Nach Jahren der Null- und Negativzinsen sind sichere Anleihen mit kurzen Laufzeiten als Parkposition wieder interessant. Aber eignen sie sich auch für Langfristanleger?
Für eine Antwort müssen wir etwas ausholen. Denn, ob die nominalen Renditen von Bonds mit langer Laufzeit schon hoch genug sind, um sie als langfristige Anlagen ernsthaft in Betracht ziehen zu können, hängt von der persönlichen Inflationserwartung für diesen Zeitraum ab. Denn die Renditen sollten in Summe höher ausfallen und Kaufkraftverluste ausgleichen.
Derzeit ist mit einer zehnjährigen Bundesanleihe, die bis zum Laufzeitende gehalten wird, gerade einmal 2,6 Prozent Rendite per annum zu erwarten. Schafft es also die Notenbank nicht, die Inflation rasch wieder auf ein Niveau von 2,0 Prozent zu senken, droht mit diesem Papier ein realen Kapitalverlust.
Von Chancen und Risiken
Und selbst wenn die Notenbanken die Inflation in den Griff bekommen sollten, ist das Renditeniveau der Langläufer immer noch zu gering, um signifikante Kursgewinne zu ermöglichen. Damit ist das Verhältnis von Risiko zum Renditepotenzial unseres Erachtens noch nicht gut genug, um sich für Euro-Langläufer höchster Bonität erwärmen zu können.
Wenn man die Bonitätsleiter nun nach unten klettert, gibt es bekanntlich höhere Zinsen. So wirft eine langlaufende Unternehmensanleihe von Siemens (Rating: A+) mit 3,5 Prozent schon einiges mehr ab als Bundesanleihen. Noch eine Bonitätsstufe tiefer (BBB) gibt es für eine Anleihe der ehemaligen Siemens-Tochter Infineon 4,0 Prozent. Wem auch das noch zu wenig ist, der könnte in hochliquide Staatsanleihen Italiens investieren, die immerhin 4,4 Prozent abwerfen. Das sollte dann ausreichen, um selbst eine hartnäckig höhere Inflationsrate zu schlagen.
Der hohe Renditeaufschlag gegenüber deutschen Bundesanleihen spiegelt das – wenn auch geringe – Risiko einer Staatspleite Italiens wider, die aber wohl eher theoretischer Natur sein dürfte, da damit das Ende des Euro und eine Kernschmelze des Finanzsystems verbunden wären. Dies können weder die EZB noch die Eurostaaten zulassen, was Italiens Schulden implizit zu Schulden der Eurozone macht.
Aktien langfristig chancenreich
Die allgemein aufkommende Begeisterung für Anleihen erscheint uns dennoch verfrüht. Die Renditen langlaufender Anleihen höchster Bonität bieten zumindest im Euroraum immer noch keinen ausreichenden Schutz gegen das Inflationsrisiko. Euro-Kurzläufer mit Renditen von 3,6 Prozent eignen sich aber schon jetzt als (nominal) risikolose Parkposition für Liquidität. Einjährige US-Staatspapiere werfen mit 5,4 Prozent (in US-Dollar) mehr ab als die über die nächsten zwölf Monate zu erwartende US-Inflationsrate.
Die höchsten Renditen bei gleichzeitigem Inflationsschutz sind langfristig aber von Aktien zu erwarten. Ein Gesamtertrag von sieben Prozent (Kursgewinne und Dividenden) ist für Langfristanleger durchaus realistisch und bedeutet alle zehn Jahre eine Verdopplung des Vermögens. Ein Fokus auf Qualität reduziert dabei die Gefahr nachhaltiger Verluste, wobei wir unter Qualitätsunternehmen attraktive und erprobte Geschäftsmodelle verstehen mit soliden Bilanzen, die auch in Zukunft attraktive Erträge erwarten lassen.
Nicht zu teuer
Wer daher langfristig nach Abzug der Inflation eine Wertsteigerung anstrebt, wird an ausgewählten Aktien nicht vorbeikommen - allerdings nicht zu jedem Preis. Ein Blick auf das Bewertungsniveau des globalen Aktienmarkts verdeutlicht, dass sie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 17 (gemessen am MSCI World Index) in etwa dem langfristigen Durchschnitt entspricht. Wenn man jedoch – wie wir - einzelne Aktien erwirbt, ist der Blick auf den Gesamtmarkt nur eine Orientierungsgröße. Was zählt, ist das Verhältnis von Qualität und Bewertung eines Unternehmens.
Für Anleger hingegen, die die Schwankungen eines reinen Aktienportfolios nicht tragen können oder wollen, ist unseres Erachtens eine Kombination aus risikolosen Bundesschatzanweisungen, kurzlaufenden Unternehmensanleihen guter Bonität, Aktien ertragsstarker Unternehmen und Gold derzeit die beste Strategie. Wichtig ist, dass die Höhe des Aktienanteils die persönliche Risikoakzeptanz nicht überschreitet. Aber auch die Qualität der Unternehmen und ihre angemessene Bewertung sind wichtig für das Vertrauen in die langfristige Strategie - und der beste Schutz gegen prozyklisches Verhalten.
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