Maxime Carmignac stammt aus einer bedeutenden Investment-Familie. Ihr Name ist mit einem der erfolgreichsten Fonds Europas verbunden: dem Carmignac Patrimoine. Heute steht sie der britischen Niederlassung von Carmignac vor, einer Vermögensverwaltung mit über 40 Milliarden Euro Anlagevolumen. Dennoch hat sie die Notwendigkeit, eigenes Geld zu investieren, jahrelang völlig unterschätzt.
Madame Carmignac, bekamen Sie als Kind gleich die erste Aktie in die Wiege gelegt?
Nein, überraschenderweise nicht. Heutzutage spreche ich mit meinen Kindern häufig über Geld und Finanzen. Auch mit meinem Mann, der ebenfalls in der Finanzindustrie arbeitet. Aber damals thematisierte mein Vater nie die Finanzenmärkte oder sein Business. Er war einfach immer sehr beschäftigt. Meine Mutter hingegen war eher künstlerisch veranlagt.
Gab es einen Unterschied bei der Erziehung der Brüder?
Nein, es gab nicht den berühmten Geschlechterunterschied. Meine zwei Brüder und meine Schwester und ich haben gleichwenig von daheim mitbekommen. Finanzen fanden in meiner Kindheit einfach nicht statt. Neben mir ist nur mein ältester Bruder Charles im Familienunternehmen aktiv. Nachdem er die Musikband Moriarty und eine Event-Firma gegründet hatte, stieg er als Vierzigjähriger bei Carmignac ein und wurde zum Direktor unserer Kunststiftung, der Fondation Carmignac.
Welche berufliche Laufbahn haben Sie verfolgt, bevor Sie in das Asset Management Ihres Vaters Édouard Carmignac eingestiegen sind?
Während meines Studiums an einer der großen französischen Wirtschaftshochschulen, der ESSEC, fand ich meinen persönlichen Zugang. Wenn Sie so wollen, hatte ich meine Erleuchtung. In einer Corporate-Finance-Vorlesung war ich fasziniert von der Fallstudie eines Investmentbankers von JP Morgan über die Fusions- und Übernahmeoperation zwischen den Carrefour und Promodes Supermärkten. Die Strategie, die Organisation, das alles ergab plötzlich einen Sinn. Deshalb habe ich zunächst bei Morgan Stanley und Lazard angefangen, wo ich die Grundlagen des Finanzwesens erlernte. Ich wollte auch einen Blick auf die Wirtschaft werfen und ging deshalb für weitere zwei Jahre zu McKinsey, um mich in der Welt außerhalb des Familienkosmos zu beweisen. Zu diesem Zeitpunkt spürte ich sehr stark den Druck durch die väterlichen Erwartungen.
Wie hat ihr Vater reagiert, als sie ihm mitteilten, dass sie endlich bereit für das Familienprojekt Carmignac seien?
Als ich zu McKinsey ging, war mein Vater nicht begeistert und wir hatten heftige Diskussionen. Der Entschluss, endlich bei Carmignac einzusteigen, kam nicht über Nacht – er reifte. Diskutiert habe ich das mit meinem Vater bei einem Spaziergang. Ich wollte die wohlerzogene Tochter sein. Um ehrlich zu sein, habe ich meinen Platz im Alter von 26 auch aus Pflichtbewusstsein angetreten. Obwohl ich eigentlich noch nicht bereit dazu war. Ich bedauerte, dass mir internationale Erfahrung und das Wissen um Alternative Investments fehlte. Also verließ ich nach zwei Jahren das Unternehmen noch ein letztes Mal und ging zu einem Hedgefonds in New York.
War es ein schwerer Schritt?
Natürlich gab es erneut Diskussionen. Aber mein Vater verstand, dass ich internationale Erfahrung sammeln wollte. Und durch die Arbeit in New York konnte ich schließlich ein tieferes Verständnis für das Thema alternative Anlagen erwerben. Der Markt in den USA ist wesentlich weiter entwickelt: in der Denkweise, dem Talent-Pool und Netzwerk. Alternative Investments können so viel mehr sein als die Leerverkäufe, vor dem sich viele private Anleger:innen fürchten. Wir nutzen diese Strategien beispielsweise sehr erfolgreich im Risikomanagement.
Wo setzen Sie persönlich Schwerpunkte bei der Anlage?
Persönlich bin ich eine „Equity-Lady“. Das heißt, ich tendiere zum Aktienmarkt, da ich mich bei Morgan Stanley und McKinsey mehr mit der Unternehmensseite beschäftigt hatte. Carmignac bietet die gesamte Palette an Aktien‑, Anleihen- und Mischfonds an. Zu letzteren zählt auch das Schwergewicht Carmignac Patrimoine, der vor allem dadurch bekannt geworden ist, dass er in schwierigen Börsenphasen wie 2002 beim Platzen der Tech-Blase oder 2008 in der Lehman-Krise kaum Geld verloren hat. Aber es war immer ein Fonds, ein Fondsmanager, eine Strategie. Also habe ich versucht, mit frischen Ideen Vielfalt in das Produktangebot zu bringen und zu diesem Zweck das Carmignac Lab gegründet. So haben wir zum Beispiel einem der Analysten des Flaggschiffs einen eigenen Fonds anvertraut, in dem er seine Ideen und sein Verfahren umsetzen konnte. Nachdem er die Relevanz seines Konzepts bewiesen hatte, bot er den Fonds der breiten Öffentlichkeit zur Zeichnung an: Nach zwei Jahren verwaltete der Fonds Carmignac Portfolio Credit bereits 1,2 Milliarden Euro. Heute gibt es nicht mehr nur den einen großen Carmignac-Fonds. Wir haben jetzt 23 Strategien, sieben davon mit jeweils mehr als einer Milliarde Euro an verwaltetem Vermögen.
Von ganz großen Zahlen zu ganz kleinen: Was unterscheidet uns Frauen von Männern, wenn wir private Anlageentscheidungen treffen?
Viele Studien zeigen, dass sich die weibliche und die männliche Sichtweise beim Investieren unterscheiden. Frauen tendieren dazu, nach dem „Warum“ zu fragen. Männer fokussieren eher das „Wie“. Das heißt, Frauen denken darüber nach, welche langfristigen Lebensziele sie mit der Anlage erreichen wollen, zum Beispiel von der Ausbildung der Kinder bis hin zur Unterstützung der Enkelkinder. Männer hingegen wollen genau wissen, wie viel Prozent sie in eine bestimmte Anlageklasse, einen bestimmten Sektor oder eine bestimmte Region investieren sollen, und interessieren sich sogar für ganz bestimmte Aktien. Sie gehen spielerischer an Anlagethemen heran.
Auch die nachhaltige Geldanlage fördert Unterschiede zutage: Das weibliche Geschlecht denkt in der Regel langfristiger, während das männliche Geschlecht eher den kurzfristigen Gewinn im Auge hat. Darüber hinaus zeigen Frauen etwas weniger Selbstvertrauen beim Investieren. Der Mangel daran wird meiner Meinung nach übrigens sehr gut in Sheryl Sandbergs Buch „Lean in“ beschrieben.
Neben dem Pay-Gap müssen wir auch einen Gender-Investment-Gap überwinden …
Ein Beispiel: Wenn eine Frau in den USA heute 85.000 US-Dollar Gehalt bekommt und muss sie ein Leben lang arbeiten um einen Pay-Gap von 20 Prozent aufzuholen und rund 100.000 US-Dollar zu verdienen. Summiert man das auf, hat sie rund eine Million Dollar mehr durch das Schließen der Lücke erzielt. Beachtlich! Investiert die gleiche Person 20 Prozent ihres Einkommens zu fünf Prozent, kann sie ein Vermögen von drei Millionen Dollar aufbauen, innerhalb der gleichen Zeit etwa dreimal mehr. Die wundersame Geldvermehrung durch den Zinseszinseffekt. Hier muss die Finanz-Education ansetzten. Ich möchte allen Frauen zurufen: Startet jetzt mit den Vermögensaufbau! Es ist nie zu früh, damit anzufangen. So wünschte ich, meine Eltern hätten mir die erste Aktie tatsächlich in die Wiege gelegt.
Können Sie nachvollziehen, warum sich Frauen selten von den Angeboten der Investmentindustrie angesprochen fühlen?
Ja, die die Kommunikation ist vorwiegend auf die männlichen Zielkunden ausgerichtet. Frauen werden noch nicht adäquat angesprochen und berücksichtigt. Aber diesbezüglich muss ein Umdenken stattfinden. Denn Prognosen von Ernst&Young zufolge wird in wenigen Jahrzehnten 70 Prozent des Anlagevolumens in den USA von Frauen verwaltet. Also brauchen wir Investmentfonds, die die weiblichen Bedürfnisse in den Vordergrund stellen. Das bedeutet, wir brauchen mehr transparente Fonds, die nach ESG-Kriterien in Unternehmen investieren, die Frauen kennen und denen sie vertrauen. Gute Beispiele für solche Aktiengesellschaften sind meiner Meinung nach Disney oder Pepsi-Cola. Nach dem Motto „Invest and forget“ kann man die Ausführung ruhig in die Hände professioneller Fondsmanager:innen legen. Konkretisiert haben wir diese Idee vor drei Jahren in einem weltweit investierenden Aktienfonds, dem Carmignac Portfolio Grandchildren. Ein echter Impact Fonds mit einer guten Performance.
Ich beobachte den Trend der Investmentfonds von Frauen für Frauen in Deutschland sehr aufmerksam. Aber ich muss feststellen, dass bei Carmignac ohnehin fast zwei Drittel unseres Fondsvermögens von Frauen verwaltet oder mitverwaltet werden.
Welche drei Investment-Tipps würden Sie Frauen mit auf den Weg geben?
Erstens, der richtige Zeitpunkt zum Investieren ist genau jetzt. Beginne heute mit dem kontinuierlichen Vermögensaufbau! Zweitens, finde einen Anbieter, dessen Management und Aktienauswahl du vertraust! So kannst du in unruhigen Börsenzeiten besonnen bleiben. Drittens, achte auf Nachhaltigkeit, wenn du langfristig engagiert sein willst!
Was war der beste Ratschlag, den man Ihnen diesbezüglich gegeben hat?
Interessanterweise war es eher der Ratschlag, den man mir nicht gab. Ich wurde zu spät auf die Vorteile des kontinuierlichen Vermögensaufbaus mit Zinseszins aufmerksam gemacht.
Wenn ich in der Zeit zurückreisen könnte, würde ich in einen aktiv verwalteten Fonds investieren, der auf Aktien aus dem S&P 500 abzielt, also mit Schwerpunkt USA, und entspannt den Zinseszinseffekt für mich arbeiten lassen. Mit Blick auf die reine Performance hätte ich gerne Apple gekauft. Wenn ich alle Kriterien berücksichtige, die weibliches Investieren ausmachen, wäre mein Favorit die schwedische Assa-Abloy-Gruppe. „Schließsystemhersteller“ mag nicht besonders fancy klingen, ich weiß. Aber die Hälfte aller Türschlösser und Schließanlagen kommt von den Schweden. Ein stabiles Business mit sehr hohen Eintrittsbarrieren und mit innovativen Ideen für die nächsten Generationen ist gut für ein Portfolio der Zukunft.
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