Stiftungsfonds können auch für Privatanlegerinnen und -anleger interessant sein. Ein Interview mit Laura Oberbörsch über Investieren (nicht nur) für den guten Zweck.
Frau Oberbörsch, eine Edelfrau namens Winpurc vom Königshof Nördlingen gründete im zehnten Jahrhundert vermutlich die erste Stiftung in Deutschland. Es war ein Hospital für Arme und Reisende im bayerischen Wemding. Dort wurde bis 1984 ein Krankenhaus betrieben – das sich wohl auch durch den Waldbesitz der Stiftung finanziert hat. Inzwischen wurde daraus eine Sozialwohnanlage mit altersgerechtem Wohnraum. Tausend Jahre Gutes tun mit seinem Vermögen, das ist mal eine Erfolgsbilanz, oder?
Das ist wirklich ein erstaunlich langer Zeitraum! Viele Hospitalstiftungen haben über Jahrhunderte sehr gut funktioniert, zum Wohle vieler Menschen. Heute gibt es mehrere tausend Stiftungen in Deutschland, die unterschiedlichste Zwecke verfolgen. Die meisten sind langfristig ausgelegt und denken in Generationen.
Und was erwarten Stiftungen von ihrer Vermögensverwaltung?
Meist soll das Vermögen auf mittlere Sicht mindestens erhalten werden. Damit „Gutes getan“, also der Stiftungszweck erfüllt werden kann, werden regelmäßige Ausschüttungen benötigt, die dann quasi das Budget darstellen. Oft ist ihnen zudem Nachhaltigkeit besonders wichtig. Unsere beiden Fonds, der Flossbach von Storch - Foundation Defensive und der Flossbach von Storch - Foundation Growth zielen auf diese Bedürfnisse ab. Sie unterscheiden sich vor allem durch den maximalen Aktienanteil voneinander – und stehen prinzipiell auch Privatanlegerinnen und -anlegern offen.
Auch Privatanleger können also investieren. Das dürfte wohl vor allem interessieren, wenn ein Vermögen zur Verfügung steht, von dem nur die Ausschüttungen verfrühstückt werden sollen – für welchen Zweck auch immer.
Auch. Aber jeder, der verlässliche Ausschüttungen will, sollte sich solche Portfolios näher anschauen. Neben Privatpersonen beteiligen sich auch Vereine ohne Stiftungszweck.
Und was unterscheidet nun Stiftungsfonds von den herkömmlichen Multi-Asset-Fonds Ihres Hauses?
Einerseits Nachhaltigkeitsaspekte, andererseits die Ausschüttungen. Die gibt es zwar auch in den anderen Multi-Asset-Tranchen. Weil wir aber wissen, wie wichtig regelmäßige Auszahlungen in angemessener Höhe für die Arbeit von Stiftungen sind, legen wir bei unseren beiden Foundation-Fonds allergrößten Wert darauf. Nach Abschluss des Geschäftsjahres am 30. September wird die Höhe der Ausschüttung bestimmt. Die Auszahlung erfolgt anschließend im Dezember.
Eine solche Ausschüttung zu erwirtschaften, dürfte in diesem Jahr leichter gewesen sein als in der Null- und Niedrigzinsphase?
Das ist wahr. Nach den Zinserhöhungen hatten wir Ende Oktober eine Rendite unserer Anleihen im Portfolio von 3,4 Prozent. Im Coronajahr 2020 beispielsweise lag sie nur bei etwa ein Prozent. Damals haben wir deutlich mehr über die Aktien hereinholen müssen, wobei die hohe Unternehmensqualität im Portfolio von Vorteil war. Während an den Finanzmärkten damals viele Unternehmen ihre Dividenden gekürzt oder ganz gestrichen haben, blieben die Zahlungen in unserem Portfolio relativ stabil.
Es wurde also trotz allem ordentlich ausgeschüttet, doch das Vermögen wuchs über einer gewissen Zeit nur relativ wenig. Und in diesem Jahr?
Für all unsere Multi-Asset-Portfolios war 2024 bisher ein gutes Anlagejahr. Bis Ende Oktober trugen Aktien, Anleihen und Gold positiv zur Wertentwicklung bei. Unser Aktienportfolio legte seit Jahresbeginn bis in den November zweistellig zu. Der Goldpreis sorgte am 30. Oktober mit einem neuen historischen Höchststand von 2.787 US-Dollar je Feinunze für ein Ausrufezeichen. Und auch Anleihen konnten glänzen.
Das sind gute Nachrichten, gerade für Anlegerinnen und Anleger des defensiven Stiftungsfonds. Schließlich sind Anleihen hier die Anlageklasse mit dem höchsten Gewicht.
Ja, während der maximale Aktienanteil beim offensiveren Foundation-Fonds 50 bis 75 Prozent beträgt, sind es in der defensiven Variante maximal 35 Prozent. Bei letzterer liegt die Anleihenquote derzeit bei etwa 55 Prozent des Vermögens. Ein Gutteil davon ist in Staatsanleihen und Pfandbriefen höchster Bonität investiert. Und im dritten Quartal senkten wichtige Notenbanken die Zinsen. Daher fielen die Renditen von Staatsanleihen und der Wert von Papieren, die bereits in Portfolios liegen, stieg.
Und die Aktien in den Portfolios…
… bleiben essenziell. Aktien sind Sachwerte, die auch in Zeiten von Inflation für den Werterhalt des Portfolios sorgen. Sie sind zudem für uns unverzichtbare Renditebringer. Wir fokussieren uns wie in all unseren Multi-Asset-Strategien auch in den Foundation-Fonds auf Qualitätsunternehmen, die wir sorgfältig auswählen, an deren Erfolg wir aber auch langfristig teilhaben wollen. Sie sollen über attraktive Geschäftsmodelle verfügen, über eine gute Marktposition und mit erhöhter Wahrscheinlichkeit in mittlerer bis langer Frist ein höheres Ertragsniveau erwarten lassen.
Also die Nestlés und Unilevers dieser Welt?
Nicht nur. Unternehmen im Bereich Basiskonsumgüter sind für uns wichtig, aber wir finden auch attraktive Titel im Gesundheits- oder im Technologiebereich. Die größte Branche in unseren Stiftungsportfolios ist derzeit Informationstechnologie. Hier präferieren wir globale und profitable Unternehmen wie etwa Microsoft, Constellation Software oder Amphenol.
Viele vorsichtige Investoren freuen sich zwar über einen Wertzuwachs ihres Vermögens. Doch sie nutzen auch Multi-Asset-Produkte, weil Anleihen sich in Krisen oft konträr zu den dann oft sinkenden Aktienmärkten entwickeln. Funktioniert dieser Puffer noch?
Beim Corona-Kurseinbruch Anfang 2020 war kaum ein Risikoausgleich von Aktien und Anleihen zu beobachten. Auch 2022 war nicht nur ein schlechtes Aktien-, sondern auch ein katastrophales Anleihenjahr. Seither sind jedoch die Zinsen in den USA und im Euroraum im rekordverdächtigen Tempo wieder gestiegen. Und damit federn insbesondere Staatsanleihen Portfolios wieder ab. Das zeigte sich unlängst etwa bei der Kurskorrektur vom fünften August.
Zu guter Letzt erwähnten Sie anfangs besondere Ansprüche von Stiftungen in Sachen Nachhaltigkeit?
Ja, das stimmt. Wer für einen guten Zweck arbeitet, möchte meist nicht, dass das Geld dafür womöglich mit etwas verdient wird, das Menschen schaden könnte – vereinfacht gesagt.
Und wie stellen Sie das in Ihren Stiftungsportfolios sicher?
Alle Fonds unseres Hauses sind Artikel-8-Produkte im Sinne der Offenlegungs-Verordnung der EU. Nachhaltigkeitskriterien werden in unserem Investmentprozess systematisch berücksichtigt. Es darf bei Unternehmen also keine schweren Verstöße gegen die Prinzipien der UN-Konvention geben. Staatliche Emittenten dürfen nicht das Label „nicht frei“ bei Freedom House erhalten. Zudem sind in all unseren Portfolios Unternehmen ausgeschlossen, die maßgeblich Geld mit Waffen, Tabak oder Kohle verdienen. Für unsere Foundation-Fonds verzichten wir außerdem auf Unternehmen der Bereiche Alkohol und Glücksspiel.
Unterm Strich erwarten Interessierte also Multi-Asset-Portfolios, die Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen und sich vor allem auf die Ausschüttung fokussieren. Für wen eignet sich nun die defensive und für wen die offensive Variante.
Auf lange Sicht hat die offensivere Variante angesichts des höheren Aktienanteils entsprechend höhere Renditechancen. Wer aber schlecht schläft, wenn es an den Märkten turbulenter wird, ist mit der defensiven Variante womöglich besser dran.
Ist es möglich, beide Varianten zu mischen, so dass das Chance-Risiko-Verhältnis in der Mitte liegt.
Ja, das ist eine gute Möglichkeit, zumal beide Fonds abgesehen vom Aktienanteil sehr ähnlich gemanagt werden. Das Aktienportfolio ist identisch, nur eben in dem offensiven Fonds höher gewichtet. Ebenso der Goldanteil. Aufgrund der unterschiedlichsten Emissionen ist das beim Anleiheanteil zwar etwas schwieriger. Aber hier wird auch dieselbe Strategie verfolgt.