Die Aussichten für die Weltwirtschaft haben sich im Strudel aufziehender Gewitterwolken eingetrübt. Noch im Januar rechnete der Internationale Währungsfonds (IWF) für das Jahr 2022 mit einem robusten globalen Wachstum von 4,4% und einer nach der Omikron-Welle zu erwartenden weiteren Belebung. Doch das Umfeld hat sich wegen der Invasion in der Ukraine, der aufgrund der Null-Covid-Politik verhängten Lockdowns in China und der zunehmenden Belastungen für globale Lieferketten, Rohstoffe und Finanzmärkte in den letzten Wochen drastisch verschlechtert.
Während die Weltbank von einer „Reihe sich überschneidender Krisen“ spricht, hat die jüngste Inversion der Renditekurve von US-Treasury-Anleihen Spekulationen über die Gefahr einer Rezession Auftrieb verliehen.
Aber wie können Anleger Lärm von Anzeichen unterscheiden? Zunächst einmal gilt es, den Überblick zu behalten. Denn Unsicherheit ist Gift für die Märkte, und folglich ist es nicht verwunderlich, dass sich Volatilität breit macht. Diese dürfte zumindest so lange anhalten, bis sich die Lage wieder entspannt. Unseren Analysen zufolge haben Aktien erfahrungsgemäß im Vorfeld geopolitischer Krisen tendenziell nachgegeben, ehe sie in den drei bis sechs Monaten nach Abklingen der Unruhen wieder gestiegen sind. Freilich stehen wir heute vor einer einzigartigen Konstellation, in der sich historische Trends womöglich nicht bewahrheiten.
Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Weltwirtschaft zwar gerade eine Phase der Abschwächung durchläuft, aber trotzdem weiter expandieren sollte. So geht der IWF trotz jüngster Korrekturen weiterhin davon aus, dass die globale Konjunktur in diesem Jahr um 3,6% wachsen wird. Obwohl diese Prognose eine Verlangsamung gegenüber 2021 bedeuten würde, läge sie immer noch über dem seit 1980 gemessenen Durchschnitt von 3,4%. Auf jeden Fall keine Rezession.
Zudem läuft die Wiedereröffnung nach der Omikron-Welle jetzt schon an. Die Zahl der täglichen Todesfälle ist weltweit deutlich zurückgegangen und könnte nach Angaben des amerikanischen Institute for Health Metrics and Evaluation bis spätestens zum 1. August auf dem niedrigsten Stand der Pandemie bleiben. In vielen Ländern herrschen angespannte Arbeitsmärkte, während die privaten Haushalte in der Lage sind, allen voran in den USA, ihre überschüssigen Ersparnisse auszugeben. Manche Ausgaben könnten sich einfach als Inflation verflüchtigen; trotzdem dürften sie noch ausreichen, für ein reales Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) bis ins Jahr 2023 zu sorgen.
Die Woche voraus
Die kommende Woche bringt eine Fülle von Unternehmenszahlen für das erste Quartal 2022, und zwar berichten mehr als 180 im S&P 500 geführte Konzerne. Besonders spannend wird sein, wie die Unternehmen mit den steigenden Inputkosten zurechtkommen und, ob das Umsatzwachstum kräftig genug ausfällt, um Margen und Gewinne zu schonen. Bislang haben 71% der Unternehmen die Gewinnprognosen der Analysten übertroffen. Aus konjunktureller Sicht stehen mehrere wichtige Meldungen an. Dazu gehören für Asien die chinesischen Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor, die japanischen Einzelhandelsumsätze und eine geldpolitische Entscheidung der Bank of Japan.
In der Eurozone sollte ein Auge auf die am Sonntag stattfindende zweite Runde der Präsidentschaftswahlen in Frankreich gerichtet werden. In Deutschland könnte der ifo- Geschäftsklimaindex Aufschluss darüber geben, wie sich der russische Einmarsch in die Ukraine auf die Konjunktur in Europas größter Volkswirtschaft ausgewirkt hat. Auf der anderen Seite des Ärmelkanals werden Anleger in Großbritannien die Hauspreise auf Rightmove auf etwaige Folgen des unlängst erfolgten Anstiegs der Kreditzinsen hin durchforsten.
In den USA stehen mehrere Indikatoren auf dem Programm, darunter der Case-Shiller-Hauspreisindex, das Verbrauchervertrauen der University of Michigan, die Baugenehmigungen und die Aufträge für langlebige Güter. Wir werden auch erste Anhaltspunkte für das BIP-Wachstum und die Beschäftigungskosten im Q1 2022 erhalten.
Aus technischer Sicht
Die in diesem Jahr aufgetretenen ungünstigen Trends haben dazu geführt, dass die Aktieninvestoren „bärenhafter“ geworden sind. Laut der letzten Umfrage der American Association of Individual Investors (AAII) geben derzeit nur noch 15,8% der Marktteilnehmer an, optimistisch eingestellt zu sein, so wenig wie seit 1992 nicht mehr. Das könnte auf eine kurzfristige Erschöpfung und/oder einen überverkauften Markt hindeuten.
Was die Staatsanleihen betrifft, so sind die Renditen zwar steil und kräftig nach oben geschnellt. Ein dauerhafter Höchststand dürfte aber erst in einigen Wochen erreicht werden. Die wichtigsten Schwellenwerte für 10-jährige USStaatsanleihen liegen bei 3% und 3,2%. In Deutschland dürften 10-jährige Bundesanleihen 1% erreichen.
Auf dass Ihre Investitionen dem stürmischen „Wetter“ standhalten,
wünscht Ihnen Ihr
Greg Meier
Director, Senior Economist, Global Economics & Strategy
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