Pünktlich zum Sommerbeginn auf der Nordhalbkugel sind Anzeichen für ein Abklingen der Covid-19-Pandemie zu erkennen. Die Impfkampagnen machen Fortschritte, die staatlichen Einschränkungen werden aufgehoben, und in zahlreichen Ländern normalisiert sich das Leben. Inzwischen wurden weltweit über zwei Milliarden Impfdosen verabreicht, und die Zahl der Neuinfektionen pro Tag ging allein im vergangenen Monat um rund 45% zurück.
Nichtsdestotrotz ist das Coronavirus nach wie vor ein ernst zu nehmender Unsicherheitsfaktor. Virusmutationen können neue Probleme aufwerfen, der Immunschutz schwindet womöglich, und nach wie vor stehen viele Menschen der Impfung skeptisch gegenüber. In unserem Basisszenario gehen wir jedoch derzeit von einer fortgesetzten Verbesserung der Lage aus. Das IHME-Modell der University of Washington prognostiziert bis zum 1. September einen weiteren Rückgang der weltweiten Fallzahlen um 35%. Für die privaten Haushalte bedeutet das: Der Sommer könnte relativ entspannt werden. Vielleicht können wir frisch geimpft in den Urlaub fahren oder aufgeschobenes Shopping nachholen.
Aus Anlegersicht ist die Lage etwas komplizierter. Wirtschaftliche Trends spielen bei Allokationsentscheidungen eine wichtige Rolle. Die Daten dürften jedoch weiterhin merklich schwanken, weil saisonale Bereinigungen erfolgen, „Basiseffekte“ verzerrend wirken oder womöglich geldund/oder fiskalpolitische Fehlentscheidungen getroffen werden. Deshalb müssen die Anleger die Datenlage in diesem Sommer genau analysieren. Ähnlich wie beim Sonnenschutz gilt hier: Sorgfalt ist oberstes Gebot.
Die Woche voraus
Der Datenkalender für die kommende Woche bietet kaum Schutz für hitzeempfindliche Anleger. Es stehen reichlich Daten aus einigen der wichtigsten Volkswirtschaften der Welt an.
Los geht es gleich am Montag mit Daten zur Industrieproduktion in Japan und im Euroraum. Im April scheint sich die Lage spürbar verbessert zu haben; die Auftragseingänge sind trotz der anhaltenden Covid-19-Einschränkungen angestiegen.
Dienstag ist dann ein Tag, an dem zahlreiche Daten bekannt gegeben werden. In China ist mit einer Verlangsamung bei den Einzelhandelsumsätzen, bei der Industrieproduktion und bei den Anlageinvestitionen zu rechnen. Auch in den USA könnte der Aufschwung seinen Zenit überschritten haben; die Anleger erwarten eine Verlangsamung bei den Einzelhandelsumsätzen und der Produzentenpreisinflation. In Europa könnte die Verbraucherpreisinflation in Deutschland, Frankreich und Italien aufgrund schwindender Basiseffekte wieder niedriger ausfallen.
Am Mittwoch dürfte die US-Notenbanksitzung im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Die Anleger sind auf die aktualisierten Wachstums-, Beschäftigungs- und Inflationsprognosen der Federal Reserve („Fed“) gespannt. Außerdem wird es sie interessieren, ob das Zurückfahren der Anleiheaufkaufprogamme („Tapering“) für die Notenbanker langsam ein Thema wird. Die Fed-Sprecher dürften ihrerseits noch einmal darlegen, dass sie lediglich von einer vorübergehenden Inflationsbeschleunigung ausgehen und dass sich die Beschäftigungslage noch deutlich weiter verbessern muss. Angesichts der Hauspreisinflation, die mit 19% gegenüber dem Vorjahr sehr stark gestiegen ist, werden die Notenbanker wohl erläutern müssen, warum sie immer noch jeden Monat Hypothekenpapiere im Wert von 20 Milliarden US-Dollar kaufen.
Am Donnerstag und Freitag folgen dann noch die Gesamtinflationsrate für den Euroraum, die Kerninflationsrate für Japan, die USFrühindikatoren und die britischen Einzelhandelsumsätze. Bei allen Datenreihen wird mit einer Verlangsamung gerechnet.
Technische Daten
Nach einer Phase des außerordentlichen Optimismus hat sich in den vergangenen Wochen eine neutralere Einstellung bei den Anlegern entwickelt, zumal sich risikoreiche Vermögenswerte wieder mehrjährigen Höchstständen annähern. Die Anleger scheinen nach einem außergewöhnlich starken Lauf nicht mehr so überzeugt von den Zukunftsaussichten zu sein. Falls sich jedoch die Gewinn- und/oder Konjunkturdynamik wieder beschleunigt, könnte sich neuerliches Aufwärtspotenzial ergeben.
An den Rentenmärkten sind die Renditen wieder gesunken, weil die mittelfristigen Inflationserwartungen zurückgegangen sind. Die Renditen könnten auch noch weiter sinken, wenn sich der Preisanstieg bei weltweiten Rohstoffen wieder verlangsamt. Normalerweise wäre bei einer Konjunkturbelebung und kurzfristig anziehenden Inflationsraten jedoch mit einem Anstieg der Anleiherenditen zu rechnen. Dies gilt insbesondere dann, wenn die geldpolitischen Zügel gestrafft werden. Wir behalten diese Entwicklungen und vor allem die Äußerungen der Zentralbanken genau im Blick.
Behalten Sie auch in der Sommerzeit einen kühlen Kopf!
Greg Meier
Senior Economist Direktor
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