Bernard Lalière, Head of Credit bei DPAM, schildert seine Erwartungen für europäische Unternehmensanleihen:
Die europäischen Credit-Märkte profitieren seit fast einem Jahr von der Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung in Europa. Die jüngsten Einkaufsmanager-Zahlen PMI-Zahlen lieferten jedoch eher den Nachweis für eine anhaltende Konjunkturflaute.
Dass sich in diesem Umfeld die Inflation normalisiert, ist eine gute Nachricht. Das verringert nicht nur die Unsicherheit bei den Inputkosten, sondern erleichtert auch weitere Zinssenkungen in den kommenden Monaten.
Stärkung der Bilanz erste Unternehmerpflicht
Das schwache Wachstum in Verbindung mit dem Zögern der Zentralbanken, eine geldpolitische Lockerung einzuleiten, ist ein ideales Szenario für den Credit-Markt. Die Unternehmen bleiben vorsichtig und stellen die Stärkung der Bilanzen in den Vordergrund. Die jüngste vierteljährliche Umfrage der EZB zur Kreditvergabe der Banken im Euroraum zeigt, dass sich die Kreditstandards für Darlehen leicht verschärft haben, aber im Abwärtstrend sind, während die Unternehmensnachfrage nach Krediten deutlich zurückgegangen ist.
Die Geldpolitik wurde bisher nur langsam gelockert und bietet noch keinen Nährboden für eine Neuverschuldung zu attraktiven Kosten. Die Folge: Die Kreditqualität der meisten Unternehmen verbessert sich. Das bestätigen auch die von Rating-Agenturen veröffentlichten Änderungen: Derzeit gibt es mehr Herauf- als Herabstufungen. Moody's erwartet darüber hinaus einen Rückgang der Ausfallquote bis Jahresende.
Großer Appetit der Investoren
Die Kreditmärkte profitieren überdies von der starken Nachfrage, die sowohl den Investment-Grade- als auch den High-Yield-Sektor stützt. Die Verengung der Renditeaufschläge (Spreads), die Ende Oktober 2023 begann, hat sich bis heute fast unvermindert fortgesetzt, mit nur einer geringen Ausweitung Anfang August, als der Yen aufwertete und die Aktienkurse stärker schwankten. Der Verschuldungsgrad ist in der Nähe zyklischer Tiefststände.
Die Credit-Märkte preisen bessere Aussichten ein, aber wir erwarten einen längeren Zeitraum mit Spreads in der Nähe ihrer historischen Durchschnittswerte, solange die beschriebenen Faktoren wirken.
Mischung aus IG und HY
Dies gilt insbesondere für Investment-Grade-Anleihen, weshalb wir dort eine übergewichtete Position beibehalten. Bei Hochzinsanleihen bieten die Bewertungen zwar weniger Spielraum; dafür gibt es hier noch Chancen auf eine lohnende Spreadentwicklung. Darüber hinaus haben sich Hochzinsanleihen bei steigender Marktvolatilität als gute Alternative zum Aktienmarkt erwiesen.
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