Yves Ceelen, CIO Global Balanced von DPAM, blickt voraus auf Dinge, die über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung 2025 mitentscheiden – den Ölpreis, den 10-Jahres-Zins in den USA und den Kurs des US-Dollar. Ist damit das Ziel vorgezeichnet? Und was sollte man auf den Weg mitnehmen?
Sinkt der Ölpreis? Die OPEC+ versucht, den Ölpreis mittels Begrenzung der Produktion zu stabilisieren. Es gibt also freie Produktionskapazitäten, die auf den Preis drücken könnten. Gelingt es der neuen US-Regierung, in der Ukraine und im Nahen Osten Frieden oder zumindest einen Waffenstillstand herbeizuführen, könnte es eine Friedensdividende und damit niedrigere Ölpreise geben. Dies wäre vorteilhaft für die Wirtschaft, insbesondere in Europa.
Wohin tendiert der 10-Jahres-Zins der USA? Ein niedrigerer Ölpreis wäre positiv für die Zinsen. Allerdings fürchten die Märkte eine Reflationierung durch Trumps Politik (Deregulierung, Zölle, Einwanderung, Rückverlagerung). Bei höherer Inflation und einer immer noch starken US-Konjunktur könnte es schwierig werden, die 10-Jahres-Zinsen deutlich unter 4,5 % zu halten. Die Fed könnte die Leitzinsen senken, aber nicht um mehr als die drei Zinssenkungen à 25 Basispunkte, die die Märkte bereits bis Ende 2025 einpreisen.
Was macht der Dollar? Im weltweiten Vergleich dürfte die US-Wirtschaft weiterhin positiv hervorstechen. Dies sollte sich in höheren Renditen für US-Staatsanleihen im Vergleich zu ähnlich bewerteten Ländern niederschlagen. Der US-Dollar könnte daher stark bleiben und die Parität gegenüber dem Euro in den Blick nehmen. Auch wenn Trump zur Stärkung der eigenen Industrie einen schwächeren Dollar befürwortet, werden Maßnahmen wie Zölle, Deregulierung und eine striktere Einwanderungspolitik den Dollar stärken. Wichtig ist das, weil die Dollar-Liquidität die Entwicklung risikoreicherer Anlagen bestimmt. Eine zu geringe Liquidität würde weder erhöhte Aktienbewertungen noch die sehr niedrigen Spreads für Unternehmensanleihen unterstützen. Bleibt der Dollar also stark, könnte 2025 ein schwierigeres Jahr für die Renditen risikoreicherer Vermögenswerte werden.
Wird dieses Szenario eintreffen? Maßnahmen wie Zölle und Deregulierung brauchen Zeit – wann genau sie Einfluss auf die Inflation nehmen, lässt sich nicht im Voraus bestimmen. Zudem preisen Märkte Erwartungen ein, bevor Ereignisse eintreten. Darüber hinaus bleibt die finanzielle Situation der USA heikel. Die US-Regierung steht vor immensen Refinanzierungen und könnte darauf angewiesen sein, dass Freund (Japan, Europa) und Feind (China) seine neuen Staatsanleihen aufnehmen.
Wie positionieren wir uns in diesem Umfeld? Vorerst bevorzugen wir weiterhin Aktien gegenüber Anleihen, vor allem von US-Unternehmen. Amerikanische Small Caps könnten kurzfristig als Gewinner hervorgehen. Bei festverzinslichen Wertpapieren bevorzugen wir europäische Hochzinsanleihen, da die Bilanzen der meisten Unternehmen weiterhin solide sind. Insoweit ist unsere Ausrichtung durchaus marktüblich.
Viele Anleger haben zuletzt die Finger von Schwellenländeranleihen in lokaler Währung gelassen. Da in osteuropäischen Anleihen noch keine Friedensdividende eingepreist ist und die Angst vor Zöllen mexikanische Peso-Anleihen belastet, sind diese Anlagen nach wie vor interessant. Der aktuelle Spread über Euro-Staatsanleihen scheint eine gewisse Volatilität mehr als auszugleichen.
Darüber hinaus diversifizieren wir weiterhin in Gold. Die möglicherweise höhere Inflation könnte US-Investoren dazu veranlassen, 2025 auf das Edelmetall zu setzen.