Polemik oder Polemologie
Ein scharfer, oft persönlicher Angriff ohne irgendwelche sachlichen Argumente bezeichnet man als Polemik. Das Ziel: Die eigene Meinung durchsetzen, obwohl sie sachlich nicht mit der Realität übereinstimmt. So kommentierte das politische Russland die kaum zu ertragenden Bilder aus Butscha diese Woche als inszeniert und als ukrainische Propaganda. Ich hatte Tränen in den Augen beim Anblick von Väter und Söhnen, Müttern und Kindern, die wahllos getötet und wie Abfall zurückgelassen wurden. Das ist nicht nur unglaublich brutal und menschenverachtend, das ist leider auch Kalkül: Wer sich den russischen Soldaten in den Weg stellt, der wird beseitigt! Und damit sind wir schon bei der Polemologie. Hierbei handelt es sich nicht wie man vermuten könnte, um die Wissenschaft der Polemik, sondern um die Soziologie des Krieges, eine Wissenschaft, die sich mit dem Krieg als einem sozialen Phänomen befasst. Wie werden Menschen zu solchen Schlächtern, was macht der Krieg mit Opfern, wie verändert sich die soziale Rolle der Soldaten und der Kombattanten. Meine Generation hat sich oft gefragt, wie solche unglaublichen Gräueltaten damals passieren konnten? Geschichte in der Rückschau scheint immer kausaler zu sein als das erlebte Jetzt. Dabei war und ist Krieg immer schmutzig und zerstörerisch. Auch wenn daraus oft wie Phönix aus der Asche neue Schöpfungen, Helden und auch wieder Wohlstand entstehen kann. Wer weiß das besser als wir Deutsche.
Energiewende oder Energiesicherheit
Die Energiewende hat eine Schwester bekommen. Es ist die Energiesicherheit. Es ist nicht wie meine Überschrift etwa vermuten lässt eine Rivalin, sondern eine Mitstreiterin der Wende. Denn wir werden die Energiesicherheit ohne russisches Gas und Öl nicht ohne den massiven Ausbau der erneuerbaren Energien erreichen. 2021 haben wir immerhin schon 42% unseres Gesamtverbrauches aus den Erneuerbaren gewonnen. Aber das muss schnellstmöglich mehr werden. Die öffentliche Sicherheit hängt vom Ausbau der erneuerbaren Energien ab, so die klare Richtung von Wirtschaftsminister Robert Habeck, der diese Woche ein Paket für die Energieunabhängigkeit bis 2035 auf den Weg gebracht hat. Ich sehe wohl, dass dies für viele Aktien aus dem Sektor der Windskraft und Solarbranche einen weiteren Schub bedeutet, aber ich sehe noch viel mehr die Unmengen an Rohstoffen, die wir dafür benötigen werden. Vier bis neun Tonnen Kupfer werden für eine Windturbine benötigt, elf Tonnen Silber braucht man für einen Quadratkilometer Solarpanels. Wo kommt denn dieser Rohstoff her? Teilweise aus Ländern über die wir uns jetzt schon einmal Gedanken machen sollten. Aber eines ist klar: Das benötigte Kupfer und Silber ist gewaltig. Kupfer ist das neue Öl in einer Elektrowelt. Ich würde mir daher gute Minenwerte aus dem Sektor als Langfristinvestment ins Depot legen. Inflationsschutz inklusive.
Einsteigen oder Aussteigen
Die Gefühlslage an den Börsen schwankt zwischen den Käufern, die Gelegenheiten wittern die Ängste für den Einstieg zu nutzen. Und den Verkäufern, die eine inverse Zinsstruktur als Vorboten einer Rezession sehen. Die Notenbanken sind wieder einmal der Schlüssel für die weitere Börsenentwicklung und die haben in dieser Woche den Optimisten ordentlich in die Suppe gespuckt. Die Inflationszahlen forcieren zumindest in den USA einen stärkeren Anstieg der Zinsen und eine Reduzierung der Bilanz. Kurzum: Die Zeit des billigen Geldes ist vorbei. Das ist gut so und die US Notenbank spielt das perfekt ein. Die Börsen werden nicht untergehen, aber sie müssen aus meiner Sicht durch ein weiteres Tal der Korrektur. In Europa dagegen wird es schwer die EZB zögert und meine Leser wissen, dass ich dies seit langem kritisiere. Ich halte es für einen Skandal mit scharfen Folgen für die heimischen Aktienmärkte. Aus meiner Sicht korrigiert es heftig, wenn die EZB unvorbereitet in den Geldentzug einsteigen muss. Denken Sie an meine Worte. Das wird dann übrigens ein fantastischer Einstiegszeitpunkt, denn danach erwarte ich eine gewaltige Börsenhausse. Sie sehen, manchmal ist der Eingang das Ende des Ausganges.
Ihr Volker Schilling
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