Kürzlich fand der Tag der Biodiversität statt. Und man könnte sich fragen, warum die Artenvielfalt heute ein so viel diskutiertes Thema ist. Was macht die biologische Vielfalt so wichtig für unsere Gesellschaft? Warum müssen wir ihren Verlust um jeden Preis verhindern? Welchen Anteil hat die Verschmutzung der Umwelt durch Plastik an diesem Biodiversitätsverlust? Und warum müssen Staaten und Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um Kunststoffabfälle zu vermeiden? Wir werden diese Fragen im Folgenden erörtern.
Die Vereinten Nationen haben den internationalen Tag der Biodiversität ausgerufen, um das globale Verständnis und Bewusstsein für Belange der Biodiversität zu schärfen. Der World Wildlife Fund (WWF) definiert Biodiversität als „all die verschiedenen Lebewesen, die man in einem Gebiet findet – die Vielfalt an Tieren, Pflanzen, Pilzen und sogar Mikroorganismen wie Bakterien, die unsere natürliche Welt ausmachen. Alle diese Arten und Organismen arbeiten ähnlich wie in komplexen Netzwerken in Ökosystemen zusammen, um ein Gleichgewicht zu schaffen und Leben zu schützen.“
Denken Sie nur einmal an das Obst und Gemüse, das Sie täglich konsumieren: Bestäuber wie Vögel, Bienen und andere Insekten ermöglichen vermutlich ein Drittel des weltweiten Pflanzenanbaus. Bäume, Büsche und andere Pflanzen sind nicht nur für das Auge schön, sondern erleichtern auch die Absorption von Niederschlägen und reduzieren folglich das Hochwasserrisiko. Entlang den Küsten dienen Korallenriffe und Mangrovenwälder als natürliche Schutzschilder gegen Wellen und Stürme. Außerdem tragen alle Grünpflanzen durch Photosynthese dazu bei, dass Luft und Boden von Kohlendioxid gereinigt werden. Viele Haushalte insbesondere in Entwicklungsländern sind weiterhin für das Kochen und Heizen auf Holz angewiesen. Häufig vergessen wir auch, dass zahlreiche Arzneimittel eine Vielzahl von natürlichen Stoffe enthalten. Die Bewegung in freier Natur verbessert darüber hinaus die körperliche und psychische Gesundheit des Menschen, beispielsweise durch den Abbau von Stress und die Senkung des Blutdrucks.
Die Biodiversität ist also im Wesentlichen für alles in der Natur zuständig, was wir zum Überleben benötigen: Nahrungsmittel, sauberes Wasser, Arzneimittel und Schutz.
Plastikverschmutzung: Eine Bedrohung der Biodiversität
Was einst entwickelt wurde, um den natürlichen Zerfallprozess von Verpackungen zu verhindern, hat sich paradoxerweise zu einer dauerhaften Umweltbelastung entwickelt. Synthetische Kunststoffe, die nicht biologisch abbaubar sind, bleiben über lange Zeiträume in natürlichen Umgebungen erhalten. Demgegenüber tragen natürliche Polymere wie Gummi und Seide, die ebenfalls in großen Mengen vorhanden sind, nicht zur Umweltverschmutzung bei, da sie von Mikroorganismen allmählich zersetzt werden. Rund die Hälfte der insgesamt produzierten Kunststoffe wird für Einwegprodukte und Verpackungsmaterial verwendet. Diese Artikel werden jedoch oft nicht in den entsprechenden Recyclingbehältern, durch Verbrennung oder in der Deponie entsorgt. Stattdessen verschmutzen sie den Boden und die Umwelt, indem sie aus dem Autofenster geworfen, in überquellenden Mülleimern gestappelt oder vom Wind weggetragen werden. Die eigentliche Herausforderung beginnt hier.
Wenn Plastik nicht ordnungsgemäß entsorgt wird, kann es in die Meere gelangen und von Tieren irrtümlicherweise für Nahrung gehalten werden, was zum Tod von Meerestieren durch Verschlucken führt. Größere Meeressäugetiere können sich im Plastikmüll verfangen, was ihnen ebenfalls sofort das Leben kosten kann. An Land werden Abwassersysteme durch Plastiktüten, Folien oder andere Artikel verstopft, so dass die Plastikverschmutzung Überschwemmungen verursachen kann. An Land lebende Tiere können zudem unter Darmverstopfung leiden, die durch Kunststoffverpackungen hervorgerufen werden.
Angesichts der starken Plastikverschmutzung weltweit würde die Reinigung der Umwelt von Plastik jedoch Kosten in gigantischer Höhe verursachen. Die gesellschaftlichen Kosten der Plastikverschmutzung – einschließlich Umweltreinigung, Zerstörung von Ökosystemen, verringerte Lebenserwartung und medizinische Behandlung – könnten nach Angaben der Minderoo Foundation 100 Mrd. USD pro Jahr übersteigen. Zur Verringerung der Plastikverschmutzung sollte der Fokus daher auf die Bekämpfung von unsachgemäßer Entsorgung und den reduzierten Einsatz von bestimmten Plastikartikeln gerichtet werden. Obwohl es schwierig ist, Bußgelder zur Abfallvermeidung durchzusetzen, haben viele Regionen Gebühren oder Verbote für Lebensmittelverpackungen aus Schaumstoff und Plastiktüten verhängt.
Von der Wahrnehmung zum Handeln: Länder an vorderster Front bei der Bekämpfung der Plastikverschmutzung
Die Verhängung von Bußgeldern und Verboten ist ein erster Schritt hin zur Reduzierung der Plastikverschmutzung und der Verhinderung von unsachgemäßer Plastikentsorgung. Länder können durch die Bereitstellung eines Rechtsrahmens die Einwohnerinnen und Einwohner auf dieses drängende Problem aufmerksam machen. Plastikverschmutzung beeinflusst zudem weitgehend den Wohlstand eines Landes, da sie verschiedene Wirtschaftssektoren wie Tourismus, Fischerei und Landwirtschaft beeinträchtigen kann. Plastikabfälle können beispielsweise die Qualität von Stränden und anderen Naturattraktionen negativ beeinflussen und somit die Touristenanzahl und die Einnahmen aus dem Fremdenverkehr reduzieren. Die unsachgemäße Behandlung von Plastikmüll stellt eine Bedrohung für Mensch, Tier und die Umwelt dar. Die Länder sind in der Verantwortung, wenn es um die Bekämpfung dieses Hauptverursachers der Verschmutzung geht. Um die Nachhaltigkeit einer Nation zu bemessen, haben wir daher den neuen Indikator Mismanaged Waste Index (MWI) in unser eigenes Ländermodell integriert.
DPAM ist eine Partnerschaft mit der Organisation Plasteax eingegangen, die den Fokus auf das weltweite Management von Plastikabfällen legt. Die Datenbank Plasteax wurde von der führenden Forschungsberatung Environmental Action konzipiert, die Methoden zur Bestimmung des Plastikfußabdrucks entwickelt. Anhand des MWI können sich Investoren einen Gesamtüberblick über die Bemühungen eines Landes zur Eindämmung der Plastikverschmutzung machen. Der MWI bietet eine gute Möglichkeit, um die Effizienz der aktuellen Abfallmanagementrichtlinien zu beurteilen, da anhand des Indikators direkt die Menge an unsachgemäß verwaltetem Plastikabfall quantifiziert wird. Er liefert ein umfassendes Messkonzept für die unsachgemäße Behandlung von Kunststoffabfällen, indem sowohl nicht gesammelte Kunststoffabfälle als auch Abfälle berücksichtigt werden, die zwar gesammelt, dann aber auf unhygienischen Deponien entsorgt werden.
Weltweit werden Abfälle aktuell vor allem in Deponien entsorgt. Lediglich 19 Prozent des Mülls wird durch Recycling und Kompostierung wiederverwertet, während rund 33 Prozent der Abfälle in offenen Müllkippen landen. In einkommensschwächeren Ländern, in denen wilde Müllablagerung oft die Regel ist, werden 93 Prozent der Abfälle illegal abgelagert. Dieser Anteil liegt in Staaten mit hohem Einkommen lediglich bei 2 Prozent. Obwohl es in einkommensstarken Ländern nur wenige wilde Mülldeponien gibt, sind diese Länder aber für den größten Anteil am weltweiten Abfallaufkommen verantwortlich.
Bei der Bewertung der staatlichen Behandlung von Plastikmüll sollten daher die exportierten Kunststoffabfälle und deren Verwertung in dem importierenden Land gründlich untersucht werden. Eine Vielzahl von wohlhabenden Ländern verschiffen ihren recyclebaren Müll ins Ausland, da dies kostengünstiger ist, zur Erfüllung der Recyclingziele beiträgt und die Anzahl der Mülldeponien im Land reduziert. Die Annahme von Abfällen ist für Entwicklungsländer wiederum eine wertvolle Einnahmequelle. Dem malaysischen Umweltministerium zufolge verschiffen europäische Länder ihre Abfälle häufig nach Malaysia, da der Müll in dem südasiatischen Land mit geringeren Kosten als in Europa „recycelt“ werden kann. Die Kunststoffe werden in Malaysia jedoch oft verbrannt oder illegal entsorgt, wodurch Luft, Grundwasser und Flüsse weiter verschmutzt werden. Es ist daher äußerst wichtig, dass verbrannte oder illegal entsorgte Abfälle entsprechend gekennzeichnet sind und nicht fälschlicherweise als von einem europäischen Staat recycelt eingestuft werden.
Unternehmen müssen proaktiver vorgehen und umfassende Bemühungen zur Bekämpfung von Plastikmüll anstoßen
Während von staatlicher Seite Regelungen und Richtlinien zum Plastikabfall langsam eingeführt und durchgesetzt werden, sollten sich Unternehmen bemühen, noch mehr zu erreichen. Benötigt werden unternehmerische Maßnahmen und Initiativen zur Reduzierung von Kunststoffverpackungen, zur Verbesserung der Wiederverwertbarkeit und für den erhöhten Einsatz von recyceltem Plastik. DPAM ist der Überzeugung, dass sich Unternehmen ehrgeizigere Ziele zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung setzen müssen. Neben der Verringerung ihrer Abhängigkeit von Einwegplastik sollten auch die Produktion und der Einsatz von Kunststoffen weltweit und entsprechend dem Pariser Abkommen und dem Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework eingeschränkt werden.
Aus diesem Grund hat DPAM zusammen mit über 180 anderen Investoren eine Erklärung in Bezug auf Unternehmen im sich schnell wandelnden Konsumgütersektor und Lebensmitteleinzelhandel unterzeichnet. Als Unterzeichner der Erklärung erwartet DPAM von den Zielunternehmen, das sie sich zu ehrgeizigen Kunststoffrichtlinien und -abkommen wie dem Global Plastics Treaty und die europäische Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle verpflichten.
Fazit: Mit dem Tag der Biodiversität wird an die entscheidende Rolle der biologischen Vielfalt für das Wohl unserer Gesellschaft und der Umwelt erinnert. Biodiversität sichert unsere Lebensgrundlage durch die Bereitstellung von Nahrungsmitteln, saubererem Wasser, Arzneimitteln und ökologischem Gleichgewicht. Die biologische Vielfalt ist jedoch bedroht und dieser Biodiversitätsverlust ist im Wesentlichen auf Kunststoffabfälle zurückzuführen. Die unsachgemäße Entsorgung von Plastikmüll verursacht Umweltzerstörung sowohl in Meeres- als auch in Landökosystemen. Auf staatlicher Seite wird diese Problematik nunmehr durch Bußgelder, Verbote und Verordnungen angegangen, wobei das Hauptaugenmerk auf der Verringerung von Kunststoffabfällen und Anreizen zu sachgemäßer Entsorgung liegt. Unternehmen kommt ebenfalls eine wesentliche Rolle bei der Bekämpfung der Plastikverschmutzung zu. Sie können ehrgeizige Regelungen einführen, ihre Abhängigkeit von Einwegplastik verringern und ihre Praktiken auf weltweite Rahmenwerke ausrichten. DPAM hat daher gemeinsam mit anderen Investoren eine Erklärung unterzeichnet, in der Unternehmen dringend dazu aufgefordert werden, umfassende Strategien zur Bekämpfung von Plastikmüll zu implementieren. Es ist von wesentlicher Bedeutung, dass Regierungen, Unternehmen und die Öffentlichkeit gemeinsam und proaktiv Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität und zur Reduzierung von Plastikverschmutzung ergreifen, denn nur so können wir eine nachhaltige Zukunft für die kommenden Generationen sicherstellen.
Von Jullie Gossen, DPAM Responsible Investment Specialist
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