- Abgezockt
- Abgefahren
- Abgehoben
Abgezockt
Ganz schön abgebrüht waren die Bosse von VW während des Diesel-Skandals. Die schleppende Aufarbeitung des „Dieselgate“ hatte lediglich in den USA zu empfindlichen Strafzahlungen geführt. Nach einem Vergleich 2018, welcher durch ein US-Berufungsgericht bestätigt wurde, einigte sich VW damals mit Autobesitzern, Händlern und Umweltbehörden auf 25 Milliarden US-Dollar Schadenersatz. Für VW war damit der Skandal in den USA beendet. Ganz anders sahen dies diese Woche die Richter im Bundesstaat Ohio, die neue Klagen auf Bundestaatenebene wegen systematischer Abgasmanipulationen zuließen. Damit fühlt sich jetzt VW seinerseits abgezockt. Erst kassiert man auf nationaler Ebene und jetzt wollen einige Bundestaaten ihrerseits nochmal ran. VW sieht das naturgemäß ganz anders und will den Fall vor den Supreme Court bringen, also vor den obersten Gerichtshof der USA. Bußgelder in Billionenhöhe könnten drohen. Dabei sind die Verkaufszahlen in den USA wieder auf Rekordkurs. VW vermeldet in Q2 das beste Verkaufsergebnis seit 1973. Das klingt ganz schön abgefahren. Apropos:
Abgefahren
Abgefahren ist diese Woche auch der Börsengang des weltweit größten Fahrdienstes Didi Chuxing. Am ersten Tag gleich bis auf 77 Mrd. US-Dollar taxiert, ist der Uber-Konkurrent aus China längst der Platzhirsch. Mit mehr als doppelt soviel Umsatz als Uber, agiert Didi neben China in 14 weiteren Ländern und kann etwas vorweisen, was man bei Uber vergeblich sucht: Gewinne. Und damit geht die Expansion jetzt erst so richtig los. Uber sieht es erst einmal gelassen, denn man ist mit 12,8% an Didi beteiligt und profitiert daher vom Konkurrenten aus China. Interessanterweise sind auch hier wieder Beteiligungsgesellschaften die großen Nutznießer des Börsengangs. Softbank hält 21,5% und Tencent 6,8%. Ich habe bereits letzte Woche darauf verwiesen, dass Beteiligungsgesellschaften damit sehr lukrative Investmentopportunitäten darstellen können, denn die Pipeline weiterer Börsengänge ist reichlich gefüllt. Abgefahren ist der Kurs bei Didi aus meiner Sicht aber noch nicht. Es gibt einen entscheidenden Vorteil zu Konkurrenten wie Uber oder Lyft. Didi verfügt über großes Know-how zum autonomen Fahren und testet dazu schon in Peking mit Fahrzeugen auf der Straße. Noch könnte also der Kurs des Börsendebütanten gar nicht abgehoben haben. Ganz anders hier:
Abgehoben
Die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA hat diese Woche Virgin Galactic erstmals in der Geschichte der zivilen Luftfahrt erlaubt, Passagiere ins Weltall zu befördern. Die Investoren heben derweil schon einmal ab und schickten die Aktie auf einen neuen Höhenflug. Zum Ende der Woche landete der Kurs allerdings fast wieder auf Ausgangsniveau. Gründer Richard Branson kommt seinem Traum näher, noch in diesem Sommer ein mit sechs Passagieren bemanntes „SpaceShip Two“ ins Weltall fliegen zu lassen. Glückt auch dieser Jungfernflug, dann dürfte die Aktie auch neue Rekorde brechen. Ganz anders dagegen bei Boeing. Hier scheint nur die Führungsspitze abgehoben zu agieren. Die Flugzeuge bleiben erst einmal am Boden. Neben dem 737-Max-Desaster, kommt es jetzt auch zu einer Verzögerung bei der neuen 777. Hier hat die Luftfahrtbehörde FAA der aktualisierten Version des Langstreckenjets weitere Testflüge verordnet. Softwareprobleme, Zwischenfälle und unzureichende Daten lässt man jetzt Boeing nicht mehr so leicht durchgehen. Befinden Sie sich also gerade auf dem Weg zu Ihrem Urlaubsflieger, so werfen Sie doch mal einen Blick auf Ihr Modell. Boeing nimmt Verbesserungsvorschläge sicherlich gerne an. In diesem Sinne: Genießen Sie Ihre Urlaubstage, ich habe die Themen für diese Woche alle abgehakt.
Ihr Volker Schilling
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