Im ursprünglichen Liedtext beschwert sich der Sänger, er sei zwischen Clowns („clowns“) auf der einen Seite und Witzbolden („jokers“) auf der anderen Seite eingeklemmt und werde das Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht stimme.
Die Wirtschaft des Euroraums sitzt ganz ähnlich in der Klemme. Zugegebenermaßen ist das Wachstum derzeit kräftiger als vor einem Jahr oder auch zu Jahresbeginn. Aber im ersten Quartal war die Dynamik nach dem Ende der Rezession lebhafter und ließ auf eine Erholung hoffen, die ihrerseits Impulse setzen könnte. Jetzt, zur Mitte des dritten Quartals, wird deutlich, dass diese Erwartungen zu optimistisch waren. Die Belebung der Binnennachfrage und insbesondere des Konsums der privaten Haushalte ist deutlich hinter der ohnehin schon moderaten Erholung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zurückgeblieben – und das, obwohl die Arbeitslosenquote im historischen Vergleich nach wie vor sehr niedrig ist.
Das liegt zweifellos unter anderem daran, dass die Inflation nur schwer in den Griff zu bekommen ist. Im Gütersektor ist sie zwar wieder zum Vor-Pandemie-Niveau zurückgekehrt, aber im Dienstleistungssektor liegt sie deutlich höher und steht nach wie vor nicht mit dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) im Einklang.
Die Zentralbank führt dies auf einmalige Lohnerhöhungen zurück, mit denen die Kaufkraftverluste während der Inflation nach der Pandemie wettgemacht werden sollen, und geht weiterhin davon aus, dass die Inflationsrate in den kommenden beiden Jahren zum Zielwert zurückkehrt.
Allerdings ist auch festzuhalten: In den USA führte der durch die Erholung der Reallöhne ausgelöste Optimismus zu einem derartig kräftigen Anstieg des Konsums, dass die Sparquoten der privaten Haushalte gesunken sind. Im Euroraum dagegen ist das Gegenteil der Fall: Im ersten Quartal lagen die Sparquoten bei über 15% – vor der Pandemie hatten sie rund 12,5% betragen. Ganz offensichtlich haben die Verbraucher aufgrund des Kriegs in der Ukraine und des Inflationsschocks nach der Pandemie das Gefühl, dass sie zur Absicherung gegen künftige Risiken ein zusätzliches Polster benötigen.
Tatsächlich scheinen die künftigen Herausforderungen für den Euroraum nicht kleiner zu werden. Falls der ehemalige US-Präsident Trump wiedergewählt wird, besteht das Risiko eines Kurswechsels in der USHandelspolitik. Genau gegen einen derartigen Schock könnten sich die Verbraucher im Euroraum absichern wollen – und womöglich auch die Unternehmen.
Die Verbraucher sind also zögerlich und die Unternehmen werden von der lahmenden Nachfrage in Mitleidenschaft gezogen. Also wäre ein neuer Impuls nötig, ganz gleich, von woher. Worauf können wir hoffen?
Als erstes kommt da eine stärker unterstützende Geldpolitik in den Sinn. Das Wachstum hat die Erwartungen der EZB enttäuscht. Daher könnte die Zentralbank jedes Anzeichen für ein Abflachen der Inflationsdynamik nutzen, um eine rasche Zinswende vom jetzigen, restriktiven hin zu einem das Wachstum stärker stützenden Niveau zu rechtfertigen. Umfangreichere Zinssenkungen sind in nächster Zeit wohl angesichts der hartnäckigen Inflation im Euroraum nicht zu erwarten, aber wir gehen davon aus, dass die wichtigen Zentralbanken ihre Leitzinsen im Herbst reduzieren.
Die Fixed Income-Märkte profitieren bereits von den Anzeichen für eine schwächere Wachstumsdynamik: Die 10-jährigen Renditen in den USA sind unter 4,0% gefallen, und die Renditen von 10-jährigen Bundesanleihen lagen zu Monatsbeginn nahe 2,0%. Anleihen profitieren tendenziell am stärksten von einem schwächeren Wachstum und sinkenden Inflationsraten. Ob auch die Aktienkurse zulegen, hängt von den Gewinnerwartungen ab.
Die Woche voraus
Die Datenveröffentlichungen der kommenden Woche weisen klar auf die Risiken des In-der-Klemme-Steckens hin. Der Einkaufsmanagerindex für den Euroraum lag im Juli bei 50,2, also unter dem Durchschnittswert der Jahre seit 1999 (52,5) und nahe einem Niveau, das auf ein Nullwachstum im Euroraum hindeutet. Daher dürften die Beobachter genau registrieren, ob die Vorabschätzung des Einkaufsmanagerindex für August in dieser Woche auf eine Belebung hindeutet.
Auch in den USA und in Großbritannien werden die Vorabschätzungen der Einkaufsmanagerindizes für August veröffentlicht. In diesen Ländern waren die Daten zwar insgesamt günstiger als im Euroraum, aber das Vertrauen in die Konjunktur könnte durchaus eine Stärkung vertragen. Und zuletzt wurde in Japan seit der bisher letzten Einkaufsmanagerindex-Veröffentlichung die Geldpolitik gestrafft und der Wechselkurs hat rasch aufgewertet. Deshalb dürfte in der kommenden Woche genau unter die Lupe genommen werden, inwieweit sich diese Entwicklungen auf die Wirtschaft ausgewirkt haben.
Das Protokoll der Juli-Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve dürfte in der kommenden Woche ebenfalls von Interesse sein. Spannend ist vor allem die Frage, ob es Signale für den Zeitpunkt gibt, zu dem der Markt eine Zinssenkung erwarten kann. Und zuletzt werden in Japan die Inflationsdaten für Juli im Fokus stehen, da die Bank of Japan (BoJ) bei der Zinsanhebung im Juli klar eine weitere Straffung der Geldpolitik signalisiert hat.
Hoffen wir, dass die Zinsen in den meisten Ländern sinken und wir nicht in der Klemme stecken bleiben!
Sean Shepley
Senior Economist
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