In der deutschen Sprache hat das Adjektiv „breit“ nicht den besten Leumund. Im engeren Sinne beschreibt es eine Ausdehnung, im weiteren Sinne aber auch etwas Schwerfälliges oder gar Berauschtes. Für Kapitalanleger jedoch ist ein breiter Markt normalerweise etwas Willkommenes. Es spricht grob gesagt dafür, dass viele Indexmitglieder in ähnlichem Maß zur Performance eines jeweiligen Index beitragen – der Markt also bildlich auf einem breiten Fundament steht.
Von einer breit angelegten Bewegung war der US-Aktienmarkt, abgebildet vom bekannten S&P 500 Index, zuletzt weit entfernt. Seit Jahresbeginn ging der Großteil der Erträge fast ausschließlich auf das Konto einer Hand voll US-Großkonzerne, die vorwiegend dem Technologiesektor zugeordnet werden können, während der große Rest im Aggregat seitwärts und nur in den letzten Wochen leicht aufwärts tendierte.
Was bedeutet dies für Anleger? Eine wichtige Schlussfolgerung ist, dass es unwahrscheinlich ist, dass eine solche Situation eines extrem eng angeführten Marktes länger anhält. Auf die heutige Situation übertragen bedeutet dies, dass entweder die großen Tech-Unternehmen den breiten Markt mit nach oben ziehen könnten, oder dass ihr Höhenflug gestoppt werden könnte und sie sich dann entweder wieder im Gleichklang des Marktes bewegen oder gar überproportional abgeben werden. In all diesen Szenarien dürfte sich die Marktbreite schrittweise wieder erholen und vernachlässigte Segmente zumindest im relativen Vergleich wieder aufholen.
Welche dieser Pfade beschritten werden wird beeinflusst unweigerlich die Richtung des Gesamtmarktes (also zum Beispiel des S&P 500 Index). Hier bietet der Blick zurück wenig Klarheit. Zwar sind zwei prominente Bärenmärkte aus einer Situation fehlender Marktbreite entsprungen, nämlich das Zerplatzen der dot.com-Blase im Jahr 2000 sowie der 1972 gestoppte Höhenflug der sogenannten „Nifty-50“- Unternehmen. Oft genug löste sich eine solche Situation allerdings deutlich unspektakulärer und mit positiven Erträgen im Nachgang auf. Anders formuliert: Nur allein aufgrund mangelnder Marktbreite sollte nicht auf merklich fallende Kurse geschlossen werden.
Die Woche voraus
In der kommenden Woche stehen zunächst europäische Sentimentdaten im Vordergrund. Neben dem deutschen Ifo-Index am Montag sollten im späteren Wochenverlauf Daten zum italienischen und europa-weiten Geschäftsklima folgen. Zudem erfahren wir mehr über die Stimmung der Verbraucher im Spannungsfeld zwischen rückläufigen Energiepreisen, hartnäckiger Kerninflation und robusten Arbeitsmärkten. Daten zum Verbrauchervertrauen erreichen uns aus Deutschland, Italien, Frankreich sowie Japan. In den USA wird das Conference Board über die Verbraucherstimmung im Juni berichten.
Im späteren Wochenverlauf werden dann Inflationsdaten die Aufmerksamkeit auf sich ziehen: am Donnerstag wird es eine erste Schätzung der JuniKonsumentenpreisinflation für Deutschland geben, am Freitag dann für Frankreich und die Eurozone als Ganzes. Abgerundet wird der Reigen dann mit der Inflationsrate für die persönlichen Konsumausgaben aus den USA, bekanntlich dasjenige Inflationsmaß, an dem die Federal Reserve ihre Geldpolitik ausrichtet. Aus China erreichen uns im Wochenverlauf Daten zu den Gewinnen der Unternehmen sowie am Freitag die von offizieller Seite erhobenen Einkaufsmanagerindizes.
Insgesamt bleiben Investoren gemäß Umfragen, zum Beispiel der Fondsmangerumfrage der Bank of America, weiter besorgt. Dies spiegelt sich in vorsichtiger Positionierung wider. Viele Sorgen erscheinen mittelfristig berechtigt, allerdings zeigen sich Teile der Wirtschaft und die Unternehmensgewinne noch immer widerstandsfähig. Wer über die fehlende Marktbreite besorgt ist, sollte anfangen, sich mit den zurückgebliebenen Marktsegmenten, wie zum Beispiel Nebenwerten, zu beschäftigen. Hier könnten die Chancen im nächsten Aufschwung liegen.
Ich wünsche Ihnen eine sorgenfreie Woche,
Ihr
Stefan Rondorf
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