Im vergangenen Quartal verlor die weltweite Konjunkturerholung an Schwung, nachdem die Delta-Variante schon Hoffnungen auf einen „normalen“ Sommer zu Makulatur werden ließ. Trotz der Wachstumsverlangsamung sind jedoch klare Anzeichen für eine Inflationsbeschleunigung zu erkennen. Im Euroraum, in Großbritannien, den USA, Japan und zahlreichen Schwellenländern übertrifft der Preisauftrieb die Prognosen der Experten deutlich.
Umfragen zufolge gehen die meisten Fondsmanager nach wie vor davon aus, dass die Inflation nur vorübergehend anziehen wird. Aufgrund von Basiseffekten und einem vorübergehenden Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wurde damit gerechnet, dass die Inflation mit der erneuten Öffnung der Wirtschaft in die Höhe schnellen würde. Allerdings stellen einige unerwartet hartnäckige Faktoren die These in Frage, dass die Inflationsbeschleunigung nur vorübergehend sei.
Als erstes sind globale Angebotsengpässe zu nennen. Ein gutes Beispiel dafür ist der weltweite Halbleitermangel: Von Deutschland bis hin zu den USA, China und Japan mussten Autoproduzenten ihre Fertigung unterbrechen oder reduzieren, weil sie einfach keine Bauteile bekommen können. Dieses Problem sollte sich auf Dauer von selbst lösen. Im Moment jedoch dämpft es die Produktion und treibt die Preise für Neu- und Gebrauchtwagen nach oben.
Angebotsengpässe sind jedoch nicht nur bei Halbleitern und Autos festzustellen. Erdgas z.B. ist ein wichtiger Grundstoff in der Chemieindustrie, und einige Kraftwerke können sowohl mit Erdgas als auch mit Erdöl betrieben werden. Der jüngste Preisanstieg bei Erdgas könnte also zum einen in diesem Winter zu höheren Heizkosten für die privaten Haushalte führen und zum anderen Alltagsprodukte verteuern, deren Preis vom Erdgaspreis abhängt (z.B. Kunststoffe, Dünger oder Öl).
Neue Engpässe scheinen praktisch im Wochenabstand aufzutauchen. Chinas gut gemeinte Versuche, die Kohleförderung zu begrenzen, könnten Auswirkungen auf die Güterpreise in energieintensiven Sektoren wie Stahl, Aluminium oder Zement haben. Die langsame Abfertigung von Containerschiffen in den US-Häfen wirkt sich im Vorfeld der wichtigen Weihnachtssaison gegebenenfalls auf die „Justin-time“-Lagerbestände und damit auf die Preise aus. Vgl. dazu unsere „Grafik der Woche”.
Die größte Herausforderung auf der Angebotsseite ist jedoch wohl nicht im Bereich Lieferketten, sondern vielmehr am Arbeitsmarkt zu verorten. Dafür spricht der US-Beschäftigungsbericht vom vergangenen Monat: Es wurden unerwartet wenig neue Stellen geschaffen, aber die Löhne schnellten in die Höhe und die Arbeitslosigkeit ging zurück.
Einige Einflussfaktoren auf das Arbeitsangebot hängen mit der Covid-19-Pandemie zusammen und sollten im Zeitablauf abklingen. Falls jedoch das Arbeitskräfteangebot strukturell geringer ist als vor der Pandemie (möglicherweise aufgrund einer verstärkten Tendenz zur Frührente), müssen sich die Zentralbanken mit dem Rückkopplungsrisiko zwischen Lohninflation und Verbraucherpreisen befassen.
Die Woche voraus
In der nächsten Woche stehen zahlreiche wichtige Daten an. Für Anleger in Asien ist der Montag interessant. Das BIP-Wachstum in China dürfte sich von 7,9% im zweiten Quartal deutlich auf 5,5% im vergangenen Quartal verlangsamen. Daten zur chinesischen Industrieproduktion, den Anlageinvestitionen und den Hauspreisen könnten nach den jüngsten Berichten über die Probleme im Energiesektor und bei Immobilienentwicklern von besonderer Bedeutung sein.
Im Euroraum könnte das Bild etwas günstiger ausfallen. Dort rechnen die Anleger damit, dass sich die jüngste Verbesserung der Pandemielage in einem Aufschwung im verarbeitenden Sektor und im Dienstleistungssektor niederschlägt. Am Donnerstag werden erste Zahlen zur Verbraucherpreisinflation im Euroraum im September veröffentlicht. Analysten rechnen mit einem Anstieg der Gesamtrate um 0,4% gegenüber dem Vormonat bzw. um 3,4% gegenüber dem Vorjahr.
Zahlen zur US-Konjunktur werden über die ganze Woche hinweg veröffentlicht. Am Montag gibt es u.a. Informationen zur Industrieproduktion (Prognose: Verlangsamung) und zum Vertrauen im Wohnungsbau (Prognose: weiterhin robust). Am Dienstag stehen Baugenehmigungen und Baubeginne (Prognose: Beschleunigung bei beiden Datenreihen) an. Und am Donnerstag und Freitag werden dann die Frühindikatoren und die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe veröffentlicht (Prognose: Verlangsamung bei beiden Datenreihen).
Technische Daten
An den Aktienmärkten findet eine holprige Bodenbildung statt. Die Märkte haben wiederholt nahe den gleitenden 200-TagesDurchschnitten Unterstützung gefunden. Nachdem jedoch Anfang September noch die Mehrheit der Anleger „bullish“ war, ist ihr Anteil jetzt auf 40% geschrumpft. Die Konsolidierung könnte im weiteren Verlauf als Grundlage für die übliche saisonale Kursfestigung in den Monaten von November bis April dienen.
Wenn wir einmal vom Aktienmarkt absehen, steigen die Zinsen tendenziell an. In Großbritannien, den USA und Deutschland sind die Anleiherenditen nach oben ausgebrochen. Die Rohstoffpreise weisen in der Regel eine inverse Korrelation mit dem US-Dollar auf, da Rohstoffpreise zumeist in US-Dollar angegeben werden. Zuletzt stiegen die Rohstoffpreise jedoch an, obwohl der US-Dollar aufwertete.
Hoffen wir, dass die Märkte Ihre Wünsche erfüllen!
Greg Meier
Macroeconomic Strategist, US Capital Markets Research & Strategy
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