Stark verkürzt lässt sich das derzeitige Hochinflationsumfeld als ein unerwartet plötzlich aus dem Ruder gelaufenes Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage umschreiben. Teilweise zweistellige Inflationsraten bei Konsumentenpreisen in einigen Ländern deuten auf viele aus der Balance geratene Volkswirtschaften hin. Vereinfacht lautet daher das Rezept zur Bekämpfung der Inflation: Nachfrage drosseln – Angebot ausweiten. Soweit der Idealfall.
Wie könnte ein Weg zurück ins Gleichgewicht tatsächlich aussehen? Hinsichtlich der Nachfragedrosselung fällt den Zentralbanken eine ganz entscheidende Rolle zu, vor allem der Zinspolitik. Durch Zinserhöhungen verteuern sich alle Arten von Krediten, die Nachfrage beispielsweise nach Investitionsgütern, Konsumgütern und Häusern fällt alles andere gleichbleibend. Zinserhöhungen wirken allerdings mit einer Zeitverzögerung, die sich vorher nur schätzen lässt und im Normalfall mindestens ein Jahr beträgt.
In der Zwischenzeit bemühen sich die Zentralbanker, allen voran US-Notenbankchef Jerome Powell, nicht nur rhetorisch Entschlossenheit zu zeigen. Dies belegen seine in letzter Zeit besonders pointierten Ausführungen, aber auch die Zinsanhebungen der Federal Reserve (Fed). Er betonte, ein langer Atem der Fed werde nötig sein, und verwies warnend auf verfrühte Lockerungen der Zinspolitik mit Verweis auf die Lehren der Vergangenheit. Die Projektionen der Fed sehen ein Leitzinsniveau von über 4,5 % im Frühjahr nächsten Jahres voraus.
Und auch die anderen Zentralbanken bleiben nicht untätig. Im September haben u. a. die Europäische Zentralbank, die Bank of England und die Schwedische Riksbank ihre Leitzinsen deutlich erhöht.
Bleibt die Angebotsseite. Welche Anpassungen könnten hier den Preisdruck lindern? Kurzfristig helfen schrittweise Entspannungen in den Lieferketten und Transportkapazitäten das Angebot an Vorgütern, wie beispielsweise Mikrochips oder Bauholz, wieder zu vergrößern. Entsprechend dürfte bei ausgewählten Gütern bald ein Preisgipfel überschritten werden. Sogar die Energiepreise in Europa haben sich in Folge früher als erwartet gefüllter Gasspeicher wieder leicht beruhigt, bleiben aber im historischen Vergleich sehr hoch.
Das Angebot auf dem Arbeitsmarkt lässt sich allerdings größtenteils nur langfristig erhöhen, zum Beispiel durch Zuwanderung. Kurzfristig bleibt die Lage angespannt. So liegt gemäß einer aktuellen Studie das Arbeitskräftepotenzial in den USA allein durch die Folgen der Pandemie noch immer um etwa eine halbe Million Personen unter dem Niveau von 2019. Daraus folgt, die Lohndynamik sollte wohl erst bei geringerer Arbeitsnachfrage wieder nachlassen.
Und auch insgesamt gilt: Der Weg zurück ins Gleichgewicht dürfte mittelfristig vorwiegend über eine Drosselung der Nachfrage führen.
Für Anleger bedeutet der Weg zum Gleichgewicht anhaltend schwieriges Fahrwasser. Geduld ist gefragt, denn dieser Weg kann nicht im Sprint zurückgelegt werden. Als ermutigendes Zeichen lassen sich aber die inzwischen realistischer als noch vor einigen Monaten eingeschätzten Erwartungen an die Konjunktur und den Zinspfad der Notenbanken deuten.
Bleiben Sie in Ihrem persönlichen Gleichgewicht, wünscht Ihnen
Stefan Rondorf
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