Turbulenzen bestimmen die Entwicklung der Finanzmärkte im Sommerloch. Die Investoren sind weiter zwischen Angst und neuer Zuversicht hin und hergerissen. Für die USA mehren sich die Anzeichen, dass die befürchtete Rezession bis auf weiteres ausfällt. Die restriktive Geldpolitik der Fed zeigt noch nicht die erwarteten Bremsspuren. Die Rezessionswahrscheinlichkeit verschiebt sich in das kommende Jahr. In Deutschland und in Europa wird die Entwicklung durch die Diskussion um die Energiekosten und die schwache Entwicklung der Industrie bestimmt. China kommt trotz verschiedener Maßnahmen nicht richtig auf die Beine, es fehlt eine glaubhafte Initiative der chinesischen Führung zur Stärkung der Wirtschaft. Die vor der Sommerpause als wichtigste Bestimmungsgröße gehandelte Inflationsrate gerät mehr und mehr aus dem Fokus, weil globale Entspannungstendenzen vorerst bestätigt wurden. Trotz jüngst leichter Anstiege fallen die Vorjahresvergleiche der Energiekomponenten in der Inflationsberechnung immer noch niedrig aus. Deshalb hatten auch die letzten Pressekonferenzen der Zentralbanken viel Aufmerksamkeit aber weniger Wirkung, da die Geldpolitik fast langweilig mit immer wieder ähnlichen Argumenten bestätigt wurde. Doch mit welcher Strategie sollte man sich nun bis Jahresende positionieren?
Hier hilft ein Blick auf die mittelfristigen Stimmungsindikatoren. Institutionelle Investoren haben nach der Umfrage der Bank of America gerade erst begonnen mehr Zuversicht zu schöpfen. Volkswirte in den USA sind von der positiveren Entwicklung aktuell überrascht. In Europa bleiben Frühindikatoren wie der Ifo Index unter Druck. Daher besteht die Möglichkeit, dass von den USA ausgehend, eine gewisse Stabilisierung erkennbar wird und vor allem in Deutschland die anhaltende Wirtschaftsschwäche mit nunmehr drei leicht negativen Quartalen mit Blick auf Jahresbeginn 2024 überwunden werden kann. Die ersten Sprösslinge besserer Stimmung können daher noch weiterwachsen und haben deutlich Raum nach oben, obwohl uns Rezessionsdiskussionen auch im kommenden Jahr ständig begleiten werden (vgl. Chart). Unterstützt wird diese Tendenz vom Unternehmenssektor. Die Berichterstattung über das zweite Quartal und die gelieferten Ausblicke für den Rest des Jahres sind per Saldo durchaus positiv, wobei durch die schwächere gesamtwirtschaftliche Entwicklung mehr Stress zu verzeichnen ist. Vor allem Unternehmen mit Managementproblemen, schwierigem Produktzyklus oder hoher Energieabhängigkeit tun sich schwer. Steigende Preise drücken auf die Margen. Daher ist die Differenzierung weiter wichtig. Wir haben gelernt, dass viele Unternehmen die Krise meistern oder sogar von ihr profitieren. Dies geschieht über viele Sektoren hinweg.
Starke Unternehmen nutzen die Situation aus und lancieren weiter Produkte und erschließen neue Märkte. Dabei verschieben sich nicht nur durch hohe Energiepreise, sondern auch durch Technologie und Innovation die globalen Wettbewerbsbedingungen. Hier spielen zunehmend auch hohe staatliche Subventionen eine Rolle. Auch die höheren Zinsen bestimmen in mehrfacher Hinsicht das Geschehen. Unternehmen managen gegen hohe Kapitalkosten an. Dies erhöht den Druck zu mehr Effizienz und höheren Renditen auf das eingesetzte Kapital. Die Bewertung von Unternehmen leidet unter hohen Diskontierungsfaktoren. Wer nicht dauerhaft und nachhaltig hohe Wachstumsraten liefern kann, wird durch niedrigere Kurse bestraft. Dies wiederum ist der Grund, warum Unternehmen, die mit hohem Wachstum überzeugen können und gleichzeitig eine langfristige Vision liefern können, plötzlich überdurchschnittlich gehypt werden.
Die Woche voraus
Bis erst im Oktober wieder mehr Unternehmensberichte vorliegen richtet sich der Blick kurzfristig auf Frühindikatoren zur Wirtschaft. Die kommende Woche wird wieder durch Veröffentlichungen zur Inflation in den Industrieländern geprägt sein. Die Kernländer der Eurozone und die Eurozone insgesamt berichten am Mittwoch und Donnerstag über die Entwicklung der Inflationsraten. Dabei wird entscheidend sein, ob die Veränderungsraten trotz auslaufender Basiseffekte relativ stabil bleiben. Denn nur bei weiter stabiler Entwicklung kann das Szenario einer Pause im Zinserhöhungszyklus aufrecht erhalten werden. Diese mögliche Pause mit einer Plateaubildung der kurzen Zinsen bis Jahresbeginn 2024 ist für die Psychologie der Märkte extrem wichtig. Daneben richtet sich der Fokus auf die Konsumentenstimmung in Deutschland am Montag und der Eurozone am Dienstag sowie die Konsumausgaben in den USA am Freitag. Dabei entscheidend ob der Deflator der Konsumausgaben (PCE) in den USA nicht stärker als die erwarteten +3,3% steigt, da die amerikanische Zentralbank dieses Maß als einen der Schlüsselindikatoren betrachtet. Denn auch für die USA gilt, dass die Finanzmärkte zunehmend optimistische Erwartungen für die Leitzinsen in 2024 eingearbeitet haben und nicht nur eine Plateaubildung, sondern auch einen Rückgang im kommenden Jahr erwarten. Die Märkte haben ein „soft landing“ eingepreist.
Als Folge einer Kette schlechterer Wirtschaftszahlen aus China in den vergangenen Wochen wird sich die Aufmerksamkeit am Donnerstag und Freitag auch auf die beiden Konzepte von Einkaufsmanagerindizes in China (NBS und Caixin) richten. Zuletzt waren die Umfragen zum verarbeitenden Sektor unter die kritische Marke von 50 gefallen. Eine weitere Stimmungseintrübung würde die Skepsis über die Dynamik der globalen Wirtschaft erhöhen. Deshalb lohnt sich zur Abrundung auch ein Blick auf den verarbeitenden Sektor in den USA (Chicago PMI) und die Industrieproduktion in Japan am Donnerstag, ob hier ein Gegengewicht gebildet werden kann. Japan rückt zunehmend wieder in den Fokus der Anleger.
Unabhängig davon, wie Experten sich um die Interpretation der kurzfristigen Zahlenwelt streiten, und welche Volatilität an den Märkten entsteht, gilt weiterhin das Motto wie im Sport: dabei sein ist alles! Investiert blieben, kurzfristige Schwankungen aushalten und global nach neuen Möglichkeiten suchen hat sich die letzten Jahre bewährt. Dies gilt auch zunehmend für die festverzinslichen Märkte, die wieder solide Zinsen bieten.
Thomas Tilse
Director, Head of Portfolio Strategy Private Clients
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