Himmelfahrtskommando
Ja, diese Woche feiern wir Himmelfahrt. Aber eine Himmelfahrt der ganz besonderen Art: Die Inflationszahlen sind es, die diese Woche in die Höhe rauschen. Haben die Experten für die USA zuletzt 3,6% erwartet, so wurden am Mittwoch tatsächlich die 4,2% verkündet. Oha, das liegt aber deutlich über dem 2%-Ziel der US-Notenbank. Die hat zwar schon im Vorfeld signalisiert, dass sie vorübergehend mehr akzeptiert, aber was heißt eigentlich vorübergehend? Die Notenbank sieht sich einem Himmelfahrtskommando gegenüber. Zum einen müsste sie bei derartigen Inflationsraten beginnen, die Zinsen zu erhöhen, zum anderen würde sie damit aber die gerade wieder erstarkte Wirtschaft abwürgen. Wie hoch müssten denn die Inflationszahlen steigen, damit die Notenbank eingreift? Wer diese Zahl kennt, der dürfte im Besitz eines strategischen Vorteils sein. Noch gehen alle davon aus, dass die Zahlen sich wieder beruhigen, wenn Basiseffekte durch Energiepreise und Lebensmittel abklingen. Doch sehen wir auch an vielen anderen Stellen steigende Preise: Hausbau, Holz und Halbleiter, um nur ein paar zu nennen. Alles steigt gen Himmel, da vergisst man fast, dass es eigentlich um jemanden anderen in dieser Sache ging.
Aufklärungspatrouille
Zwar fühlt sich auch Elon Musk bisweilen wie ein Messias, wenn er zu seiner Fangemeinde spricht, aber diese Woche scheint er die Aufklärungspatrouille losgeschickt zu haben. Mit einem Mal erkennt er, dass der Bitcoin – vielmehr seine Entstehung – eine wahnsinnige Energieverschwendung ist. Kurzerhand hat er entschieden, Bitcoins doch nicht als Zahlungsmittel für seine Tesla Autos zu akzeptieren. Das hatte wohl keiner erwartet. Konsequenz: Der Bitcoin mit einem kräftigen Kursrutsch. Musk stört sich am Verbrauch fossiler Brennstoffe zum Bitcoinmining. Seine Aufklärungspatrouille hat wohl erkannt, dass es sich bei dieser Währung um Kryptokohle handelt. Ganz anders diese Woche bei der größten Ölpipeline Amerikas. Diese wurde durch einen Hackerangriff lahmgelegt. Benzin wird im Südosten der USA bereits knapp. Die Pipeline befördert schließlich 45% des gesamten Öls durch die USA. Gegen Ende der Woche wird diese zwar wieder hochgefahren, doch der Schreck sitzt tief. Hier scheinen die staatlichen Aufklärer versagt zu haben, denn Hackerangriffe auf Amerikas Infrastruktur sind keine Seltenheit. Bidens Billionen zum Ausbau der Infrastruktur werden wohl dringender gebraucht als viele erwarten, sonst droht der Zapfenstreich. Apropos:
Zapfenstreich
Der Zapfenstreich ist eine traditionelle militärische Bezeichnung für den Zeitpunkt, ab dem ein Soldat im Quartier zu verbleiben hat. Kündigt also den Zeitpunkt an, an dem Schluss ist. Dieser Zapfenstreich wurde diese Woche nicht nur der besagten Ölpipeline gespielt. Facebook zum Beispiel, die mit einem eigenen Instagram für Kinder kommen wollen und noch vor Start von US-Staatsanwälten zurückgepfiffen werden. Oder Adidas, die einen Schlussstrich unter den Kauf von Reebok ziehen und die Marke endgültig loswerden wollen. Oder die Riesterrente, die diese Woche ihr 20-jähriges Jubiläum feiert. Verbraucherschützer fordern ihr Ende. 20 Jahre Flickschusterei an einer staatlichen Fehlkonstruktion der privaten Vorsorge. Das geht besser, wie uns Länder wie Norwegen mit ihrem Staatsfonds vormachen. Eine einfache und mit Hilfe des Kapitalmarktes anlagebasierte Regelung zum Wohle aller Bürger ohne Hürden und staatlichen Bürokratismus. Das wäre mal was. Dafür würde ich sogar den großen Zapfenstreich als höchste militärische Ehre nicht ausschließen wollen. In diesem Sinne ziehe auch ich jetzt den Schlussstrich und verabschiede mich bis nächste Woche. Bleiben Sie mir gewogen.
Ihr Volker Schilling
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