Marktberichte

Greiffbar – Investments zum Anfassen vom 29.09.2023

Schott, Schotten, Schotten dicht

Schott

Der erst dritte und zugleich größte Börsengang in diesem Jahr an die Frankfurter Wertpapierbörse, die Schott Pharma aus Mainz, hat es trotz widrigem Börsenumfeld erfolgreich an die Börse geschafft. Die 23% frei handelbaren Aktien wurden zu 27 Euro pro Aktie an der Börse platziert. Der Rest bleibt vorerst bei der Mutter Schott AG, der mit diesem Börsengang 935 Mio. Euro zufließen. Der erste offiziell festgestellte Kurs von 30 Euro zeigt die Bereitschaft der Börsianer, die Aktie auch anzunehmen. Mehr als 10% Zuwachs in der Erstnotiz darf als gelungenes Börsendebüt betrachtet werden. Unter dem Motto „I Schott the Kalif“ konnte zudem der Staatsfonds von Katar als Ankerinvestor gewonnen werden. Schott Pharma für mich auch ein interessantes Investment für die Zukunft und nicht nur, weil in meiner unmittelbaren Nachbarschaft der Standort Müllheim liegt. Und die nächsten deutschen Börsengänge sind mit Renk und DKV Mobility bereits in den Startlöchern. Mal schauen, ob die beiden eher wie Schott oder Schrott werden.

Schotten

Schottische Tugenden sind angesagt in Zeiten der wirtschaftlichen Stagnation, der Rezession und der Inflation. Die Konsumenten und Verbraucher gehen in Deckung, wie die diese Woche veröffentlichten Zahlen des US-Verbrauchervertrauens und der hiesigen GFK-Konsumanalyse zeigen. Und zum Ende des dritten Quartals erwarte ich in den Quartalsberichten zahlreiche Gewinnwarnungen. Die Börse geizt schottisch mit Kursgewinnen und geht weiter auf Tauchstation. Auf dem Dudelsack der Berichterstattung spielen die Marktteilnehmer bereits den Untergang des Mull of Kintyre und titeln reißerisch: „MSCI AC World Index ist nun 8 Tage in Folge gefallen, das ist die längste Verlustserie des Jahrzehnts.“ Die Bravehearts unter den Anlegern hoffen derweil auf die Saisonalität des letzten Quartals und akklamieren: Es kann nur einen geben, einen Jahresendspurt, auch als Jahresendrally bekannt. Ich dagegen bereite mich auf das Schlechteste vor und hoffe auf das Beste. Daher setze ich auf Unternehmen mit schottischen Tugenden, die ihr Geld zusammenhalten und starke Barmittelüberschüsse, sogenannte freie Cashflows, produzieren. Dazu auch mein aktuelles Interview hier als Link: Mit diesen Cashflow-Königen durch stürmische Börsenzeiten.

Schotten dicht

Die abgelaufene Woche brachte aber für einige Unternehmen auch gravierende Einschnitte. So machten diese Woche VW und Audi kurzerhand die Schotten dicht, nachdem ein Softwareproblem die Produktion lahmlegte. Und die deutsche Chemieindustrie machte beim Kanzlergipfel deutlich, dass sie kurz davorsteht, die Schotten am Standort Deutschland ebenfalls zu schließen, wenn die Energiekosten weiterhin so hoch bleiben. Es wird immer deutlicher, dass sich Deutschlands Wirtschaft mehr und mehr von der positiven Entwicklung anderer europäischer Staaten abschottet und an Boden verliert. Hausgemachte Probleme flankiert von wirtschaftsfeindlichen Entscheidungen in der Bundesregierung. Betrunken von parteipolitischen Ideologien vergisst man, dass am Ende jemand die Zeche bezahlen muss. Um im Bild zu bleiben: Mir wäre lieber, die Schotten wären dicht, als wir machen die Schotten dicht. In diesem Sinne genießen Sie ein kühles Guinness und geizen Sie nicht mit Feedback zu meiner Meinung. Aber bitte keine Kommentare unterhalb des Schottenrocks.

Ihr Volker Schilling


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