Das Wichtigste auf einen Blick
- US-Wirtschaft und Zinsen: Die US-Wirtschaft wächst robust (1,9–2,5 % für 2025), die Inflation wird auf etwa 2 % zurückgehen.
- Finanzmärkte und Übertreibungen: Marktteilnehmer reagieren über; diese Schwankungen eröffnen Chancen, besonders bei Anleihen und Aktien.
- Trump und Wirtschaftspolitik: Trumps zweite Amtszeit wird auf Wachstum ausgerichtet sein. Zölle und Steuerreformen stützen die Wirtschaft.
- Assetklassen und Strategie: Der S&P 500 hat Wachstumspotenzial (bis zu 10 %). Die Währungsstrategie neutralisiert US-Dollar-Risiken, Übertreibungen werden als Investitionschancen genutzt.
Liebe Leserin, lieber Leser,
die USA stehen im Fokus des Geschehens. Die Zinsen sind zuletzt stark gestiegen. Doch die ersten politischen Leitplanken der kommenden Regierung sind Vorboten einer neuen Politik, die zu Zinssenkungen führen wird.
Anleihen – Inflation und Wachstum
Das weiter wachsende US-BIP ist ein Ziel, das Trump mit niedrigeren Zinsen beschleunigen will. Hier kommt die FED ins Spiel: Zinssenkungen am kurzen Ende könnten die Wirtschaft zusätzlich stimulieren. Doch die Unabhängigkeit der Zentralbank wird dabei auf die Probe gestellt, denn das Weiße Haus dürfte Druck ausüben.
Auch am langen Ende könnten Impulse durch nicht weiter steigende längerfristige Zinsen entstehen: Strafzölle und geplante Ausweisungen wirken wohl weniger inflationär als befürchtet. Nach dem rasanten Zinsanstieg der vergangenen Monate deutet dies auf eher sinkende Zinsen hin. Insgesamt erwarten wir eine rückläufige Inflation, die sich dem 2 %-Ziel annähert.
Ein niedrigeres Staatsdefizit als erwartet spricht für sinkende Zinsen. Dadurch wachsen die Staatsschulden langsamer und es sind weniger Neuemissionen nötig. Halten wir fest: Die US-Zinsen werden längerfristig fallen: am kurzen Ende durch die FED und am langen Ende durch die Reduktion der Inflationserwartung und einem reduzierten Angebot an Staatsanleihen.
All diese Überlegungen sind Grund dafür, dass wir in 10- bis 30-jährige US Bonds Futures investiert sind und von fallenden Zinsen ausgehen.
Aktien – Wachstumsmotor USA
Wir sehen den S&P 500 bei 6.300 bis 6.500 Punkten – ein Plus von 5 bis 10 %. Die Republikaner, frisch gestärkt durch ihren Wahlsieg, legen politisch alles in die Waagschale, um die Wirtschaft zu pushen. Trump? Der packt in seiner zweiten Runde noch eine Schippe drauf. Er hat es versprochen – und wenn einer die Kunst der Verhandlung beherrscht… Mit seinem handverlesenen Team wird er alles daransetzen, seine Ziele zu erreichen. Das Drehbuch steht, jetzt kann die Show beginnen!
Währungen – keine nachhaltige Stärkung des US-Dollars
Populistische Wahlaussagen beeinflussen den US-Dollar positiv. Hinzu kommen Chinas abwartende Haltung, die Eskalation in der Ukraine und Europas Kombination aus Wirtschaftsflaute und politischer Instabilität. Wir haben unser Dollar-Exposure abgesichert. Die Stärke scheint übertrieben – Jeder Faktor kann die bisherige Robustheit des „Greenback“ schnell ins Wanken bringen. Sind die Übertreibungen überwunden, wird unsere Absicherung abgebaut.
Trump braucht niedrige Zinssätze
Die Republikaner haben die USA fest im Griff. Sie stellen den neuen Präsidenten und dominieren beide Kammern des Kongresses. Der heiß gelaufene Trump-Reflation-Trade war ein erster Vorgeschmack auf das, was kommen könnte. Was erwartet uns nach der Amtseinführung?
Die Ausgangslage: die US-Realzinsen sind hoch und bremsen die Wirtschaft zu stark – ein Hindernis für die Pläne des neuen Präsidenten. Der benötigt niedrige Zinssätze wie Motoren Öl. Europa gerät dabei zunehmend unter die Räder: Ökonomisch gefangen zwischen den Supermächten USA und China, politisch geschwächt durch die dysfunktionale deutsch-französische Achse. Für Trump, den gewieften Dealmaker, eine Steilvorlage. Er kennt die Schwächen der Gegenseite und nutzt sie, um das Maximum herauszuholen.
Die EZB wird weiter durch Zinssenkungen stützen müssen, die FED steht komfortabler da: sie kann handeln, muss aber nicht. Außerdem dürfte Trumps zweite Amtszeit strategischer werden, mit Beraterstäben, die noch stärker auf die Wirtschaft schauen.
Zölle auf Importe treffen voraussichtlich alle, die zu wenig in den USA produzieren oder kaufen – allerdings nicht in voller Härte und nicht langfristig. Wie bei vielen seiner Wahlversprechen wird die Umsetzung Zeit brauchen. Programme wie zusätzliche Steuersenkungen dürften frühestens 2026 starten.
Trumps Ankündigungen bleiben dennoch ernst zu nehmen. Sie sind Verhandlungsmasse, um maximale Vorteile für die USA zu sichern. Die Finanzmärkte haben diesen Kurs längst eingepreist.
Übertreibungen und Extreme
Zum Jahresende 2024 dominieren Extreme die Märkte. Populistische Aussagen schüren Ängste vor Inflation und Schulden. Die Zinssenkungserwartungen sind drastisch gefallen – von zehn auf vier Schritte bis Ende 2025. Eine Achterbahnfahrt, die die typische Übertreibung der Märkte zeigt. Genau darin liegt eine Chance: Übertreibungen erkennen und nutzen.
Für die USA erwarten wir 2025 ein Wachstum von 1,9 bis 2,5 %. Der Zollkrieg könnte bis zu 0,7 Punkte kosten – selbst dann bliebe ein solides Plus von 1,2 bis 1,8 %, weit besser als die stagnierende EU.
Beste Grüße
Ihr Luca Pesarini