Während weltweit die Zahl der Leitzinsanhebungen zunimmt, geht China einen anderen Weg. Dort hat die People‘s Bank of China zum Wochenauftakt die Zinszügel gelockert, was auch als Signal verstanden werden kann, dass weitere Lockerungen zu erwarten sind. Sie will die Kreditnachfrage des privaten Sektors stützen. Auch mit einer erleichterten Kreditvergabe im Immobiliensektor ist zu rechnen. Dies ist im Kontext zu sehen, dass sich das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) im 4. Quartal 2021 auf 4% (Jahresrate) verlangsamte. Für das Gesamtjahr lag das BIP-Wachstum bei 8,1%.
Die Europäische Zentralbank (EZB) gehört geldpolitisch unverändert zu den Zauderern, und das obwohl es immer eindeutiger wird, dass die Preisveränderungen im Euroraum zwar auch – aber eben nicht nur! – vorübergehender Natur sind. Quälend langsam nur scheint sich die EuroZentralbank darauf einzustellen, und belässt es bei vorsichtigen Veränderungen ihrer Wortwahl. Demographie und Dekarbonisierung sind dabei die zwei großen D, auf die sie sich einstellen muss, aber da ist eben auch noch ein drittes „D“ – das der fiskalischen Dominanz. Je höher die Zinsen, desto höher die Zinslast der öffentlichen Haushalte. Eine einfache Mechanik. Ein Schelm, wer Schlechtes dabei dächte.
Die Woche voraus
Geldpolitisch interessanter dürfte die kommende Woche werden. Der geldpolitische Ausschuss der US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) tagt. Der Abbau der Aufkaufprogramme („Tapering“) rollt und im März sollte mit einem ersten Zinsschritt gerechnet werden. Die Fed ist massiv „behind the curve“, und es wird spannend zu sehen inwieweit auch eine Bilanzreduzierung thematisiert wird. Die Geldmärkte habe sich bereits auf die drei Zinsanhebungen 2022 eingestellt. Wir sind etwas hawkisher und stellen uns auf vier ein.
Neben der Geldpolitik dominieren die Stimmungsindikatoren den Datenkalender. Den Auftakt bilden am Montag die MarkitEinkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe im Euroland. Am gleichen Tag steht auch der Nationale Aktivitätenindex der Chicago Fed zur Veröffentlichung an. Einer der Datenhöhenpunkte sollte der ifo-Geschäftsklimaindex am Dienstag für Deutschland sein. Die Bundesrepublik zeigte im Vergleich der Industriestaaten 2021 nur eine verhaltende Erholung nach der Krise, umso wichtiger wird es jetzt zu sehen, ob das Geschäftsklima von Lieferkettenproblemen und der 4. CoronaWelle überschattet wird, oder sich der für das laufende Jahr kräftige Aufschwungprozess abzeichnet. Tags drauf folgen das Konsumentenvertrauen des Conference Boards und der Index der Richmond Fed für das verarbeitende Gewerbe der USA. Am Donnerstag dann stechen das GfK-Konsumentenvertrauen für Deutschland und die Auftragseingänge der Gebrauchsgüter für die USA hervor. Zum Wochenschluss dann folgen die vorläufige Schätzung des deutschen Bruttoinlandsproduktes für das 4. Quartal 2021 und der Stimmungsindikator für das Michigan-Sentiment.
Im Gesamtbild ist zu erwarten, dass sich eine Konjunktur, die in der Reifephase angekommen ist und Abkühlungstendenzen zeigt, fortschreibt, wobei es allerdings nach Regionen bzw. Ländern zu etwas unterschiedlichen Verläufen kommt.
Auf der technischen Seite dürfte sich kaum Abgabedruck ergeben. Die Relative-StärkeIndikatoren für die größeren Aktienmärkte schweben im Niemandsland, zeigen also auch keinen unmittelbaren Verkaufsdruck an, und das Bullen-Camp hat, nach der unruhigen Phase der letzten Wochen, Mitglieder verloren. Was etwas Kopfzerbrechen bereitet ist, dass unser „Schwerelosigkeitsindikator“, der am USamerikanischen Aktienmarkt das 12- Monats-KGV in Relation zum Volatilitätsmaß VIX setzt, eine knappe Standardabweichung über dem längerfristigen Durchschnitt seit Anfang der 90’er liegt. Das zeigt, dass das Risikobewusstsein in Anbetracht der Bewertungen nicht sehr ausgeprägt ist, was bei nicht auszuschließenden geopolitischen Verspannungen schnell umschlagen kann.
Der Grundtenor an den Märkten dürfte von der Geldpolitik in 3-D bestimmt werden: Die Inflation drückt, der Zug der Währungshüter schwenkt mit sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit darauf ein, die Zentralbankliquidität wird in der Folge nur sehr langsam weniger. Über alle Unsicherheiten hinweg, dürfte dies das Sachkapital, also Aktien, mittelfristig begünstigen.
3-R (Rendite, Rendite, Rendite) wünscht
Ihnen im neuen Jahr,
Dr. Hans-Jörg Naumer
Director Global Capital Markets & Thematic Research
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