Von Voltaire’s Candide ist die schöne Erkenntnis überliefert, dass wir in der „besten aller Welten“ leben. Falsch ist das nicht, zumal wir aller Voraussicht nach alleine im Universum sind. So eine Stimmung scheint auch an den Kapitalmärkten durchaus ihre Anhänger zu haben. Die Märkte zeigten sich zuletzt erstaunlich stabil, obwohl die Stimmung der US-Konsumenten nachließ und auch die Industrieproduktion in der Eurozone unter Druck blieb.
Für das „Beste aller Welten“ Szenario muss die Konjunkturentwicklung nicht zwangsläufig nur gut sein, denn auch ein Szenario der „sanften Landung“ der Weltkonjunktur hat seine Vorteile. Motto: Die großen Zentralbanken sind am Gipfel ihres Zinszyklus angekommen, jetzt kann es schnelle Senkungen geben, wenn bei der Konjunktur etwas nicht um Besten gestellt ist. Das dürfte sich jedoch als candidehaft herausstellen. Von der Tagung der US Zentralbank Federal Reserve (Fed), die in der vergangenen Woche tagte (wie auch die Bank of England und die Bank of Japan) lässt sich das so auch nicht herauslesen. Auch die Europäische Zentralbank (EZB), die eine Woche vorher ihre 10. Zinsanhebung in Folge vornahm, lässt kaum eine baldige Senkung erwarten. Die Inflationserwartungen wollen gebrochen werden.
Tatsächlich fällt aber auf, dass laut Google Trends die Suchanfragen nach „softlanding“ über das laufende Jahr geradezu explodiert sind, während gleichzeitig die Consensus Schätzungen, die sich aus Umfragen unter Volkswirten ergeben, immer weiter nach oben genommen wurden. Nicht zuletzt die Daten zur Industrieproduktion aus China sorgten in der Vorwoche erneut für Hoffnung, wobei die starken Daten nicht darüber hinwegtäuschen sollten, dass die Immobilieninvestitionen immer noch schwach sind. Gleichzeitig stagnierte der Makrodatenkranz für die Weltwirtschaft nach unseren Berechnungen, und das Disinflationsmomentum hat nachgelassen. Die gestiegenen Ölpreise machen sich bemerkbar. Dazu kommt, dass Industrieproduktion und Welthandel aus globaler Perspektive schwächeln, während unsere hauseigenen Modelle zunehmende Abwärtsrisiken für die Unternehmensinvestitionen vorhersagen. Das Geschäftsklima der Eurozone ist derweil in der Rezession angekommen. Auch die so solide erscheinenden Daten für die USA sind einen zweiten Blick wert. Während das Bruttoinlandsprodukt (BIP) über die letzten Quartale zulegte, kam das Bruttoinlandseinkommen („Gross Domestic Income“) zuletzt kaum vom Fleck, ja ging in den beiden Quartalen davor merklich zurück. Anders als bei dem ausgabenorientierten BIP, ergibt sich das Bruttoinlandseinkommen aus der Einkommensseite der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Hier gehen u.a. die Löhne und Unternehmensgewinne ein, während der Leistungsbilanzsaldo außen vor bleibt.
Die Woche voraus
Wie gut die „beste aller Welten“ tatsächlich ist, darüber sollten auch die Daten der kommenden Woche Auskunft geben. Diese werden geprägt von der Inflationsentwicklung und den vorlaufenden Stimmungsindikatoren. Gleich am Montag wird es wichtig zu sehen, ob sich beim ifo Geschäftsklimaindex für Deutschland, nach dem starken Abschwung der letzten Monate, zumindest so etwas wie eine vorsichtige Bodenbildung abzeichnet. Am Dienstag folgt dann gleich das Verbrauchervertrauen des Conference Boards für die USA, für das die Consensus-Schätzungen einen leichten Anstieg einstellen. Am Mittwoch folgen GfK-Konsumentenvertrauen für Deutschland und die Auftragseingänge für die langlebigen Gebrauchsgüter (USA). Am Donnerstag werden das Wirtschafts- und Industrievertrauen für die Eurozone, das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes im 2. Quartal und die Folgeanträge auf Arbeitslosenunterstützung jeweils für die USA erwartet. Am Freitag stehen der von der Fed stark beachtete Deflator für die persönlichen Konsumausgaben an. Es wird wichtig zu sehen, inwieweit hier die gestiegenen Ölpreise zum Tragen kommen. Für China werden der Caixin Einkaufsmanagerindex und für Japan die Industrieproduktion und das Konsumentenvertrauen bekanntgegeben. Am Ende dürfte es sich bestätigen, dass wir in der besten aller Welten leben – aber das wussten wir ja schon vorher. Ansonsten dürften die Signale der Abschwächung überwiegen, die zumindest die Erwartungen baldiger Leitzinssenkungen unterstützen sollten. Aber davon alleine wird die Welt auch nicht besser.
In dem Bewusstsein, dass wir in der besten aller Welten leben, wünsche ich Ihnen eine gute neue Woche,
Dr. Hans-Jörg Naumer
Director Global Capital Markets & Thematic Research
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