Gas geben
Während die einen den Gashahn zudrehen, geben die anderen richtig Gas. Die Rede ist vom EU Parlament, welches diese Woche beschlossen hat, der Kernenergie und dem Gas ein grünes Label zu verpassen. Die EU-Nachhaltigkeitsordnung, kurz als Taxonomie bezeichnet, ist damit um ein weiteres Kapitel „staatlich legitimiertes Greenwashing“ gewachsen. Ich kann verstehen, dass Staaten der Meinung sind, dass Kernenergie oder auch Gas als Brückentechnologien gebraucht werden. Aber warum muss das in der Taxonomie festgehalten werden? Wenn es den Staaten so wichtig ist, dass Unternehmen dieses Sektors auch weiterhin Zugang zu günstigen Krediten und Kapital haben, dann hätte man dies mit anderen Gesetzen oder Verordnungen regeln können. Aber einfach so zu tun, als hätten diese beiden Energieformen plötzlich ein sauberes Image und ein Ökolabel verdient, ist mehr als heuchlerisch und untergräbt die Glaubwürdigkeit und Ernsthaftigkeit einer europäischen Nachhaltigkeitsordnung. Wir sollten schleunigst bei den erneuerbaren Energien Gas geben und bei den jetzt benannten Energieformen künftig vom Gas gehen. Apropos:
Vom Gas gehen
Da die EU sich dazu aber aktuell nicht in der Lage sieht, hat sie völlig zu Recht darauf hingewiesen, wie dringend die Industrien Europas die Energielieferanten Uran und Gas brauchen. Und ja, ich kann die Forderungen nach Laufzeitverlängerungen der deutschen Kernkraftwerke genauso verstehen wie den Wunsch, noch möglichst viel Gas in die Speicher zu bringen. Ich halte beides in Anbetracht der Lage für richtig. Denn eines ist schon jetzt klar: Russland geht vom Gas und wird weiter die Zufuhr nach Europa reduzieren, wenngleich ich glaube, dass nach der Wartungsabschaltung von Nord Stream 1 es wieder zur Aufnahme von Gaslieferungen kommen wird. Die Märkte in Europa signalisieren aber deutlich, dass man vom Schlechteren ausgeht und eine Rezession einpreist. Folge: Der Euro fällt zum Dollar auf den tiefsten Stand seit 2002 und könnte nächste Woche unter die Parität rutschen. Da stand der Euro zum Dollar kurz nach Einführung schon einmal, weshalb ein Test dieses Tiefs aus meiner Sicht mehr als wahrscheinlich ist. Nur am Rande: Das erhöht den inflationären Druck weiter, da am Weltmarkt die meisten Güter in US-Dollar eingekauft werden müssen. Die EZB-Ankündigung von Zinssteigerungen ist daher keine heiße Luft, wie viele schon wieder glauben. Ganz anders hier:
Auch heiße Luft ist Gas
UK-Premierminister Boris Johnson erlebte diese Woche seinen Hindenburgmoment. Im Brexitwahlkampf mächtig aufgestiegen, blähte sich der egozentrische Johnson zu einem Dickschiff der Skandale und Negativschlagzeilen auf. Im Landeanflug seiner sinkenden Popularität wurde an Bord des mit heißer Luft gefüllten Partygatewunder die Mißtrauensrakete gezündet, die wie erwartet das ganze Schiff in Brand steckte. Nachdem diese Woche ein Viertel seiner Mannschaft von Bord ging und sogar sein Kater Larry auf Twitter seinen Auszug aus Downing Street No.10 meldete, schlug Johnson auf dem Boden der Realität auf und verkündete seinen Rücktritt als Party –sorry- Parteichef. Premierminister will er bleiben, bis ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gefunden ist. Wer weiß, vielleicht kehrt in diesem Juli die May zurück? Sie meinen dieses Gerücht wäre heiße Luft? No, thats just gas!
Ihr Volker Schilling
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