Marktberichte

Ethenea Portfolio Manager Update "HESPER FUND – Global Solutions (*)" vom 31.05.2023

Das Wichtigste auf einen Blick

US-Notenbank: Trotz Pause kein Ende der Zinsanhebungen absehbar

  • Nach einer monatelangen Pattsituation verabschiedete der US-Kongress das Paket zur Schuldenobergrenze – wenige Tage bevor dem US-Finanzministerium das Geld ausgegangen wäre, um die Verpflichtungen des Landes rechtzeitig und vollständig zu begleichen.
  • Einige Zentralbanken beschlossen, in ihrem Straffungszyklus eine Pause einzulegen. Da die Inflation jedoch hartnäckig blieb und zu langsam zurückging, setzten sie ihn anschließend fort.
  • Andere Zentralbanken hielten an ihrem Straffungszyklus fest, schwächten ihn aber ab, um sich ein Bild von den Auswirkungen der vorangegangenen Zinsanhebungen zu machen. Zinsanhebungen und quantitative Straffung sind immer noch im Gange.
  • Der Wagner-Aufstand in Russland hielt die Welt über das Wochenende in Atem.
  • Der Pessimismus im Hinblick auf die Konjunkturerholung in China drückte nach wie vor die Stimmung.
  • Den weltweiten Aktien konnten die Zinsanhebungen wenig anhaben. Sie legten angesichts der soliden Wirtschaftstätigkeit im Zuge des noch andauernden Spätzyklus weiter zu, und die Rezessionsängste nahmen allmählich ab.
  • Der HESPER FUND – Global Solutions schichtete das Portfolio leicht um, um sich für ein „No landing“-Szenario zu rüsten. Der Fonds verringerte seine Duration zunächst auf 0,6 Jahre und hob sie dann auf 1,2 Jahre an. Das gesamte Nettoaktienengagement blieb mit durchschnittlich 15 % weitgehend unverändert, wobei die Long-Positionen (S&P 500, Nasdaq 100, Euro Stocks) ebenso angepasst wurden wir die Short-Positionen (britische Mid-Caps und Banken der Eurozone). Das Engagement im US-Dollar wurde auf 33 % und das in der norwegischen Krone auf 20 % angehoben. Der Fonds baute sein Engagement in schwachen, unterbewerteten Währungen wie dem japanischen Yen (3 %) und dem brasilianischen Real (5 %) weiter aus.

30.06.23 - Gesetzentwurf des US-Kongresses zur Beendigung der Pattsituation bei der Schuldenobergrenze und zur Vermeidung eines Zahlungsausfalls

Nach langwierigen und schwierigen Verhandlungen setzte der US-Kongress nun die Schuldenobergrenze aus und wehrte damit einen historischen Zahlungsausfall ab. Die Aufmerksamkeit der Märkte wandte sich daraufhin schnell den Maßnahmen der Zentralbanken zur Eindämmung der anhaltenden Inflation zu.

Zentralbanken blieben bei ihrer restriktiven Haltung und signalisierten weitere Zinsanhebungen

Nach zehn aufeinanderfolgenden Zinsanhebungen ließ die Fed im Juni einen Zinsschritt aus, gab aber zu verstehen, dass es weitere geben werde. Die EZB hob ihre Zinsen erwartungsgemäß um 0,25 % an – auf das höchste Niveau seit 2001 – und korrigierte ihre Inflationsprognosen nach oben. Die BoE nahm eine Anhebung um 0,5 % vor, nachdem die Inflation im Vereinigten Königreich erneut über die Erwartungen hinaus gestiegen war, und die SNB hob ihren Leitzins weniger stark an als zuvor, nämlich um die erwarteten 0,25 %. Die Märkte bepreisten den endgültigen Zinssatz immer wieder neu – in einem Prozess, dessen Ende noch immer schwer abzusehen ist.

Weiterhin unklar: die Folgen des Aufstands in Russland

Der Aufstand Prigoschins stellte Europa vor ein Rätsel. An den Märkten ging er letztendlich spurlos vorüber, da er sich im Laufe des Wochenendes abspielte. Der Ölpreis schwankte kurzfristig, tendierte dann aber weiter abwärts. Die große Gegenoffensive der Ukraine steht offenbar weiterhin noch aus. Kiew hofft, dass die Turbulenzen in Russland den Westen zu weiterer Unterstützung anregen werden.

Aufkommende Zweifel an Chinas wirtschaftlicher Erholung nach der Pandemie

Nach einem guten ersten Quartal haben die Wirtschaftsdaten aus China die Stimmung in Bezug auf die Erholung des Landes weiter getrübt. Anhaltende Probleme im Immobiliensektor, eine schwache internationale Nachfrage und schwache Daten zu den Verbraucherausgaben im Land stellen die Erholung nach der Coronakrise infrage. Trotz der unermüdlichen Unterstützungsmaßnahmen, die die chinesischen Behörden anbieten und umsetzen, bleibt der Aufschwung weiter aus; der chinesische Yuan sank auf ein 7-Monats-Tief.

Märkte behaupteten sich trotz höherer Zinsen und restriktiver Haltung der Zentralbanken

Weltweit waren angesichts der gemischten Wirtschaftsdaten, der hartnäckigen Inflation und der anhaltenden Sorgen im Hinblick auf die chinesische Wirtschaft Schwankungen an den Aktienmärkten zu verzeichnen. Dennoch tendierten diese vorwiegend aufwärts. Trotz höherer Leitzinsen blieben die Aktien dicht an ihren Jahreshochs. Im Juni gab es vor allem eine ausgeprägte Rally von Technologiewerten, die den Nasdaq um weitere 6,6 % steigen ließ, sowie einen sprunghaften Anstieg des japanischen Nikkei (mit einem Plus von 7,5 % in Landeswährung und 3,8 % in USD). Der Dollar verlor an Attraktivität und gab seine Gewinne aus dem Vormonat wieder ab. Die Anleihenperformance war im Allgemeinen schwach, da die Renditen von Staatsanleihen leicht stiegen.

Makroökonomisches Szenario des HESPER FUND: das „No landing“-Szenario hat unvermindert Bestand

Die Weltwirtschaft erweist sich ungeachtet der höheren Nominalzinsen weiterhin als widerstandsfähig, denn trotz der schwachen Entwicklung von zinssensiblen Sektoren und der geringen Investitionsausgaben der Unternehmen sorgen die fiskalpolitische Unterstützung, die Stärke des Arbeitsmarktes und hohe Ersparnisse für einen robusten Konsum.

Unser mittelfristiger makroökonomischer Ausblick läuft allerdings auf eine weitere Abschwächung der Weltwirtschaft in den nächsten Quartalen hinaus, wobei die Teuerung zwar insgesamt zurückgehen, die Kerninflation aber deutlich über den Zielen der Zentralbanken bleiben dürfte. In einigen Ländern wie dem Vereinigten Königreich ist die Inflation weiterhin zu hoch und verfestigt sich allmählich, wobei die Lohn-Preis-Spirale ganz klar weiter im Gange ist. In den am weitesten entwickelten Volkswirtschaften hält die Verlangsamung der Inflation an, ist aber nicht ausgeprägt genug, um die Zentralbanken von ihrem Straffungskurs abzubringen.

Nach der Euphorie von Ende 2022 und im ersten Quartal 2023 zeigen sich erste Risse in der Wirtschaft der Eurozone. Die Eurozone geriet Ende des vergangenen Jahres in eine technische Rezession, der Fertigungssektor befindet sich in einer Kontraktion und die Kreditvergabebedingungen haben sich erheblich verschärft. Konsequente fiskalpolitische Unterstützung, angehäufte Ersparnisse und der Sommertourismus werden der Wirtschaft in der Region in den kommenden Monaten Halt geben. Danach jedoch könnte sich das makroökonomische Szenario als weniger schillernd erweisen als von den Märkten eingepreist. Während der Markt auf eine bevorstehende Rezession in den USA wartete, haben wir in den US-Daten ersten Anzeichen einer relativen Stärke ausgemacht. Es ist eine klare Verbesserung der Inflationsdynamik zu erkennen.

Das Ende der lockeren Geldpolitik bleibt das wichtigste aktuelle Ereignis, wie die Sorgen über die Banken im März offenbarten. Wir bei Hesper sind überrascht, wie robust sich die meisten Volkswirtschaften gegenüber den schnellsten und stärksten Zinsanhebungen der vergangenen 40 Jahre gezeigt haben.

Positionierung und monatliche Performance

Der HESPER FUND – Global Solutions verlor im Juni an Wert (-0,50 % für die Anteilsklasse „T-6 EUR“). Die Anpassungen des Währungsexposures müssen sich erst noch auszahlen.

Im HESPER FUND wurde das Aktienengagement in den vergangenen Monaten erhöht; generell wurde jedoch beschlossen, angesichts der zahlreichen anhaltenden Schwierigkeiten und der hohen Ungewissheit in einem heiklen, aber noch anhaltenden „No landing“-Szenario weiterhin Vorsicht walten zu lassen. Die Performance-Attribution seit Monatsbeginn gestaltete sich wie folgt: -0,08 % für Anleihen, +0,12 % im Aktiensegment, +0,02 % bei Rohstoffen und -0,46 % durch Währungen, während auf Sonstiges -0,10 % entfielen.

Seit Jahresbeginn summiert sich das Fondsergebnis auf -4,46 %. Das Gesamtvermögen sank zum Monatsende auf 72,4 Millionen EUR. Die Anteilsklasse liegt 10,89 % unter ihrem Allzeithoch vom 29. September 2022.

Die Volatilität lag über die vergangenen 250 Tage stabil bei 4,9 %, sodass weiterhin ein attraktives Risiko-Rendite-Profil gegeben ist. Die annualisierte Rendite seit Auflegung sank auf 3,2 %.

Anfang Juli löst sich der Fonds weiter von seiner Referenzwährung. Das Engagement im Euro liegt zurzeit lediglich bei 37 %. Beabsichtigt ist, schrittweise ein beträchtliches Engagement in USD, NOK, JPY und in einem gewissen Maße auch in BRL aufzubauen. Wir gehen davon aus, dass die Stärke des EUR allmählich nachlässt. Weitere Währungswetten auf dem Devisenmarkt laufen zugunsten von Währungen, die sehr weit von ihrem tatsächlichen Wert entfernt sind. Derzeit gestaltet sich das Währungsrisiko des HESPER FUND wie folgt: USD 33 %, NOK 20,9 %, JPY 3,1 %, CHF 5,7 %, BRL 5,7 % und GBP -6,2 %. Das Aktienrisiko blieb mit 16 % insgesamt auf niedrigem Niveau, während die bereits geringe Anleiheduration auf 1,2 Jahre erhöht wurde.

Wie immer werden wir weiterhin das Engagement des Fonds in den verschiedenen Anlageklassen beobachten, um ihn kontinuierlich an die Marktstimmung und Veränderungen des makroökonomischen Basisszenarios anzupassen. Im vergangenen Jahr spielten geopolitische Ereignisse eine entscheidende Rolle bei unserer Vermögensallokation. Es zeichnet sich ein klarer Deglobalisierungstrend ab, der durchaus zu einer über längere Zeit höheren Inflation beitragen könnte. Das Ende der lockeren Geldpolitik bleibt das wichtigste aktuelle Ereignis, wie die Sorgen über die Banken im März offenbarten.

*Der HESPER FUND – Global Solutions ist aktuell nur zum Vertrieb in Deutschland, Luxemburg, Belgien, Italien, Frankreich, Österreich und der Schweiz zugelassen.

Autor:
Federico Frischknecht
Senior Portfolio Manager


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