Die jüngsten Banken-Turbulenzen in den Industrieländern (Developed Markets, DM) haben für Volatilität an den globalen Finanzmärkten gesorgt und damit auch Anlass zu einer genaueren Betrachtung der finanziellen Verflechtungen der asiatischen Schwellenländer (Emerging Markets, EM) zu den Industrieländern gegeben. Die Ergebnisse unserer Analyse, die auf Daten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich basiert, zeigen, dass die meisten asiatischen Schwellenländer in den letzten Jahren die Kreditaufnahme bei DM-Banken im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) zurückgeführt haben. Abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen (Vietnam, Thailand), bei denen sich jedoch der Anstieg insgesamt in Grenzen hält, bleiben die internationalen Verbindlichkeiten der asiatischen EM-Länder weiterhin überschaubar (unter 15% des BIP).
Aus Sicht der Kreditgeber ist die Kreditvergabe in Fremdwährung durch DM-Banken an die asiatischen EM-Länder seit 2008 gesunken und in Relation zum BIP konstant geblieben. Wir stellen fest, dass die Kreditaufnahme in der Region bei Banken aus den USA, der EU, Großbritannien und Japan seit der globalen Finanzkrise kontinuierlich auf rund 5% des BIP in den asiatischen EM-Ländern (10% des BIP in den asiatischen EM-Ländern ohne China) und um fast ein Drittel seit den Spitzenwerten der Asienkrise von 20% des BIP in den asiatischen EMLändern (27% des BIP in den asiatischen EM-Ländern ohne China) zurückgegangen ist.
Auch wenn die Kreditvergabe durch DM-Banken in lokaler Währung einbezogen wird, bleibt der Trend in den asiatischen EM-Ländern zur Verringerung der Verschuldung bei Banken aus Industrieländern weitgehend intakt. Zwar verdoppelt sich dadurch die Gesamtverschuldung auf 10% des BIP, doch hat sie sich gegenüber den Höchstständen vor der Asienkrise von 25% des BIP stetig abgeschwächt. Die umfangreichen Forderungen der DM-Banken in lokaler Währung gegenüber der asiatischen EMLänder (ca. 50% ihrer Forderungen an diese Länder) tragen zur Minderung der Wechselkursrisiken in dieser Region bei.
Wir gehen zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass die unmittelbaren Folgen der Turbulenzen im DM-Bankensektor für asiatischen EM-Länder verkraftbar sein werden tatsächlich scheint es so, als könnten die aufstrebenden Staaten die steigenden Zentralbank-Leitzinsen besser verkraften, da sich diese weniger restriktive auf die Finanzierungsbedingungen der Banken auswirken. Zudem dämpft das aktuell günstige makroökonomische Umfeld in den asiatischen Schwellenländern unseren Daten zufolge die Auswirkungen der der Liquiditätsverknappung: (1) Das Wachstum der Binnennachfrage in China erholt sich rapide und zeigt sich in den anderen Länder der Region insgesamt solide; (2) das Ausmaß des Zinsschocks, dem die asiatischen Banken ausgesetzt sind, ist geringer als bei den DM-Banken; und (3) asiatische Banken sind in der Regel dank höherer Kapitalquoten besser gerüstet und weisen relativ geringere Liquiditätsrisiken auf.
Die Woche voraus
Der Auftakt der Woche bildet der Caixin Einkaufsmanagerindex für März im chinesischen verarbeitenden Gewerbe. Hier gehen Marktteilnehmer von einer weiteren Erholung der Realwirtschaft aus. Die Konsensschätzung deutet auf einen März-Wert von 51,5 hin (Februar: 51,6). Am Montag wird außerdem die Tankan-Umfrage zum Geschäftsklima in Japan veröffentlicht, wobei die Analysten im Durschnitt einen Rückgang auf 3 im Q1 2023 gegenüber 7 im Vorquartal erwarten. Ferner steht in den USA der ISM-Einkaufmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im März an. Laut den von Bloomberg ermittelten Daten gehen die Konsenserwartungen von einer relativ stabilen Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe in den USA aus. Für den Monat März wird mit einem Wert von 47,6 und damit einem Rückgang um 0,1 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat gerechnet.
Mittwoch und Donnerstag werden von US-Makrodaten geprägt sein. Am Mittwoch erscheint der ADPBeschäftigungsbericht für März, der dem für Freitag anstehenden Arbeitsmarktbericht (non-farm payrolls) vorausgeht. Letzterer wird im Hinblick auf die aktuelle Lage auf dem US-Arbeitsmarkt unter genauer Beobachtung stehen. Am gleichen Tag wird der ISM-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor veröffentlicht. Erwartet wird eine leichte Abkühlung auf 54,6 im März gegenüber 55,1 im Februar. Am Donnerstag werden die US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe (initial jobless claims) sowie die fortgesetzten Anträge (continuing claims) gemeldet. Diese Zahlen werden einen ersten Einblick in die Beschäftigungslage in den USA nach den jüngsten Belastungen durch den Zusammenbruch mehrerer US-Regionalbanken geben. Neben den Daten aus den USA kommen aus China der Caixin Einkaufmanagerindex für den Dienstleistungssektor sowie der Composite-Einkaufsmanagerindex für den Monat März, der Aufschluss über die aktuelle Dynamik im chinesischen Dienstleistungssektor liefern werden.
Abgerundet wird die Woche dann am Freitag aus den USA mit dem Arbeitsmarktbericht (non-farm payrolls), der Arbeitslosenquote und dem durchschnittlichen Anstieg der Stundenlöhne. Marktteilnehmer erwarten einen Zuwachs der Beschäftigtenzahlen außerhalb der Landwirtschaft im März um 228.000 und damit einen Rückgang gegenüber dem Plus von 311.000 im Februar. Es wird mit einer unveränderten Arbeitslosenquote von 3,6% gerechnet. Die Entwicklung der durchschnittlichen Stundenlöhne im März dürfte wegen der Folgen für die Inflation besonders aufmerksam verfolgt werden. Daneben werden in Japan die vorläufigen Leit- und Coincident-Indizes veröffentlicht, die Rückschlüsse auf die derzeitige gesamtwirtschaftliche Aktivität im Land ermöglichen werden.
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