Beim Blick auf die Wochenereignisse an den Finanzmärkten wird es einem ziemlich langweilig. Aber genau das kann man nach den vielen Turbulenzen der vergangenen drei Quartale richtig genießen. Mir fiel sofort der Depeche Mode Titel Enjoy the silence ein. Anleger dürstet es nach Ruhe und Langeweile. Vielleicht ist es auch die viel beschworene Ruhe vor dem Sturm, allerdings glaube ich, dass der Durst nach schlechten Meldungen erst einmal gestillt ist. Das letzte Quartal des Jahres ist angebrochen und ich vermute ein freundliches Ergebnis an den Börsen, wenn wir dem Jahresende entgegengehen. Zum einen ist das letzte Quartal traditionell eines der stärksten, zum anderen in Jahren von US-Zwischenwahlen besonders positiv. Die Meldungen zu Zinserhöhungen, Inflation, Lieferengpässen, Ukraine-Krieg und Energiekrise sind allesamt eingepreist und kommen keine neuen Hiobsbotschaften, so wird die hohe Kassehaltung bei professionellen Investoren sukzessive abgebaut werden und für Nachfrage sorgen. Ich habe bereits damit begonnen und zu meiner Einschätzung ein Interview beim Börsenradio gegeben, welches Sie sich gerne hier anhören können: "Es braucht Mut! Aber genau jetzt legt man den Grundstein für den Erfolg der nächsten drei Jahre.“
Eines der umstrittensten Musikstücke meiner Jugendband Depeche Mode war der Song „Master & Servant“. Das Lied thematisiert offen Praktiken der Unterwerfung und stieß daher auch auf Kritik. So wurde das Stück von vielen Radiostationen in den USA nicht gespielt. Auch die BBC wollte den Song verbieten, aber der zuständige Sachbearbeiter war am Tag der Entscheidung im Urlaub. So wurde der Song gespielt und kam immerhin auf Platz 9 der britischen Charts. Und weil die aktuelle Erfolgsmeldung der Russischen Föderation diese Woche so gut zum Titel passt, will ich sie Ihnen nicht vorenthalten: 200.000 Reservisten, meldet der Kreml, habe man im Zuge der Teilmobilmachung eingezogen. Zu großen Teilen „Freiwillige“, wie der russische Verteidigungsministers Sergej Schoigu öffentlich verkündete. Dass nicht jeder Servant dem Master gefolgt ist, zeigen dagegen die Ausreisezahlen junger Männer aus Russland. Über 260.000 sollen es inzwischen sein. Und der russische Master verhängt Ausreise-Stopps oder zieht die Ausreisewilligen direkt an der Grenze ganz freiwillig ein. Wollen wir hoffen, dass es nicht bald heißt:
Wer nicht genug bekommen kann, der will mehr oder versucht es immer wieder. So wie Elon Musk, der diese Woche den nächsten Anlauf für die Twitterübernahme startet. Ja, er will wieder. Sieht wohl doch nicht so gut aus in der anstehenden Verhandlung, die eigentlich darüber entscheiden sollte, ob Musk kaufen muss oder zurücktreten kann. Wie dem auch sei, Musk möchte wohl wieder die Redefreiheit bei Twitter sehen und erneuert daher sein Kaufangebot zum gleichen Preis. Die Aktie im Freudentaumel legt 20% zu und wir dürfen gespannt sein, wie schnell das jetzt geht. Schließlich haben die Aktionäre in der letzten Hauptversammlung bereits zugestimmt, weshalb der Besitzerwechsel jetzt jederzeit möglich ist. I just can´t get enough wäre auch ein schöner Slogan meiner Kolumne, aber auf diese müssen Sie in den kommenden zwei Wochen verzichten, da ich im Urlaub weile. Bis dahin können Sie sich aber mit Depeche Mode Songs trösten oder gleich Karten für die im nächsten Jahr anstehende „Memento Mori“-Welttournee der Band kaufen, die es seit Mittwoch dieser Woche im Vorverkauf gibt.
Ihr Volker Schilling
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