Drüber
Manchmal geht es drunter, drüber und drauf und das mit Drum und Dran. An der Börse nennt man das Volatilität, in der Politik heißt das Regieren und bei den Mächtigen nennt man das Davos. Schauen wir doch mal, was diese Woche alles so drüber war: Die Amtszeit der Verteidigungsministerin Christine Lambrecht zum Beispiel oder die neue Einwohnerschätzung Deutschlands vom Statistischen Bundesamt, die einen neuen Höchststand bei 84,3 Mio. Bürgern ausweist. Drüber sollte laut Frankreichs Präsident Macron auch das neue Renteneintrittsalter seiner Mitbürger liegen. Aber die schönste Nachricht der Woche war doch die Zahl der Aktionäre und Aktionärinnen in Deutschland, die definitiv drüber lag, über dem Höchststand von 2001. 12,9 Mio. besitzen Aktien oder Aktienfonds in Deutschland, das sind 18,3% der Bevölkerung. Insbesondere die junge Generation ist immer stärker engagiert und immer mehr Frauen nehmen ihre Finanzen in die Hand. Da drüber freue ich mich sehr, wenngleich die Quote im internationalen Vergleich immer noch unter dem Durchschnitt liegt. Apropos drunter:
Drunter
Drunter lag diese Woche aber auch so einiges: Da wäre zum einen die neue Bevölkerungsschätzung in China. 840.000 Menschen weniger als im Vorjahr verkündete das Statistikamt. Erstmals ein Rückgang seit Jahrzehnten. Drunter lagen auch sämtliche Zahlen der Quartalsberichte von US-Banken. Sowohl bei Umsatz als auch bei Gewinn lagen die meisten Ergebnisse von Goldman Sachs, Wells Fargo & Co deutlich unter den Erwartungen. Die Zinsbremse der US-Notenbank hinterlässt eben Spuren. Dies konnte man diese Woche im Konjunkturbericht, dem Beige Book, der US-Notenbank deutlich lesen: Die Schätzungen der Analysten im Vorfeld waren tief, aber die tatsächlichen Zahlen zur US-Industrieproduktion und zu den Einzelhandelsumsätzen im Dezember lagen trotzdem noch deutlich drunter. Muss uns das ebenfalls runterziehen? Nein, im Gegenteil, die Maßnahmen der US-Notenbank zeigen Wirkung und damit steigt die Chance auf eine Verlangsamung des radikalen Tempos bei den Zinsanstiegen. Bad news sind in diesem Falle good news. Ich sagte doch, manchmal gehen eben drunter und drüber Hand in Hand. Drunter waren diese Woche auch die Zahlen zur PKW-Zulassungen im EU-Raum, die sanken nämlich mit 9,26 Mio. auf ein 30-Jahrestief. Autoaktien daher eher weniger gut drauf. Apropos drauf:
Drauf
Einer war diese Woche besonders gut drauf, der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius, der mit seiner Vereidigung „Freude und Entschlossenheit“ empfindet. Die Bundeswehr müsse seiner Meinung nach wieder „Abschrecken“. Na ja, beim Blick auf den Zustand haben die meisten schon einen Schreck bekommen, aber hauen wir mal nicht weiter drauf, sondern warten seine Taten ab. Weniger gut drauf dürften diese Woche die Arbeitnehmer bei Microsoft sein, denn 10.000 von ihnen müssen gehen. Immerhin 5% der Belegschaft. Die Techs bauen weiter ihren Wachstumsspeck ab, um nicht drauf zu gehen. Die Lufthansa dagegen hat es drauf. Man ist der einzige Bieter für die italienische Luftfahrtgesellschaft ITA und hat damit eine gute Verhandlungsposition. Die Lufthansaaktie daher im Höhenflug. Verpassen Sie nicht das Boarding. Ich bin stolz drauf, dass Sie mich auch diese Woche wieder gelesen haben und bin nächste Woche wieder für Sie da. Verlassen Sie sich drauf!
Ihr Volker Schilling
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