In China könnten die Auswirkungen des fortgesetzten Schuldenabbaus im privaten Sektor insofern abgemildert werden, als die Zentralregierung dem in Schwierigkeiten geratenen Immobiliensektor verstärkt unter die Arme greifen will.
Am 17. Mai drängte der chinesische Vizepremierminister He Lifeng die kommunalen Behörden, sich mit den Risiken auseinanderzusetzen, die im Zusammenhang mit nicht fertiggestellten Rohbauten bestehen, und eine Strategie für den Umgang mit dem vorhandenen Gebäudebestand zu entwickeln. Dies deutet darauf hin, dass die Zentralregierung das Vertrauen der Märkte zurückgewinnen und die Probleme im Immobiliensektor lösen will. Im weiteren Verlauf kündigte die People‘s Bank of China (PBoC) eine neue Fazilität in Höhe von 300 Mrd. RMB für Durchleitungskredite an. Diese Mittel sollen kommunalen Unternehmen dabei helfen, unverkaufte, fertige Wohngebäude zu erwerben und als Sozialwohnungen zur Verfügung zu stellen. Die PBoC und die nationale Finanzaufsichtsbehörde (NFRA) kündigten außerdem verschiedene kreditbezogene Maßnahmen zur Unterstützung des Immobiliensektors an. Unter anderem sollen der Prozentsatz für die Mindestanzahlung gesenkt und die Untergrenze für Hypothekenzinsen abgeschafft werden. All diese Maßnahmen sollen potenzielle Käufer, die für eine Förderung in Frage kommen, dazu veranlassen, Immobilien zu kaufen und so den Überschussbestand zu verringern. Gleichzeitig haben immer mehr Kommunalregierungen angekündigt, dass sie die bisherigen Auflagen für den Immobilienerwerb abschaffen wollen. Die Regelungen, mit denen zuvor die Immobiliennachfrage gedämpft werden sollte, werden Schritt für Schritt abgebaut.
Als Nächstes dürfte die Zentralregierung landesweit erheben, inwieweit sich die Übergabe von Wohnimmobilien verzögert hat, die notleidenden Immobilienprojekte kategorisieren, die Finanzierungslücke schätzen und passende Programme für einzelne Regionen bzw. Immobilienkategorien erarbeiten, um den Verkauf der Bestände zu erleichtern. Insgesamt werden wohl 5,2 Billionen RMB (4,1% des BIP) benötigt, um die Bestände an nicht verkauften Wohnimmobilien in China, die derzeit den Verkäufen von 26,5 Monaten entsprechen, auf das normale Niveau (Verkäufe von 15 Monaten) zu senken. Die von der PBoC angekündigte Fazilität von 300 Mrd. RMB für Durchleitungskredite dürfte wohl nur der erste Schritt sein. Unseres Erachtens wird die Zentralregierung weitere Gelder bereitstellen, die sie erforderlichenfalls durch die Emission von Staatsanleihen mit ultralangen Laufzeiten oder aus sonstigen Haushaltsmitteln finanzieren kann.
Mit rund 22% ist die Schuldenquote der Zentralregierung recht günstig, und es sind reichlich staatliche Vermögenswerte vorhanden (169,7 Mrd. RMB oder 140% des BIP), um eine Reduzierung der Immobilienbestände zu finanzieren.
Die Woche voraus
Nächste Woche stehen die aktuellen Makro-Stimmungsindizes für China und Japan, die Zinsentscheidung im Euroraum und die Arbeitsmarktdaten in den USA im Kalender.
Am Montag wird in China der Caixin-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im Mai veröffentlicht. Der Markt rechnet mit einem leichten Anstieg um 0,2 Punkte auf 51,6. In den USA steht ebenfalls eine Indexveröffentlichung an, nämlich der Index des Institute of Supply Management (ISM-Index) für das verarbeitende Gewerbe für Mai. Hier erwartet der Markt einen Anstieg um 0,5 Punkte, von 49,2 im April auf 49,7.
Am Dienstag werden in den USA die monatlichen Daten zu den Auftragseingängen in der Industrie veröffentlicht; der Markt prognostiziert eine Wachstumsverlangsamung von 1,6% im März auf 0,7% im April.
Am Mittwoch folgt in China der Caixin-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor, der unverändert bei 52,5 erwartet wird. Im Euroraum steht der Produzentenpreisindex (PPI) für Mai auf dem Programm, der Aufschluss über den Preisdruck auf den Vorstufen gegeben wird. Und in den USA wird der ISM-Index für den Dienstleistungssektor veröffentlicht; der Markt rechnet mit einem Anstieg von 49,4 im April auf 50,7 im Mai. Außerdem gibt es in den USA noch die Beschäftigungsdaten von Automatic Data Processing (ADP); der Markt rechnet mit einem Anstieg der Beschäftigung um 180.000 im Mai, etwas weniger als im April (192.000).
Am Donnerstag werden im Euroraum die Einzelhandelsumsätze für April veröffentlicht. Außerdem gibt die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsentscheidung bekannt.
Am Freitag gibt es in China die Zahlen zum Güterhandel im Mai. Japan wird den vorläufigen Frühindikator sowie den vorläufigen Koinzidenzindikator für April bekanntgeben. Und in den USA stehen die Beschäftigungszahlen für Mai an. Der Markt rechnet damit, dass die Beschäftigung außerhalb des Agrarsektors um 185.000 ansteigt (April: 175.000) und dass die Arbeitslosenquote unverändert bei 3,9% verharrt.
Alles Gute und gute Performance für Sie!
Christiaan Tuntono
Senior Economist, Asia Pacific
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