Die wirtschaftliche Erholung nach der Covid19-Pandemie hat einen kritischen Punkt erreicht. Die Impfkampagne nimmt rasch Fahrt auf. Damit kann in Ländern, die Zugang zu Impfstoffen haben, eine Normalisierung stattfinden. Andere Länder fallen dagegen zurück. Diese Situation könnte sich verfestigen, was im weiteren Verlauf zu einer auseinander laufenden Entwicklung führen würde: Manche Länder nehmen Fahrt auf, andere dagegen verzeichnen eine Wachstumsverlangsamung und bleiben zurück.
Daraus ergeben sich wichtige Implikationen für die Anleger. Die Renditen von USStaatsanleihen („Treasuries“) schnellten Anfang 2021 in die Höhe, weil sich das Wachstum und die Inflation in den USA beschleunigten. Nun hellen sich die Aussichten für die US-Wirtschaft weiter auf, die USRenditen überschritten jedoch bereits im März ihren Höchststand.
Warum sind die US-Renditen nicht parallel zur Konjunkturbelebung angestiegen? Ein Grund könnte darin liegen, dass der Covid-19- Ausbruch in Indien die Nachfrage nach sicheren Häfen verstärkt hat. In Indien sind die Krankenhäuser angesichts einer Versiebenfachung der Todesfälle pro Tag überfordert, und die Situation hat international Schlagzeilen gemacht. Die USRenditen scheinen sowohl von der Lage im Land selbst als auch von der problematischen Entwicklung im Ausland beeinflusst zu werden.
Wie geht es jetzt weiter? Die Bandbreite an möglichen Szenarien ist zwar beträchtlich, aber die Pandemielage könnte sich in den kommenden Monaten deutlich verbessern. So dürfte sich die Ausbreitung des Virus in Indien bald verlangsamen, wenn der prozentuale Anteil der Infizierten an der Gesamtbevölkerung in die Höhe schnellt. Angesichts neuer Virusvarianten stellen sich Fragen nach der Wirksamkeit der Impfstoffe und der Möglichkeit erneuter Infektionen. Die derzeit verfügbaren Vakzine scheinen jedoch wirksam zu sein und werden zunehmend vergeben.
Die Woche voraus
Zuweilen pausiert der Datenfluss. Dies ist aber in dieser Woche sicherlich nicht der Fall. Ganz im Gegenteil ist mit einer wahren Datenflut zu rechnen. Diese setzt am Sonntag mit den chinesischen Daten zu Einzelhandelsumsätzen, zur Industrieproduktion und zu den Anlageinvestitionen im April ein. Die Anleger rechnen mit einer Verlangsamung auf breiter Front, da die Wachstumsraten wieder zum Vor-Pandemie-Niveau zurückkehren sollten.
Am Montag verlagert sich die Aufmerksamkeit dann nach Japan, wo die vorläufigen Daten eine (annualisierte) BIP-Kontraktion um 4,6% im ersten Quartal ausweisen könnten. Dies wäre nach den hart erkämpften Zuwächsen in der zweiten Jahreshälfte 2020 eine enttäuschende Entwicklung.
Der US-Immobilienmarkt rückt dann am Dienstag ins Blickfeld. Bei den Baubeginnen ist mit einer Verlangsamung zu rechnen. Die Baugenehmigungen (die Aufschluss über die künftige Aktivität geben) sollten sich dagegen wieder dem Boom-Niveau der Jahre 2005/2006 annähern.
Am Mittwoch steht dann wieder Japan im Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Auftragseingänge im Maschinenbau (Kernrate) dürften im März um 2,8% angestiegen sein, und bei Exporten und Importen dürfte sich die Wachstumsrate im April verlangsamt haben. In den USA wird das Protokoll der Federal Reserve-Sitzung vom vergangenen Monat veröffentlicht. Es könnte auf den anhaltenden Anstieg der Beschäftigung, des Konsums und der Investitionen eingehen und ein Bekenntnis zu einer weiterhin unterstützenden Politik enthalten.
Am Donnerstag und Freitag werden sich die Anleger dann auf die wirtschaftliche Erholung in Europa konzentrieren. In Großbritannien hat sich das Wachstum der Einzelhandelsumsätze wahrscheinlich im April verlangsamt, sollte aber hoch geblieben sein. Die Einkaufsmanagerindizes für Kontinentaleuropa könnten uneinheitlich ausfallen. Der Index für den Dienstleistungssektor des Euroraums könnte in diesem Monat wieder im Kontraktionsbereich liegen, der Index für das verarbeitende Gewerbe dürfte dagegen nach wie vor nahe dem höchsten Stand seit mindestens zehn Jahren notieren.
Technische Daten
Die von uns erwartete Inflationsbeschleunigung ist in der Tat eingetreten. Anleger in Staatsanleihen scheinen sich jedoch eher wegen Covid-19 als wegen der ertragsschmälernden Auswirkungen einer höheren Inflationsrate Sorgen zu machen. Die Marktstimmung erscheint vergleichsweise angespannt, und der jüngste Anstieg des Volatilitätsindex des CBOE (des „Angstbarometers“ der Wall Street) deutet darauf hin, dass sich die Anleger zunehmend gegen einen möglichen Abschwung absichern möchten.
Der „Reflationierungs-Trade“ sollte sich zunächst fortsetzen. Die Rohstoffpreise steigen an, nicht zuletzt bei wichtigen Materialien für den Bausektor und die Industrie (z.B. Kupfer, Stahl und Eisenerz). Am Aktienmarkt sollten zyklische Value-Titel im derzeitigen Umfeld profitieren; Sektoren mit längerer „Duration“ (z.B. Technologie) könnten mit Gegenwind zu kämpfen haben.
Schlagen Sie am Scheideweg den Pfad ein, den nicht alle wählen.
Greg Meier
Senior Economist Direktor
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