Signalwirkung
Jedes Signal ist ein Zeichen mit einer bestimmten Bedeutung. Und jedes Signal zielt darauf ab, eine Wirkung zu erzielen. Diese Woche kann mit Fug und Recht als Woche der Signale bezeichnet werden. Da ist zum einen der Messenger-Dienst mit dem bezeichnenden Namen Signal. Dort treffen sich in einer launigen Europa-Bashing-Gruppe hochrangige Vertreter der US-Regierung, um streng geheime Kriegspläne auszutauschen, haben dabei aber leider übersehen, dass ein Vertreter der US-Presse mitliest. Der Signal-Skandal ist geboren. Aber nicht, weil Sie vielleicht wie ich denken, dass dies unfassbar dämlich wie gleichermaßen gefährlich ist. Nein, weil wahrscheinlich Elon Musk sauer ist, dass das Ganze nicht auf „X“ stattgefunden hat. Signalwirkung hat auch die angekündigte Reise von J.D. Vance nach Grönland. Wahrscheinlich fand sich kein Teilnehmer für seine Signal-Gruppe über Grönlandannexion, weshalb er wohl gleich vor Ort für sein Einbürgerungsprogramm werben will. Und da wäre zum anderen das Signal an die Autoindustrie außerhalb der USA: Strafzölle von 25 % auf alles, was mit Auto zu tun hat, wenn es in die USA importiert werden soll. Die Signalwirkung indes scheint noch nicht abschätzbar, denn die Aussagen des US-Präsidenten zum Erfolg dieser Aktion werden an andere Stelle eher skeptisch betrachtet. Die verlässlichste Quelle finden wir bestimmt in einer Chatgruppe bei Signal mit dem Namen „Autonome Zölle“. Achten Sie also auf Signalwörter:
Signalwörter
Die Signalwörter dieser Woche lauten: Soli, Ifo oder Glyphosat! Letzteres bescherte der Jahresanfangsrally der Bayer-Aktie ein jähes Ende. Ein erneutes Gerichtsurteil über den Glyphosat-Ableger Roundup bescheinigte dem Unternehmen erneut eine „Bayer auf Lügen“-Politik. Man darf gespannt sein auf die anstehende Hauptversammlung. Ein anderes Signal setzte das Bundesverfassungsgericht, das den Soli-Beitrag weiter für rechtens erklärt und damit die inoffizielle Reichensteuer mit ostdeutschem Solidaritätshintergrund am Leben hält. Apropos am Leben erhalten: Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist doch tatsächlich im März gestiegen. Die Stimmung der deutschen Unternehmen hat sich aufgehellt und die Erwartungen merklich verbessert. Das sieht man auch deutlich an der deutschen Börse, denn der DAX signalisiert seinerseits seit Jahresbeginn Aufbruchstimmung. Spitzenreiter Rheinmetall mit 120 % Zuwachs und Schlusslicht Vonovia mit -16,7 % zeigen dabei, dass der Signalton von der Rüstungsindustrie kommt und das Warnsignal im Immobiliensektor ertönt. Doch Warnsignale sind andernorts noch größer und benötigen bereits Warnwesten:
Signalweste
Das erste Quartal des Jahres 2025 ist nahezu zu Ende und es mangelt nicht an Alarmsignalen. Ganz frisch diese Woche die Deutsche Bahn. Der oberste Signalwärter und Bahnchef Richard Lutz macht deutlich, dass das Signalwärterhäuschen brennt. Das Staatsunternehmen Bahn ist ein maroder Haufen Misswirtschaft. Also genau der Zustand, den man damals signalwirksam als Warnung verbreitet hatte, wenn man die Bahn privatisieren würde. Der Staat ist einfach der bessere Unternehmer. Glückwunsch. Signalwesten werden auch in der Türkei gebraucht. Mit -18 % ist der türkische Aktienmarkt ob der politischen Meldungen unter Druck gekommen. Aber es gibt auch positive Signale im ersten Quartal: Renditespitzenreiter ist der polnische Aktienmarkt. Plus 27,5 % hat der WIG20 Index seit Jahresbeginn auf dem Tacho. Dicht gefolgt vom Kaffeepreis, der mit +24,5 % notiert. Dahinter der Gaspreis mit +23,2 % und der Hang Seng Index mit +17,6 %. Erfreulich auch der S-Dax, der kleineren Unternehmen in Deutschland: +17,3 %! Und der Goldpreis mit +15,6 % ebenfalls erfreulich unterwegs. Keine US-Aktien, kein Tech, kein MSCI World unter den Spitzenreitern: Anleger, hört die Signale!
Ihr Volker Schilling