Jerome Powell, der Kalif der US-Notenbank, verkündete diese Woche dem Volk das Ende des billigen Geldes. Damit will er den Geist, den er selbst rief, wieder in die Flasche bringen. Dies geht nur schluckweise und so werden ab sofort für jeden Monat 15 Mrd. US-Dollar weniger US-Staatsanleihen angekauft. Derzeit sind es insgesamt 120 Mrd. US-Dollar pro Monat. Der Ausstieg erfolgt also frühestens in 10 Monaten, d.h. Herbst 2022. Bis dahin sehen wir folglich keine Zinserhöhungen. Das freut die Börse. Ganz anders diese Woche beim Krypto-Shooting-Star SQUID-Coin. Nach 230.000% Wertzuwachs entpuppte sich dieser als Betrug und die Macher sind mit dem gesamten Geld auf und davon. Wen bringt man jetzt vor den Kadi? Die „Gier frisst Hirn“-Anleger wegen fahrlässiger Dummheit oder die Handelsplattformen, die jeden noch so „ich habe den fliegenden Teppich erfunden“-Coin auf ihren Marktplatz lassen? Doch nicht etwa die Macher des SQUID Coin, die ihr „Sesam öffne dich“ gefunden haben. Aber auch dieser Schaden zieht an der Karawane der Kryptojünger vorbei und wird schlussendlich als Fata Morgana in der Oase der neuen Geldschöpfung verblassen. Ganz anders auf dem aktuellen Basar der Nachhaltigkeit:
Basar, Beduine, Bauchtanz
COP26 klingt zwar nicht wie ein Basar, aber wenn man genau hinschaut, dann ist es einer. Die Klimakonferenz in Glasgow ist ein wildes Geschachere um Klimaneutralität, Ausgleichszahlungen, CO2-Ziele und persönliche Erfolgsbilanzen. Auf diesem Basar sind die Beduinen aus China und Russland erst gar nicht angereist, da das Feilschen eines stolzen Stammesführers unwürdig ist. So verhandeln die Vasallen unterdessen weiter, um am Ende zumindest den Anschein von Erfolg zu wahren. Diese Nabelschau der Unzulänglichkeit der Weltgemeinschaft gleicht einem Bauchtanz auf dem Schafott. Nett anzusehen, wie man von den Folgen des eigenen Versagens ablenken will, aber am Ende kopflos den Basar verlässt. Für den Börsenbasar allerdings spielt die Klimakonferenz nur eine untergeordnete Rolle, denn die meisten börsennotierten Unternehmen sind mit ihren Bemühungen, nachhaltiger zu wirtschaften inzwischen weiter, innovativer und erfolgreicher als die Staaten, die sie beaufsichtigen. Konsequenz in dieser Woche: Der DAX erreicht ein neues Allzeithoch bei 16.065 Punkten.
Muezzin, Makramee, Marokko
Gebetsmühlenartig wie ein Muezzin habe ich in meiner Kolumne darauf hingewiesen, dass wir neue Hochs sehen werden. Jedes Mal gab es dazu Kommentare von Börsenpessimisten, die ihren Turban der Zweifel aufrollten, um das nahende Ende zu verkünden. Bitte jetzt nicht nachlassen und weiter steigende Börsen anzweifeln. Das ist schließlich ein wichtiger Teil meines Makramees für noch weiter steigende Börsenkurse. Ein Makramee ist eine orientalische Knüpftechnik für Ornamente. Die schönsten entstehen, wenn man die entscheidenden Knotenpunkte kennt und zu knüpfen weiß. Das gilt auch für die Börse. Das Verhalten der Notenbanken, das Gewinnwachstum bei den Unternehmen, die Demographie, der Jobmarkt, alle Verknüpfungen halten derzeit stand. Das Schwert der Lieferengpässe, Preissteigerungen, Schulden oder Zinssteigerungen ist weiter zu stumpf, um diese zu zerschlagen. Und wenn Sie sich jetzt fragen, warum die heutige Ausgabe meiner Kolumne so orientalisch klingt, dann liegt das daran, dass ich diese Zeilen gerade in meinem Urlaub in Marokko verfasse. Frei nach Alexander von Humboldt gilt immer noch: Eine Weltanschauung kann man eben nur dann haben, wenn man die Welt auch angeschaut hat. Salam aleikum.
Ihr Volker Schilling
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