Das erste Halbjahr endet mit soliden Anlageergebnissen! Was nun? Positive Ergebnisse sicherstellen, obwohl man nicht voll partizipiert hat? Investiert bleiben, in der Hoffnung auf weiter niedrige Volatilität, weil die Angst schon das ganze Jahr mitfliegt? Oder gar nachkaufen im Fall weiter schlechter Wirtschaftsdaten? Die Lage bleibt unübersichtlich. Deshalb empfiehlt es sich angeschnallt zu bleiben, denn Turbulenzen in Form von negativen Frühindikatoren könnten sich anbahnen.
Die Einkaufsmanagerindizes für die großen Regionen der Welt haben bereits Warnsignale geliefert, genauso wie der Ifo Konjunkturklimaindex (siehe Grafik der Woche). Insbesondere das verarbeitende Gewerbe präsentiert sich weltweit weiter schwach. Der erhoffte Turnaround nach dem Abarbeiten hoher krisenbedingter Auftragsbestände im ersten Halbjahr fällt zunächst aus. Dabei spielt auch die nur langsam verlaufende Erholung Chinas nach den Covid-Lockdowns eine Rolle. Die Auftragsdynamik für die kommenden Monate lässt zu wünschen übrig. Zudem beginnt die bisher solide Stimmung im Dienstleistungsbereich zu schwächeln. Vorerst fordern die hohen Zinsen und die schwierigeren Kreditbedingungen ihren Tribut. Doch warum halten sich die Märkte noch relativ gut? Die Antwort dürfte in fallenden Inflationsraten und immer noch stabilen Arbeitsmärkten weltweit liegen. Offenbar überwiegt kurzfristig die Erleichterung über entspannte Preise an der Energiefront. Insbesondere die USA überraschen gesamtwirtschaftlich, obwohl dort die Zinsen am schnellsten und am stärksten gestiegen sind, wächst die Wirtschaft weiter, wenn auch langsam. Niedrige Öl- und Gaspreise sorgen zudem für einen Wohlfühlfaktor. Die Preise an den Zapfsäulen sind insbesondere für die Stimmung des Konsumenten wichtig.
Wie geht es also über den Sommer weiter? Frühindikatoren zur Wirtschaft wie Stimmungsumfragen und Auftragseingänge in der Industrie wackeln am aktuellen Rand. Wieder macht die Angst vor einer Rezession im Winterhalbjahr die Runde. Doch warum schreckt das wenig? Dabei scheint zunehmend der Gewöhnungsfaktor eine Rolle zu spielen. Denn schauen wir uns die Krisen der letzten Jahre an, war in kurzer Zeit fast alles dabei, was Experten an Krisen für denkbar hielten: Von Rezession, über Finanzkrise, schnell steigende Zinsen, Zentralbankfehler, globale Pandemien, Kriegsausbruch, Ölpreisschock, Energiekrise, Inflationsschock, Handelskriege, kriselnde Finanzinstitute, Bankenpleiten, weltpolitische Verwerfungen, Lieferkettenunterbrechungen, Klimaschock, El Nino, Zerfall internationaler Organisationen (Brexit)….nahezu alles bis auf den obligatorischen „Schwarzen Schwan“ kam vor.
Und bis jetzt haben die Märkte das überstanden. Diese Resilienz ist es, die den Glauben an die Machbarkeit der Krise gestärkt hat und für eine gewisse Zuversicht sorgt.
Das kapitalistische System hat sich erstaunlich widerstandsfähig erwiesen. Allen voran die Unternehmen, die sich in Rekordgeschwindigkeit jeder Situation angepasst haben. Aber auch die Zentralbanken und staatliche Institutionen haben schnell und überwiegend adäquat reagiert. Auch zu nennen die globalen Rohstoffmärkte, die in wenigen Monaten den Ausfall Russlands kompensiert haben. Damit kann uns erstmal wenig erschüttern, die Warnungen vor einer ausgeprägten Rezession erscheinen nicht mehr bedrohlich, sofern man an die Anpassungsfähigkeit des Systems glaubt. Hierin liegt auch eine gewisse Gefahr, dass die Entwicklung verharmlost wird.
Doch die aktuellen Umfragen unter Fondsmanagern zeigen, dass die Skepsis über die Wachstumserwartungen hoch bleibt, die Gefahren also nicht unterschätzt werden. Aktuell gilt daher die Analogie zum Flugzeug in Turbulenzen: wir erschrecken, wissen aber, dass die Crew und die Maschine so etwas übersteht. Das liegt daran, dass Flugzeuge mit hohen Sicherheitspuffern konstruiert sind. Im Moment sieht das nach der passenden Strategie über den Sommer aus: trotz des flauen Gefühls im Magen eher investiert bleiben und die Unternehmen und Anleihen finden, die sich als krisenfest erwiesen haben und eine Vision für die Zukunft haben. So lehrt die jüngste Geschichte, dass der technologische Fortschritt nicht aufzuhalten ist. Zusätzlich gibt es von der Medizin bis zur Mobilität und erneuerbaren Energien jede Menge Innovationstreiber. Solide und wachsende Dividenden bringen Stabilität. Mit der Eurozone und Japan rücken bisher auf globaler Basis eher unpopuläre Märkte wieder in den Mittelpunkt des Interesses. Als Diversifikator können festverzinsliche Anlagen wieder solide Rendite bieten. Angeschnallt und mit Bedacht durch mögliche Kurskorrekturen steuern scheint die Devise zu lauten.
Die Woche voraus
In der kommenden Woche rückt erneut China in den Mittelpunkt des Interesses mit der Veröffentlichung der Caixin Einkaufsmanagerindizes. Darüber hinaus gibt es Auftragseingänge und Produktionsdaten aus Frankreich, den USA und Deutschland und vor allem am Donnerstag und Freitag die Arbeitslosendaten aus den USA. Aller Voraussicht nach wird das gemischte Datenbild in der Sommerpause anhalten und wenig Klarheit über den Beginn einer Rezession bringen. Darüber hinaus werden die nächsten Impulse erst von der Gewinnberichterstattungssaison der Unternehmen erwartet, die Mitte Juli beginnt. Dann wird sich zeigen, ob der ein oder andere Sektor es wieder geschafft hat, im schwierigen Umfeld die Gewinne nochmal zu steigern.
Bis dahin sieht es erstmal nicht nach großen Überraschungen aus.
Einen wenig turbulenten Sommer wünscht
Thomas Tilse
Director, Head of Portfolio Strategy Private Clients
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