Dass der Weg zur Klimaneutralität kein leichter sein wird, war klar. Aber mit dem Ukraine-Krieg lag der Fokus auf einen Schlag weniger auf den notwendigen Veränderungen in Richtung Nachhaltigkeit als auf Sicherheit und Kosten. Das hat zwar die Umstellung auf umweltfreundlichere Energiequellen leicht beschleunigt, aber auch zu einem unkoordinierten Vorgehen geführt. Betrachtet man zusätzlich die weiterhin hohe Inflation, wird deutlich, dass der Weg zu „Net Zero“ noch steiniger geworden ist. Was das für Anlegerinnen und Anleger und deren Portfolios bedeutet, beleuchten die Amundi Experten.
Der Klimawandel hat direkte Auswirkungen auf die Portfolio-Strategie
Es ist unstrittig, dass der Klimawandel bekämpft werden muss. Aber die unkoordinierten Reaktionen der Regierungen auf die Energiepreisspitzen im vergangenen Jahr haben gezeigt, dass ein zielgerichteter und damit erfolgreicher Übergang zu einer nachhaltigeren Weltwirtschaft keineswegs garantiert ist. Das gemeinsame Ziel ist definiert. Aber es wird immer wieder Ereignisse geben, die die Realwirtschaft und die Finanzmärkte tiefgreifend beeinflussen. Durch nicht abgestimmte politische Maßnahmen besteht die Gefahr eines „ungeordneten" Übergangs, der die Basis für unser Hauptszenario für die diesjährigen Kapitalmarktannahmen (CMA) bildet: „Ein steiniger Weg Net Zero".
Die Energiewende könnte kurzfristig aufgrund höherer CO2- und Rohstoffpreise zu Inflationsschüben führen. Aber der Preisdruck wird nicht von Dauer sein. Langfristigere Auswirkungen könnten dagegen die Abkehr von fossilen Brennstoffen, technologische Entwicklungen und eine zunächst geringere Produktivität haben. Dies würde die Inlandsnachfrage dämpfen und das Wirtschaftswachstum mittel- bis langfristig hemmen.
Sozialkosten als Schlüssel für den Übergang?
Die Zentralbanken werden versuchen, inflationären Schwankungen entgegenzuwirken, eine explosionsartige Verschuldung zu verhindern und gleichzeitig die langfristigen Zinsen unter Kontrolle zu halten. Die Sektoren, die am engsten mit dem grünen Wandel verbunden sind, werden dabei am meisten von der Unterstützung durch die Politik profitieren - eine Art "grüne quantitative Lockerung“. Die Investition von CO2-Steuereinnahmen in klimarelevante Aktivitäten, die Haushalten und Unternehmen helfen, kann auch einen Teil der negativen Auswirkungen des Übergangs auf das Wachstum ausgleichen. Dies könnte zu einer höheren Produktivität führen und gleichzeitig dazu beitragen, Sozialkosten zu senken und Ressentiments in der Bevölkerung abzubauen. Der Umgang mit den Sozialkosten wird für den Übergang sehr wichtig sein, da die Auswirkungen des Klimawandels in der Bevölkerung ungleichmäßig zu spüren sind.
Ein integrativeres Wachstumsmodell könnte gefördert werden, indem die finanziellen Mittel zugunsten des Faktors Arbeit umverteilt werden, ohne die Wirtschaft wesentlich zu beeinträchtigen. Höhere Löhne würden zwar die Gewinnspannen der Unternehmen reduzieren, aber höhere verfügbare Einkommen kurbeln den Verbrauch der Haushalte an und stützen so wiederum die Umsätze der Unternehmen.
Klimaschutztreiber ins Depot
Es ist wichtig, die Entwicklungen hin zur Klimaneutralität im Blick zu haben. Neue politische Maßnahmen, Technologien und veränderte Verbraucherpräferenzen werden mit Sicherheit die kommenden Jahre bestimmen. Der Klimawandel birgt für Anlegende sowohl Risiken als auch Chancen, und Themen rund um die Energiewende werden mit Sicherheit weiter im Fokus stehen.
Bei den Aktienrenditen erwarten wir für die nächsten zehn Jahre einen Rückgang im Vergleich zum vergangenen Jahrzehnt. Schwellenländer, insbesondere chinesische und indische Aktien, könnten jedoch interessante Möglichkeiten bieten, während die USA unter den reifen Märkten weiterhin die wichtigste Rolle einnehmen. Aus sektoraler Sicht werden die Vorreiter des grünen Wandels zusammen mit der Informationstechnologie bevorzugt. Die Aussichten für Value-Investitionen schätzen wir positiv ein.
Anleihen erleben ihr Comeback
Anleihen kehren nach vielen schwierigen Jahren zu ihrem langfristigen Trend zurück und übernehmen eine wichtige Rolle als Risikodiversifizierer in den Portfolios. Angesichts größerer Unsicherheit und schwächerer Wirtschaftsaussichten muss allerdings mit einer höheren Volatilität gerechnet werden. Investment-Grade-Anleihen werden von den attraktiveren Bewertungen der Staatsanleihen profitieren. Anleihen aus Schwellenländern können höhere Renditen bieten, aber haben potenziell höhere Ausfallraten.
Sachanlagen, alternative Assets und Rohstoffe werden unserer Ansicht nach ebenfalls entscheidend für den Aufbau inflationsresistenter Portfolios sein. Private Equity, insbesondere in den USA, führt unsere Rangliste der erwarteten Renditen an, während auf risikobereinigter Basis globale private Schuldtitel bevorzugt werden. Auch Hedgefonds können mit geringem Risiko attraktive Renditen erzielen. Immobilien und Infrastruktur sind anfällig für die Auswirkungen von klimabedingten Ereignissen, sind aber unter dem Gesichtspunkt der Diversifizierung attraktiv, was für die Erzielung höherer Renditen in einem Umfeld von größeren Risiken entscheidend sein wird.
Für Investoren ist es wichtig, über alle Anlageklassen hinweg einen neuen Ansatz zu finden, der ihnen hilft, in den geänderten Rahmenbedingungen langfristig Rendite zu erwirtschaften.
Von Monica Defend, Head of Amundi Institute, Vincent Mortier, Group CIO und Matteo Germano, Deputy Group CIO bei Amundi und Team
Rechtliche Hinweise
Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von Amundi Asset Management und sind aktuell mit Stand 28.03.2023. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung von Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte von Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.