Am Tag nach der Europawahl in der Europäischen Union zeigte sich der Euro eher schwächlich, ebenso wie der Aktienmarkt der Region. An den Anleihemärkten weiteten sich die Risikoprämien gegenüber deutschen Staatsanleihen aus. Der Aufschlag der französischen Staatsanleihen OATs zur deutschen Bundesanleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren kletterte auf den höchsten Stand seit sechs Wochen. Was für Unsicherheiten sorgt, sind die vorgezogenen Neuwahlen zur französischen Nationalversammlung, deren erster Durchgang bereits Ende dieses Monats stattfinden wird. Eine echte Überraschung nach einer ansonsten in etwa wie erwartet verlaufenen Europawahl. In Anlehnung an den Dichter Hermann Hesse wohnt diesem Anfang nach der Wahl kein Zauber inne. Auch das konjunkturelle Umfeld verlor etwas an Zauber. Unser proprietärer globaler Makro-Breiten-Indikator („Global Macro Breadth Growth Index“) ist im Mai zum ersten Mal seit sechs Monaten gesunken. Die Daten verschlechterten sich in den meisten Industrieländern (am deutlichsten in den Vereinigten Staaten). Auch die Schwellenländer schwächten sich ab. Die chinesischen Makrodaten gaben zum ersten Mal seit neun Monaten nach. Auch in Brasilien, Indien, der Türkei, Mexiko und Russland zeigt sich eine Abschwächung. Die Korrektur ging mit einem leichten Rückgang des weltweiten Verbraucher- und Geschäftsklimas einher. Erfreuliche Ausnahme: die Eurozone und Schweden. Die Disinflation ist in den letzten Monaten zum Stillstand gekommen, wie der Anstieg unseres Macro Breadth Inflation Index zeigt, der zum zweiten Mal in fast zwei Jahren gestiegen ist. Der Konsens reagierte auf die ungünstigen Inflationsdaten mit einer Anhebung der Inflationsprognosen für eine leichte Mehrheit der Länder in unserem Universum.
In diesem Kontext hat es die Geldpolitik nicht einfach. Nach neun Monaten Geradeausfahrens machte die Europäische Zentralbank (EZB) in der Vorwoche den Anfang mit Zinssenkungen. Aber auch hier ohne „Zauber“, denn ein Automatismus für schnelle, weitere Zinssenkungen ist dies nicht, wie auch EZB-Präsidentin Lagarde betonte. Die Geldpolitik wird auf Sicht, d.h. datenabhängig, gefahren. Aus gutem Grund. Der Inflationsdruck, und hier besonders das Lohnwachstum, dürfte schnelle weitere Schritte nicht zulassen. Kein Wunder, dass die Euro-Zentralbank sowohl für die Kernrate als auch für den gesamten Warenkorb (gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex) die Inflationserwartungen nach oben angepasst hat. Erfreulich dabei ist nur, dass auch die Wachstumserwartungen heraufgenommen wurden.
Bei der Federal Reserve Bank (Fed) scheint sich ein Zinsschritt weiter nach hinten zu verschieben, wie die Tagung des Geldmarktausschusses zeigte.
U.a. geben die Arbeitsmarktdaten der Vorwoche, aber auch die Preisdaten, welche in der abgelaufenen Woche veröffentlichen wurden, aktuell kaum einen Handlungsspielraum.
Nicht einfach hat es auch die Bank of Japan (BoJ), die in der abgelaufenen Woche tagte. Die Datenlage ist unverändert schwierig. Der allgemeine Inflationstrend ist nach wie vor rückläufig. Auch das japanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im ersten Quartal um 0,5 % gegenüber dem Vorquartal geschrumpft. Positiv zu vermerken ist, dass das nominale Lohnwachstum und die Inflationserwartungen robust bleiben und die starken Unternehmensgewinne ein Umfeld schaffen, das weitere Lohnerhöhungen begünstigt. Einige Mitglieder des BoJ-Direktoriums haben angedeutet, dass die Deflation zwar noch nicht endgültig überwunden sei, dass sie aber zunehmend zuversichtlich seien, dass sich Japan auf einem guten Weg dorthin befinde. Der Kurs in Richtung einer langsamen Normalisierung der Geldpolitik durch eine Verringerung der Staatsanleihenkäufe und/oder eine Zinsanhebung dürfte in diesem Kontext fortgesetzt werden.
Die Woche voraus
Nach einer Woche der Wahlen und der Geldpolitik, dürfte in der kommenden Woche das Hauptaugenmerk der Märkte auf den Konjunkturdaten liegen, abgesehen davon, dass die Bank of England am Donnerstag tagt. Gleich am Montag stehen die Industrieproduktion und die Einzelhandelsumsätze für China an. Am Dienstag ergießen sich die ZEW-Konjunkturerwartungen für die Eurozone und deren Mitgliedsländer sowie die Industrieproduktion und die Einzelhandelsumsätze für die USA über die Märkte. Am Donnerstag sollten das Verbrauchervertrauen für die Eurozone, die Erzeugerpreise für Deutschland und die Erstund Folgeanträge auf Arbeitslosenhilfe aus den USA im Mittelpunkt der Beachtung stehen. Den Abschluss bilden am Freitag die vorläufigen HCOB-Einkaufsmanagerindizes für das Euroland, das Verbrauchervertrauen in Japan und der Index der Frühindikatoren für die USA.
Insgesamt sollte das vorherrschende Konjunkturszenario mit den geldpolitischen Erwartungen fortgeschrieben werden. Die technischen Indikatoren zeigen eine vergleichsweise unverkrampfte Lage, aber mit einer disharmonischen Geldpolitik und einer gestiegenen Unsicherheit in Europa gibt es ausreichend Gründe für eine erhöhte Volatilität.
Zauberhafte Renditen wünscht Ihnen
Dr. Hans-Jörg Naumer
Director Global Capital Markets & Thematic Research
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