Deutschland galt lange Zeit als einer der weltweit führenden Wirtschaftsstandorte. Mit einer starken Industrie, innovativen Technologien und hochqualifizierten Arbeitskräften schien der Erfolg unaufhaltsam. In den letzten Jahren ist dieses Bild jedoch ins Wanken geraten und Deutschland steht vor einer Reihe von Herausforderungen, welche die internationale Wettbewerbsfähigkeit einschränken und sowohl politisches als auch unternehmerisches Handeln erfordern.
Die verfehlte Energiepolitik hat Deutschland in eine Sackgasse geführt. Die Konsequenzen daraus haben Unternehmen und Verbraucher nun in Form von strukturell höheren Energiekosten zu tragen. Für energieintensive Unternehmen wird damit der Wirtschaftsstandort Deutschland zunehmend zu einem Problem. Insbesondere produzierende Firmen sind darauf angewiesen, ihre Produkte zu wettbewerbsfähigen Kosten herzustellen, um sie auf dem Weltmarkt anbieten zu können. Dies könnte zu einer beschleunigten Abwanderung energieintensiver Produktion mit entsprechenden Konsequenzen für die inländische Wertschöpfungstiefe und zum Verlust von Arbeitsplätzen führen.
Eine weitere Herausforderung in Deutschland sind übermäßige Bürokratie und Regulierung. Unternehmen sehen sich mit einer Vielzahl von Vorschriften konfrontiert, die ihre Flexibilität und Innovationskraft beeinträchtigen. Dies verlangsamt Entscheidungsprozesse und kann die Agilität und Anpassungsfähigkeit eines Unternehmens einschränken.
Ein großes Thema für deutsche Unternehmen ist auch der sich zuspitzende Fachkräftemangel. Insbesondere der Engpass bei Informatikern bremst die Innovationskraft und das notwendige Tempo bei der Digitalisierung. Generell hat sich der Arbeitsmarkt zunehmend zugunsten der Arbeitnehmer entwickelt. Das hat nicht nur positive Effekte, denn Arbeitnehmer können heute mehr fordern, ohne mehr leisten zu müssen. Diese Entwicklung könnte sich noch weiter verschärfen, da in der kommenden Dekade eine Welle von Renteneintritten und damit einhergehend ein beschleunigter Verlust an Fachkräften zu erwarten ist.
Auch der deutsche Kapitalmarkt wurde im letzten Jahrzehnt zunehmend von den USA abgehängt. Vorläufiger Höhepunkt dieser Entwicklung war das Delisting von Linde, eines der größten und erfolgreichsten deutschen Unternehmen. Aber auch die Firma BioNTech, die mit der vielleicht prägendsten deutschen Innovation in der jüngsten Vergangenheit aufwarten kann, entschied sich für ein US-Listing.
Dennoch hat Deutschland einen entscheidenden Vorteil, den andere Länder nicht haben. Während sich in den USA zum Beispiel ein Großteil der Wertschöpfung und auch der Börsenkapitalisierung auf einige wenige Unternehmen beschränkt, hat Deutschland einen besonders starken Mittelstand. Diese Firmen, oft globale Hidden Champions, bilden das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Oftmals haben diese Unternehmen fokussierte Geschäftsmodelle und sind Marktführer in ihren Nischen. Dies macht sie trotz der Herausforderungen und des globalen Wettbewerbs erfolgreich und stärkt den Wirtschaftsstandort Deutschland maßgeblich. An der Börse sind diese Unternehmen nicht im DAX, sondern im Nebenwertesegment zu finden. Hier kann man auch als Aktionär von der Innovationskraft und dem Wachstumsdrang deutscher Mittelständler profitieren und am langfristigen Erfolg dieser Unternehmen teilhaben.
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