Eine sichere Bank
Die deutsche Sprache ist einfach wunderbar. Sie ist eine sichere Bank an unerschöpflichen und treffenden Redewendungen. In diesem Sinne, willkommen zur Bankett-Woche. Was da einem aufgetischt wird, kann man sich besser kaum ausdenken. Da wirbt doch tatsächlich die Bankrott gegangene Silicon Valley Bank in einem Kundenbrief, dass sie jetzt die „sicherste Bank des Landes“ sei, da alle Einlagen durch die US-Einlagensicherungsbehörde FDIC garantiert seien. Dies gelte auch für Neukunden, um die man jetzt wieder unter dem neuen Namen „Silicon Valley Bridge Bank“ verstärkt werbe. Eine sichere Bank an Dreistigkeit, die zeigt, wie schön es wohl sein muss, wenn man sich für sein Verhalten einfach nicht mehr zu schämen braucht. Realsatire, die Banker besser beherrschen als Comedians. Dabei ist eine sichere Bank wohl gerade das Wertvollste für Sparer und Anleger. Aber gilt das nicht immer? Es ist kein Bankgeheimnis, dass die meisten Kunden für ihr Geld eher eine Ruhebank suchen und jetzt aufgrund von Gerüchten und Desinformationen nach einer Reservebank Ausschau halten. Dabei kommt es auch zu Übersprungshandlungen:
Durch die Bank weg
Genauer gesagt ist diese Woche die US-Bankenkrise über den Teich nach Europa geschwappt. Durch die Bank weg wurden alle Geldinstitute an den Börsen abverkauft. Waren die Finanztitel zu Jahresbeginn noch Anlegerlieblinge, trennte man sich diese Woche schneller von den Werten als Bankräuber von ihren Masken. Einen Banküberfall der besonderen Art erlebte dabei die Credit Suisse. Die Aktionäre, die ohnehin schon zu viel Gewicht beim Bankdrücken stemmen und zusehends in die Knie gegangen sind, erlebten eine Kursachterbahn. Nachdem der größte Aktionär aus regulatorischen Gründen kein weiteres Geld nachlegen konnte, die Kunden aber verstärkt ihr Geld abholten, musste die Schweizer Notenbank eingreifen. 50 Mrd. Schweizer Franken Kreditlinie zur Erfüllung aller Verpflichtungen stehen zur Verfügung, um einem Bankansturm den Wind zu nehmen. Ich würde sagen, gerade noch rechtzeitig, wenn auch für Schweizer im Eiltempo. Aktienkurs der Credit Suisse einen Tag 25% runter, am nächsten Tag 20% rauf. Macht unter Strich und durch die Bank keine Freude.
Auf die lange Bank schieben
Wenn man Probleme nicht angeht und sie auf die lange Bank schiebt, dann wird man sie kaum lösen. Neben den aktuellen Bankschieflagen ist es die Inflation, die Notenbanker dringend wieder einfangen wollen. Zwar ist in den USA die Inflation mit gemeldeten 6% weiter rückläufig, aber eben noch immer hoch. Das gleiche gilt für Europa. Es ist aus meiner Sicht falsch daran zu glauben, dass aufgrund der aktuellen Verwerfungen die Notenbanken weitere Zinserhöhungen auf die lange Bank schieben werden. Die EZB legte diese Woche vor und erhöhte den Leitzins wie von mir letzte Woche erwartet, um weitere 0,5%. Nächste Woche wird uns die US-FED zeigen, wie ernst es ihr mit Inflationsbekämpfung ist. Wenn Sie diese Woche dachten, Banker sind das Problem, dann sollten Sie Ihren Blick in die britische Grafschaft Kent richten. Dort wurde nach Abriss eines alten und wertlosen Bauernhauses auf Fotos entdeckt, dass dort ein unbekanntes Werk von Banksy an der Fassade prangte. Banksy statt Banker brachte daher dem Besitzer wohl mehr Wertverluste ein. Sinnigerweise hieß das Banksy Werk „Morning Has Broken“. So könnte auch der Titel für die Bankaktien in der kommenden Woche lauten.
Ihr Volker Schilling
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