Die jüngsten politischen Entwicklungen in China haben für mehr Optimismus an den chinesischen und asiatischen Märkten gesorgt.
Seit der Ankündigung des 20-Punkte-Plans zur Überarbeitung der Covid-19-Maßnahmen am 11. November 2022 hat sich China sehr viel rascher als erwartet wieder geöffnet. Zunächst hatten die lokalen Behörden versucht, striktere Covid-19-Kontrollmaßnahmen einzuführen, um die steigenden Infektionszahlen in den Griff zu bekommen. Am 30. November sprach Vizepremierministerin Sun Chunlan jedoch davon, dass sich der „Kampf gegen die Pandemie in einem neuen Stadium“ befinde. Diese Rede war der Wendepunkt. Am 7. Dezember veröffentlichte der Staatsrat einen weiteren 10-PunktePlan zur Lockerung der Covid-19-Maßnahmen. Außerdem senkte die Nationale Gesundheitskommission die Risikoeinschätzung für Covid-19 von Stufe 1 (Pandemie) auf Stufe 2 (Endemie) und hob die Quarantänevorschriften für Einreisende ab dem 8. Januar 2023 auf.
Neben diesem Ausstieg aus der Null-Covid-Politik hat die chinesische Regierung zuletzt auch im Internet- und Immobiliensektor eine konstruktive Politik verfolgt, die für eine Abkehr vom zuvor restriktiven Kurs spricht. Im Internetsektor hat die chinesische Aufsichtsbehörde für das Bank- und Versicherungswesen (CBIRC) den Kapitalbeschaffungsplan der Verbraucherfinanzierungseinheit einer chinesischen Internetplattform genehmigt. Die Genehmigung wird weithin als Zeichen des Fortschritts bei der Ausräumung der Bedenken der Regulierungsbehörden angesehen und steht im Einklang mit der Unterstützung der Regierung für private Unternehmen. Im Immobiliensektor wies der Ausschuss für Finanzstabilität und Entwicklung des Staatsrats die Banken- und Wertpapieraufsicht an, ihren Beitrag zur Bilanzsanierung einiger „systemrelevanter“ Immobilienentwickler zu leisten. Dies signalisiert, dass sich der Staat stärker für eine Lösung der Liquiditätsprobleme einiger wichtiger privater Entwickler einsetzen will.
Die rascher als erwartete Lockerung der Null-Covid-Politik und die staatlichen Impulse in der Industriepolitik sollten dazu führen, dass sich die Konjunktur in der ersten Jahreshälfte 2023 stärker als erwartet erholt. Ausgehend von einer niedrigen statistischen Basis des Jahres 2022 dürfte sich das Wachstum 2023 beleben und der Potenzialrate (4,5 – 5%) entsprechen oder sogar darüber liegen.
Die Woche voraus
Am Dienstag werden Chinas Makrodaten für Dezember veröffentlicht (Industrieproduktion, Einzelhandelsumsätze, Anlageinvestitionen). Der Markt rechnet mit einer weiteren Verlangsamung, zumal der Ausstieg aus der Null-Covid-Politik zunächst für einen Schock gesorgt haben dürfte. Im Euroraum steht die ZEW-Umfrage zu den Konjunkturerwartungen an. Der Index wird wohl erneut sinken, da sich das Wachstum in Europa weiter in Richtung einer Rezession verlangsamen dürfte. In den USA wird der Empire Manufacturing Survey für Januar veröffentlicht; der Markt rechnet erneut mit einem eher schwachen Wert.
Am Mittwoch und Donnerstag wird sich die Aufmerksamkeit vor allem auf US-Makrodaten richten. Am Mittwoch stehen die Einzelhandelsumsätze für Dezember an; der Markt erwartet einen Rückgang um 0,8% gegenüber dem Vormonat (gg. Vm.). Das Wachstum der Industrieproduktion dürfte im Dezember genau wie im Vormonat bei 0,2% gg. Vm. liegen. Darüber hinaus gehen die Marktteilnehmer von einer weiterhin hohen Produzentenpreisinflation im Dezember aus. Die Kapazitätsauslastung dürfte im Dezember im Zuge der anhaltenden Konjunkturverlangsamung geringfügig auf 79,5% gesunken sein. Gleichzeitig sollte sich das Wachstum der Lagerbestände der Unternehmen im November leicht von 0,3% gg. Vm. auf 0,4% gg. Vm. beschleunigt haben. Daneben steht noch eine geldpolitische Entscheidung der Bank of Japan an. Der Markt rechnet damit, dass die Kurzfristzinsen und das Renditeziel für 10-jährige japanische Staatsanleihen unverändert bleiben.
Am Donnerstag werden in den USA die Baugenehmigungen und Baubeginne im Dezember veröffentlicht. Am Markt werden erneut schwache Zahlen erwartet. Darüber hinaus stehen der Konjunkturausblick (Business Outlook) der Philadelphia Fed und die Erst- und Folgeanträge auf Arbeitslosenunterstützung im Januar an. Der Markt rechnet mit einem erneut schwachen Konjunkturausblick und einem Anstieg der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung.
Und zum Wochenschluss am Freitag werden noch die Altbauverkäufe in den USA veröffentlicht; hier ist eine weitere Verlangsamung (-3,4% gg. Vm.) zu erwarten. Außerdem stehen in Japan der Verbraucherpreisindex (VPI) und die Kernrate des VPI für Dezember auf der Agenda. Die Zahlen sind insofern von beträchtlichem Interesse, als sie eine bessere Einschätzung der geldpolitischen Entscheidung der Bank of Japan ermöglichen.
Ich wünsche Ihnen allen ein ertrag- und erfolgreiches Jahr 2023.
Christiaan Tuntono
Senior Economist
Asia Pacific Thematic Research
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