch der Raum für positive Überraschungen wird im Zuge der bereits sehr hohen Erwartungen geringer und die Korrekturanfälligkeit insbesondere der USAktienmärkte erscheint als erhöht. Last not least sollte die Diskussion über ein „Tapering“, also ein Zurückführen der überbordenden Liquidität der US-Notenbank (Fed) an Fahrt aufnehmen, sollte sich der Inflationsdruck in den kommenden Monaten weiter erhöhen. Zunehmende Angebotsengpässe oder verlängerte Lieferzeiten ließen u.a. die USInput- und Output-Preise auf oder in die Nähe der Rekordstände aus den 1970/80er Jahren steigen – einen Effekt, der zusehends beim Verbraucher ankommt. Erste Unternehmen gaben bereits Lohnerhöhungen bekannt und der Anstieg der 10j. inflationsindexierten USAnleihen nährt im Zuge erhöhter Rohstoffpreise die Markterwartungen auf zusätzliche Inflationssteigerungen.
Die Sorge der Marktteilnehmer bleibt bestehen, dass eine höher als erwartete Inflation eine frühere Straffung der globalen Geldpolitik mit sich bringen könnte. Das könnte die Volatilität an den Kapitalmärkten erhöhen und die Suche nach Orientierung neu entfachen. Doch die Haltung, die die G10- Zentralbanken unter Führung der Fed bisher verfolgt haben, sprich nicht auf vorübergehende Nachfrageschocks zu reagieren, dürfte vorerst beibehalten werden. Das sollte die jüngsten Sorgen der Anleger verringern und zusammen mit einem insgesamt günstigem Wirtschaftsumfeld weiterhin für riskante Vermögenswerte sprechen – trotz temporär höherer Inflation, und trotz zu erwartend erhöhter Volatilität.
Taktische Allokation Aktien & Anleihen
- Im Zuge stetiger Impffortschritte, einer schrittweisen Rücknahme der „Lockdown“- Maßnahmen, der Freisetzung von aufgestauter Nachfrage und einer nach wie vor akkommodierenden Geld-/Fiskalpolitik rechnen wir für das Gesamtjahr 2021 mit einem Wachstum der Weltwirtschaft von mehr als 6%, dem stärksten Anstieg in mehr als vier Dekaden.
- Gestützt durch eine außerordentlich starke Verbesserung in den USA, erzielten auch viele andere Industrieländer und China (trotz nachlassenden Momentums) robuste Zuwächse, wohingegen einige Schwellenländer vor dem Hintergrund des anhaltend herausfordernden COVID-Umfelds Rückschläge erlitten.
- Durch die weltweite wirtschaftliche Erholung verdichten sich die Anzeichen für weiteren Preisdruck. Der daraus resultierende Anstieg der Renditen langlaufender Staatsanleihen dürfte weiter anhalten, so dass Potenzial zu einer weiteren Versteilerung der Renditestrukturkurve besteht.
- Die Sorge der Marktteilnehmer bleibt bestehen, dass eine höher als erwartete Inflation eine frühere Straffung der globalen Geldpolitik mit sich bringen könnte. Das könnte die konjunkturelle Erholung stören und die Volatilität an den Kapitalmärkten erhöhen. Die Anleger sind auf Orientierungssuche: sie haben ihre bullischen Positionen im letzten Monat reduziert, die Stimmung ist weniger euphorisch und technische Indikatoren bewegen sich im Niemandsland.
- Das insgesamt günstige Wirtschaftsumfeld spricht dahingehend weiterhin für risikobehaftetere Vermögenswerte – trotz einer wohl eher nur temporär steigenden Inflation.
- Die Mittelzuflüsse in Aktienfonds sollten auf globaler Ebene weiter anhalten, während noch viel geparkte Liquidität in Geldmarktund Anleihefonds an der Seitenlinie steckt.
Orientierung wünscht Ihnen Ihr
Stefan Scheurer
Director, Global Capital Markets & Thematic Research
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