Man mag es kaum glauben, doch das erste Halbjahr 2021 ist bereits Geschichte. Nichtsdestotrotz, der Aufwärtstrend an den internationalen Kapitalmärkten in Richtung neuer Allzeithochs hält weiter an, gestützt durch die starke konjunkturelle Beschleunigung der Weltwirtschaft in jüngster Vergangenheit. Und dass, obwohl sich die sogenannte Delta-Variante des Coronavirus weiter ausbreitet und mit ihr erneute Mobilitätseinschränkungen, insbesondere in Asien, wieder heiß diskutiert werden.
Laut unseren proprietären Indikatoren verbesserten sich die weltweiten Wirtschaftsdaten im Juni ein dreizehntes Mal in Folge – trotz fortschreitenden sektoraler und regionaler Divergenz. Während sich die wirtschaftliche Dynamik in China seit Beginn diesen Jahres bereits verlangsamt hat, dürfte sich der Höchststand beim Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten bereits im zweiten Quartal 2021 überschritten worden sein. In Europa sowie auf globaler Ebene hingegen ist dies erst für das 3. Quartal 2021 zu erwarten. Nach vorne blickend dürften sich die Märkte weiterhin auch auf die zugrunde liegende Inflationsdynamik konzentrieren, denn die globalen Inflationsindikatoren, die sich seit Jahresbeginn bereits beschleunigt haben, stiegen im vergangenen Monat angesichts starker Basiseffekte, erhöhter Rohstoffpreise, schrumpfender Produktionslücken und Engpässe, die bei einer breiteren Öffnung der Volkswirtschaften zunehmend sichtbarer werden, weiter an.
Die Kombination aus Wachstum und einem Anstieg der Inflation hat dazu geführt, dass die Zentralbanken der Schwellenländer zu einer restriktiveren Haltung übergegangen sind. Dieser Schritt wurde von den Hochzinsländern angeführt, wobei die Sorge um die Glaubwürdigkeit der Inflation und die Finanzstabilität diese Zentralbanken dazu veranlasste, als erste den Zinserhöhungszyklus einzuleiten (wie z.B. in der Türkei, Brasilien und Russland). Eine Reihe von Niedrigzinsländern in den Schwellenländern bewegen sich nun auf eine Normalisierung der Geldpolitik zu (z.B. Ungarn und Tschechien). Im Gegensatz dazu haben andere asiatische Schwellenländer immer noch mit der schnellen Ausbreitung der Delta-Variante und schwächeren Konjunkturaussichten zu kämpfen, selbst wenn das globale Wachstum anzieht. Obwohl der Inflationsdruck in allen Regionen zugenommen hat, sind viele Zentralbanken der Schwellenländer dem Beispiel der Fed gefolgt und tolerieren vorsichtig einen "vorübergehenden" Preisdruck.
Die Woche Voraus
Nach dem gemischten US-Arbeitsmarktbericht der letzten Woche blicken die Anleger zum Wochenstart in den USA insbesondere auf die (Kern-)Verbraucherpreise (Mo), gefolgt von den Erzeugerpreisen am Dienstag sowie den Import- /Exportpreisen am Mittwoch. Zusammen mit dem (vorläufigen) Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (Fr) könnten diese Konjunkturdaten die nächsten Hinweise auf die Richtung der USGeldpolitik geben. Frühindikatoren wie der Empire State Index und der Philly Fed Index (beide Do) hingegen könnten ähnlich dem jüngsten ISM-Einkaufsmanagerindex einen leichten Rücksetzer erfahren.
In der Eurozone steht einzig die Industrieproduktion auf der Agenda, während für das Vereinigte Königreich der Fokus auf den Verbraucherpreisen (beide Mi) liegen dürfte.
Besonderes Augenmerk in Asien liegt einmal mehr auf China. Neben den Handelsdaten für Juni (Di) richtet sich das Interesse der Marktteilnehmer auf das Q2- Wirtschaftswachstum bzw. die chinesischen Aktivitätsdaten (Einzelhandelsumsätze, Industrieproduktion und Anlagevermögen; alle Do), gefolgt von dem Wachstum der Geldmenge (M2) am Freitag. In Summe dürfte Chinas Wachstum weiter an Dynamik verlieren, so dass die Rufe nach (geld- und fiskalpolitischen) Stützungsmaßnahmen im zweiten Halbjahr bereits lauter werden.
Nach einem kräftigen Aufschwung im letzten Jahr befindet sich die Weltwirtschaft mittlerweile in einer reiferen Phase des Wachstumszyklus, d.h. die Anzeichen für einen bevorstehenden Höhepunkt des wirtschaftlichen Optimismus haben zugenommen, und die konsensorientierten BIP-Prognosen vieler Länder bewegen sich bereits auf einem erhöhten Niveau und (sich weiter verbessernde) globale Makrodaten sind nicht mehr überraschend für die Aufwärtsentwicklung. Technische Marktindikatoren spiegeln diesen ausgeprägten Optimismus wider, ebenso eine CashQuote, die unter Investoren laut einer Umfrage der American Association of Individual Investors (AAII) knapp 40% unter dem langfristigen Durchschnitt der letzten 35 Jahre liegt. Wir könnten daher in eine volatilere Marktphase eintreten.
Realismus wünscht
Stefan Scheurer
Director, Global Capital Markets & Thematic Research
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