2024 ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die US-Ökonomie in eine Rezession rutscht. Darauf weisen eine Reihe von Frühindikatoren wie die inverse Zinsstrukturkurve (bei der die Renditen der länger laufenden Anleihen unter den Renditen von Papieren mit kürzerer Laufzeit liegen), die Schrumpfung der Geldmenge und Zentralbankzinsen, die restriktiv geworden sind, hin. Von den Märkten wird dies (noch) nicht in diesem Umfang erwartet. Dabei lehrt die Vergangenheit, dass die Konsensus-Schätzungen der Volkswirte an den Kapitalmärkten noch selten eine Rezession korrekt vorhergesagt haben.
Gleichzeitig bleiben die Inflationsraten hoch. Seit dem Höchststand im Jahr 2022 hat die Teuerung zwar deutlich nachgelassen. Vom Zielwert der Zentralbanken von 2% ist sie aber in weiten Teilen der Welt immer noch entfernt. Zur Erinnerung: Der anhaltende Preisdruck ist keine Überraschung – der Inflationsschub zwischen 2021 und 2022 war nicht nur der Pandemie und den Energiepreisschocks geschuldet, sondern auch der übermäßigen Liquidität im System durch die massive Lockerung der Geldpolitik. Billiges Zentralbankgeld sucht sich seinen Weg. Leicht adaptiert nach Milton Friedman gilt: Inflation ist immer und überall – auch – ein Phänomen der Geldpolitik. Gerade die Vergangenheit zeigt auch, dass Inflation nachhallt.
Nicht zu vergessen die „Dimensionen der Disruption“. Deglobalisierung, Dekarbonisierung und Demographie sollten für einen strukturellen Preisdruck sorgen. Lediglich die Digitalisierung lässt erwarten, dass es zu Entspannungen auf der Preisseite kommt. Die Geldpolitik wird uns also in das neue Jahr begleiten. Genauso wie die Geopolitik. Die geopolitischen Spannungen, mit zwei Kriegen im Nahen Osten und in der Ukraine, sorgen für ein schwieriges Umfeld. In vielen Teilen der Welt stehen Wahlen an. Darunter die Europawahl und die Wahl des US-amerikanischen Präsidenten.
Spannend bleibt es, ob die japanische Zentralbank BoJ (Bank of Japan) ihre langjährige Politik der Zinskurvensteuerung mit einer Obergrenze für langfristige Staatsanleiherenditen beendet. Gleichzeitig bleiben die Energiepreise, nicht nur für die Inflation, eine „wild card“.
Was sich abzeichnet: Die Anleihen sind als Vermögensgattung wieder zurück. Spätestens wenn die Geldmarktzinsen wieder sinken sollten, sollten sie weiter an Bedeutung gewinnen. Bei Aktien scheinen Diversifikation und Selektion Trumpf zu sein. Kommt es zu einer Rezession in den USA, so zeigen unsere Berechnungen, dass die Trendwenden nach oben an den Aktienmärkten in der Vergangenheit nicht vor Beginn der Rezession einsetzten, sondern bei deren Durchschreiten, wenn die Märkte den Aufschwung vorwegnahmen
Auch 2024 dürfte also ein Jahr mit viel Bewegung werden. Neu ist das nicht. Die Geschichte des Kapitalmarktes ist auch die Geschichte der Risiken. Am Ende hat sich das Wachstum durchgesetzt. Ohne Risiken könnte auch keine Risikoprämie erwartet werden (siehe dazu auch unser Investmentthema). Insgesamt dürfte 2024 die gesamte Bandbreite des „Multi-Asset“, des aktiven Allokierens über mehrere Assetklassen („Vermögensklassen“), gebraucht werden. Aktives Management der Kapitalanlage ist gefragt.
Ein gutes und erfolgreiches 2024 wünscht Ihnen
Dr. Hans-Jörg Naumer
Director Global Capital Markets & Thematic Research
Die beschriebenen Entwicklungen legen folgende taktische Allokation für Aktien und Anleihen nahe:
- Verbunden mit dem verhaltenen Wachstumsausblick scheint es für kurzfristig/taktisch agierende Investoren nahezuliegen, vorsichtiger ins neue Jahr zu starten. Wie die Vergangenheit zeigt, fasst der Aktienmarkt nicht vor einer Rezession Tritt, sondern wenn diese durchschritten wird, was dann auch Chancen für Nachkäufe bieten sollte.
- Selektion dürfte sich bei Aktien auszahlen. In Zeiten einer restriktiven Geldpolitik und langsamerer Wachstumsraten dürften eine hohe Cashflow-Generierung und starke Unternehmensbilanzen von entscheidender Bedeutung sein.
- Für die Anleiheseite wichtig: Wir sind geldpolitisch am Zinsgipfel, wenngleich auch die Leitzinsen der großen Zentralbanken länger höher bleiben sollten, als dies von den Märkten erwartet wird.
- Die Kombination eines schwächeren Wachstums und einer nachlassenden Inflation sowie attraktiven Bewertungen lassen Anleihen wieder als interessantes Investment erscheinen.
- Das Augenmerk sollte dabei eher auf den kurzen und mittleren Laufzeiten liegen, da sich hier die Zinssenkungen stärker bemerkbar machen, während gleichzeitig von einer wieder steiler werdenden Zinsstrukturkurve auszugehen ist.
- Der Ölmarkt sollte sich weiter in einem Spannungsfeld zwischen Sorgen über eine Eskalation des Nahost-Konflikts und den globalen Wachstumsaussichten bewegen. Eine Rezession oder auch nur ein schwächeres Wachstum in den größten Volkswirtschaften der Welt könnte die Ölnachfrage spürbar dämpfen. Die Lagerbestände sind jedoch nach wie vor niedrig, und der wichtigste Ölproduzent Saudi-Arabien hat ein starkes Interesse daran, die Preise hoch zu halten – bei etwa 80 bis 120 US-Dollar pro Barrel. Eine weitere Verschärfung des Krieges zwischen Israel und der Hamas könnte die Preise noch weiter in die Höhe treiben. Eine solche Eskalation, die nicht unser Basisszenario ist, hätte nicht nur Auswirkungen auf den Ölpreis, sondern würde auch zu einer deutlichen Verteuerung anderer Rohstoffe führen.
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