In diesen trüben und zunehmend kalten Tagen auf der Nordhalbkugel, in denen in Teilen Europas wieder erhitzt über Lockdowns, volle Intensivstationen und eine Impfpflicht diskutiert wird, lohnt es sich aus Anlegersicht durchaus über verschiedene Hoffnungszeichen nachzudenken.
- Die Widerstandskraft der Aktienmärkte: Rekordhohe Inflation? Aufgewühlte Anleihemärkte? Dies ist an den Aktienmärkten bisher abgeprallt. Technisch sind die Märkte in guter Verfassung. Der mittelfristige Aufwärtstrend beim Weltaktienindex MSCI Welt ist intakt. Zuletzt sind Indizes wie der EuroStoxx50 und der amerikanische Nebenwerteindex Russell-2000 aus ihren seitwärts gerichteten Handelsspannen nach oben ausgebrochen. Außerdem sind wir inmitten der saisonal stärksten Phase des Aktienmarktes. Besonders in Jahren mit starker Performance bis November spricht einiges dafür, dass dieser Trend sich in den letzten Wochen des Jahres fortsetzen könnte.
- Die größten Sorgen rund um den chinesischen Immobilienmarkt konnten zunächst zerstreut werden: Auch wenn die hohen Zinsaufschläge (also die Risikoprämien) bei chinesischen Hochzinsanleihen die Erwartung von Kreditausfällen widerspiegeln, so kann der chinesischen Regierung insgesamt ein gutes Krisenmanagement attestiert werden. Ein Beben im chinesischen oder gar globalen Finanzsystem ist ausgeblieben. Man kann vereinzelte Unterstützungsmaßnahmen beobachten, wie zum Beispiel die Order an chinesische Banken, weiterhin ausreichend Hypothekendarlehen bereitzustellen.
- Die großen Zentralbanken versuchen, weiter auf Zeit zu spielen: Inflationsraten sind weltweit stärker gestiegen als erwartet und wichtige strukturelle Faktoren sprechen für langfristige Inflationsraten oberhalb des vielerorts angestrebten 2%-Ziels. Aber die Zentralbanker wissen auch, dass sich im zweiten Quartal des nächsten Jahres die Inflationsraten basiseffektbedingt zurückentwickeln dürften. Solange spricht einiges dafür, dass sie sich nicht zu als hektisch oder panisch interpretierbaren Kehrtwenden hinreißen lassen dürften. Auch wurde mit der Bestätigung von Jerome Powell bei der global wichtigsten Zentralbank Federal Reserve für Kontinuität gesorgt. Zudem spricht die steigende Unsicherheit durch die vierte Pandemiewelle gegen eine hastige Drosselung von Stimulus.
Hinzu kommt, dass Investoren nicht mit extrem hohen Erwartungen ins neue Jahr gehen. Die Schätzungen für das Gewinnwachstum im Jahr 2022 liegen sowohl für den S&P 500 Index als auch für den EuroStoxx Index um die 9% - diese erscheinen uns vor dem Hintergrund von Wachstumsschätzungen oberhalb des Trendwachstums als erreichbar.
Die Woche voraus
Die kommende Woche ist vollgepackt mit volkswirtschaftlichen Daten. Am Montag beziehungsweise Dienstag stehen erste Daten zur Konsumentenpreisentwicklung aus der Eurozone für den November im Mittelpunkt. Dies sind die letzten Inflationsdaten vor der wichtigen EZB-Sitzung Mitte Dezember. Aus Japan erreichen uns Daten zur Industrieproduktion. Zur Wochenmitte werden die Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe vermeldet. Die Flash-Daten in dieser Woche haben für die meisten Länder eine leichte Verbesserung der Stimmung gezeigt, auch aufgrund einer leichten Entspannung bei den Lieferengpässen. Am Freitag steht dann der nächste Arbeitsmarktbericht in den USA auf dem Zettel. Hier bleibt die entscheidende Frage, wie sich das Arbeitsangebot in den Vereinigten Staaten entwickelt, die Nachfrage dürfte weiter robust bleiben. Mehr Stellenbesetzungen könnten den zuletzt starken Lohndruck in den USA etwas lockern. Dies würde es auch für die Federal Reserve erleichtern, bei der Inflationsentwicklung länger auf Zeit zu spielen.
Lassen Sie sich nicht vom November Blues anstecken,
Ihr
Stefan Rondorf
Senior Investment Strategist, Global Economics & Strategy
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