In einem unübersichtlichen Kapitalmarktumfeld, geprägt von extrem unruhigen Anleihemärkten, einem unsicheren Konjunkturausblick und hartnäckigen Inflationsraten fokussieren sich Aktienanleger ab dieser Woche besonders auf einen Faktor: die Entwicklung der Unternehmensgewinne.
In den letzten Quartalen sind die Unternehmensgewinne wie ein Phoenix aus der Asche des Pandemietals erstanden. Die Zutaten dafür waren vielfältig: eine sprudelnde Nachfrage nach Rohstoffen, langlebigen Konsumgütern und digitalen Dienstleistungen, befeuert durch die staatliche Stützung des Konsums mittels großzügiger Fiskalstimuli sowie ein striktes Kostenmanagement in vielen Unternehmen auf dem Weg aus den Lockdowns. In einigen Industriezweigen haben Knappheiten in Folge von Flaschenhalsproblematiken außergewöhnlich hohe Gewinnmargen ermöglicht, zudem herrschte in einigen Bereichen des Gesundheitssektors eine Sonderkonjunktur.
Blickt man voraus, so scheinen sich einige dieser Trends zukünftig zu verändern. Rohstoffe haben sich als Folge von Angebotsknappheiten nach der militärischen Eskalation in der Ukraine und den daraus resultierenden Sanktionen verteuert. Damit steigen die Inputkosten vieler Unternehmen nicht nur im Einklang mit steigender Nachfrage, sondern angebotsbedingt. Eine Perspektive für eine starke Konsumnachfrage ist beispielsweise durch robuste Arbeitsmärkte weiter gegeben, das Verbrauchervertrauen hat sich in Folge hoher Inflationsraten jedoch zuletzt in vielen Ländern eingetrübt. Mit den Unsicherheiten durch die Lockdowns in China könnten sich erneut Versorgungsengpässe auftun
Diese Entwicklungen dürften die Geschäftsentwicklung im ersten Quartal dieses Jahres noch nicht wesentlich beeinflusst haben.
Für die Unternehmen im amerikanischen S&P 500 werden rund 5% Gewinnwachstum erwartet, für den europäischen Stoxx 600 sogar über 20%. Beim letztgenannten Index treibt der Energiesektor das geschätzte Gewinnwachstum, das ohne diesen Sektor nur bei etwas über 7% läge. Spannend dürften vor allem die Wachstumsperspektiven für den Rest des Jahres werden. Trotz zuletzt zunehmend rückläufiger Wachstumsprognosen der Volkswirte zeigten sich die Gewinnschätzungen der Analysten für das Gesamtjahr 2022 auf Indexebene zuletzt noch unbeeindruckt. Unter der Oberfläche kann man jedoch erkennen, dass dies hauptsächlich auf gestiegene Gewinnerwartungen für den Energiesektor zurückzuführen ist, während in anderen Sektoren erste Abwärtsrevisionen zu beobachten sind. Ein echter Lackmustest dürfte bevorstehen.
Die Woche voraus
Neben den Unternehmensberichten und der geopolitischen Lage in der Ukraine stehen in der kommenden Woche einige Sentimentdaten im Vordergrund, allen voran die FlashSchätzungen der Einkaufsmanagerindizes zum Ende der Woche hin. Aus der Eurozone werden das vorläufige Verbrauchervertrauen, aber auch die Industrieproduktion und die finalen Daten zur Konsumentenpreisinflation im März veröffentlicht werden. In den Vereinigten Staaten könnten einige Häusermarktdaten vor dem Hintergrund gestiegener Hypothekenzinsen Beachtung finden. In China stehen die Daten zum Wachstum im ersten Quartal sowie Daten zu Industrieproduktion und Konsum aus dem März an, zudem könnte die Loan Prime Rate zur Stimulierung der Wirtschaft etwas gesenkt werden.
Betrachtet man das Sentiment der Investoren, steigt das Bewusstsein für konjunkturelle Risiken. Positiv könnten sich erste Tendenzen hinsichtlich einer allmählichen Gipfelbildung bei den Inflationsraten auswirken. Die Gewinnberichte sollten die unterschiedlich ausgeprägte Widerstandsfähigkeit und Preissetzungsmacht verschiedener Unternehmen ans Tageslicht bringen. Dies sollte aktive Anleger begünstigen.
Bleiben Sie widerstandsfähig,
wünscht Ihnen Ihr
Stefan Rondorf
Senior Investment Strategist, Global Economics & Strategy
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