Nicht lange her, da überzog ein Börsenbeben die Kapitalmärkte. Pünktlich zum Beginn des Augusts kamen die Aktienmärkte ins Rutschen, ausgerechnet noch dazu in der Sommerzeit auf der Nordhalbkugel, wenn die Märkte ohnehin etwas ausgedünnter sind. Vom „Börsenbeben“ war sogar die Rede.
Mit den Märkten geriet auch das zwischenzeitlich eingespielte Paradigma ins Wanken. Ein etwas schlechter (interpretierter) US-Arbeitsmarkt und eine Berichtssaison, die für manche Techwerte gut, aber eben nicht noch besser als erwartet ausfiel, lieferten die Begründung, sich vom zwischenzeitlich dominanten Szenario eines „soft landing“ zu verabschieden.
Und jetzt? Die großen Indizes erwecken den Anschein, als wäre das alles nur ein böser Traum gewesen. Stand Mitte August liegen der S&P 500 und die europäischen Aktienmärkte mit einem Plus über dem Stand vor dem Absturz. Der am meisten gebeutelte Nikkei 225 liegt ziemlich genau auf dem Ausgangspunkt, während der Yen zum US-Dollar wenig von seiner Aufwertung abgegeben hat. Dabei war der Nikkei zwischenzeitlich über 15% abgestürzt.
Das Ganze erscheint, als wären es weniger die ökonomischen Rahmenbedingungen, die für diesen Ausrutscher verantwortlich waren, als vielmehr technische Reaktionen, bzw. die Carry-Trades, die bei steigenden Zinsen und einem aufwertenden japanischen Yen auf dem falschen Fuß erwischt wurden. Dazu vermutlich gehebelte Positionen, die in Anbetracht der Preisdynamik zur Risikoreduktion geschlossen wurden. Was ebenfalls auffällt: Noch nie seit 1997 ist der VIX (als Maß für die Volatilität) so schnell wieder gefallen, wenn er, wie Anfang August, die 38 überschritten hatte.
Alles nur geträumt? Oder hat die befürchtete konjunkturelle Abkühlung doch mehr Gehalt?
Unser hauseigener globaler MakroBreitenindikator („Global Macro Breadth Growth Index“) sank im Juli den dritten Monat in Folge. Unter den großen Industrienationen erlebten die USA die deutlichste Verlangsamung, und auch die Eurozone und Großbritannien zeigten nach den vorangegangenen Monaten der Erholung Anzeichen eines Rückgangs. Japan konnte sich jedoch diesem negativen Trend widersetzen und ist auf dem Weg zu einem stärkeren BIPWachstum (BIP - „Bruttoinlandsprodukt“) im Sommerhalbjahr. In den Schwellenländern verschlechterten sich die Wirtschaftsdaten Chinas den dritten Monat in Folge.
Die makroökonomische Stimmung blieb gedämpft, wobei die schwächere globale Geschäftsstimmung teilweise durch eine leichte Verbesserung des Verbrauchervertrauens ausgeglichen wurde. Trotz positiver Nachrichten aus den USA hat der globale Trend zur Desinflation in den letzten Monaten an Schwung verloren, wie die Auswertung unseres breiten Datenkranzes belegt.
Es spricht also nichts mehr dagegen, dass die Federal Reserve Bank („Fed“) im September die Zinstreppe nach unten beschreitet. Die „sanfte Landung“ der Konjunktur ist noch nicht vom Tisch, aber die Konjunkturindikatoren bleiben weiter von größter Bedeutung.
Die Woche voraus
Den Auftakt im Datenkalender bildet am Montag der ifoGeschäftsklimaindex für Deutschland. Dieser spiegelt noch immer eine enttäuschende, wirtschaftliche Gemengelage wider, bei der sich die Sorgen immer stärker von konjunkturellen zu strukturellen Sorgen verschieben. Ebenfalls am Montag stehen für die USA die Auftragseingänge für langlebige Gebrauchsgüter an. Der Konsensus der Volkswirte stellt sich auf eine merkliche Erholung zum Vormonat ein, nach der zuletzt sehr schwachen Entwicklung. Am Dienstag stehen für die USA hauptsächlich das Verbrauchervertrauen des Conference Boards an. Es wird mit einer leichten Abschwächung gerechnet.
Am Mittwoch folgt das GfK-Verbrauchervertrauen für Deutschland. Dieses befindet sich seit seinem Einbruch im Oktober 2022 auf dem Weg der Besserung, bewegt sich aber immer noch auf einem schwachen Niveau. Der Schwerpunkt des Datenreigens dürfte auf dem Donnerstag liegen. Es stehen die Wirtschaftsstimmung im verarbeitenden und nicht-verarbeitenden Gewerbe in der Eurozone und deren Mitgliedsländern an. Dazu kommen die Verbraucherpreise für Deutschland und Japan, sowie die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA.
Am Freitag dann werden die Verbraucherpreise für die Eurozone und den Großraum Tokio veröffentlicht, sowie der breite Inflationsindex für die privaten Konsumausgaben in den USA. Dazu dann noch der Einkaufsmanagerindex für den Großraum Chicago. Wichtig dürfte vor allem sein, dass sich die Preisentwicklung nicht als zu hartnäckig erweist, und das Szenario der sanften Landung Bestätigung findet.
Bei einer entspannten technischen Lage scheint sich eine eher seitwärtsgerichtete Woche abzuzeichnen.
Gute Träume und eine noch bessere Realität wünscht Ihnen
Dr. Hans-Jörg Naumer
Director Global Capital Markets & Thematic Research
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