Warum die jüngste Hausse kein Zufall ist
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
eine Aussage begegnet mir in Gesprächen mit meinen Mandanten seit einigen Monaten fast wöchentlich: „Sollte ich jetzt noch Gold kaufen oder lieber warten, bis es wieder günstiger ist?“. Die heutige und letzte Ausgabe unseres HAC-Pfadfinderbriefes in diesem Jahr möchte ich daher mit einem Blick auf den historischen Verlauf großer Gold-Bullenmärkte eröffnen. Abb. 1 zeigt, wie eindrucksvoll solche Phasen ausfallen können und wie lange sie in der Vergangenheit anhielten. Der aktuelle Gold-Bullenmarkt begann ungefähr im November 2022. Mit einer Dauer von rd. 24 Monaten und einem Zugewinn von ca. 50 % ist der gegenwärtige Bullenmarkt damit keineswegs außergewöhnlich oder auffällig. Am ehesten lässt er sich vergleichen mit der Entwicklung von 1985 bis 1987.
Auch damals waren es geopolitische Unsicherheiten, die den Preis nach oben trieben, begleitet von inflationären Nachwehen der Ölkrisen in den 70er Jahren. Umgekehrt ist das Währungsumfeld: War es damals die Schwäche des US-Dollars, die den Kauf von Gold für internationale Investoren attraktiv machte, ist der Greenback aktuell außergewöhnlich und unerwartet stark. Und doch scheint der US-Dollar auf andere Art der Grund für die aktuelle Goldnachfrage der Emerging Market Notenbanken zu sein, die eine klare Politik der „De-dollarization“ eingeleitet haben. Man möchte seine Abhängigkeiten verringern. Verglichen mit historischen Aufwärtstrends hat Gold aktuell noch viel Luft nach oben. Die Hausse von 2001 bis 2007 hielt nicht nur dreimal so lange an, sondern mündete in einer Vervierfachung des Kurses. Einen ähnlichen Anstieg gab es in der inflationären Hochphase der frühen 70er Jahre, die auch mit dem Ende des Bretton-Woods-Systems zusammenfiel (Nixon-Schock am 15.08.1971). Doch wenige Jahre später versechsfachte sich der Goldkurs gar im Zuge der zweiten Ölkrise bzw. der iranischen Revolution.
Gold - Ein sicherer Hafen mit neuem Rückenwind
Der Goldmarkt hat in den vergangenen Jahren einmal mehr seine besondere Rolle im globalen Finanzsystem unterstrichen. Seit Beginn der 2010er-Jahre hat sich das Verhalten der Zentralbanken grundlegend gewandelt: Waren sie in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren netto eher Verkäufer von Gold, sind sie seit 2010 Jahr für Jahr Netto-Käufer. Besonders bemerkenswert: 2022 verzeichneten wir mit über 1.100 Tonnen die größten Goldzugänge der Zentralbanken seit 1967. Und auch 2023 und 2024 setzten sich diese Käufe dynamisch fort, vor allem in Schwellenländern wie der Türkei, China und Indien. Diese Entwicklung ist eng mit den veränderten Rahmenbedingungen verknüpft. Nach Krisen wie der Asienkrise 1997 und der Finanzkrise 2007/08 erkannten Zentralbanken erneut den Wert von Gold als Schutz vor geopolitischen Spannungen, inflationären Tendenzen und Währungsrisiken. Heute dient das Edelmetall wieder als Diversifikationsinstrument im Währungsreserven-Mix – ein klares Signal dafür, dass die Nachfrage nach einem realen Wertaufbewahrungsmittel in unsicheren Zeiten hoch bleibt. Für uns als Vermögensverwalter ist dies ein zentrales Zeichen: Wer auf Stabilität und Wertbeständigkeit setzt, findet im Gold einen verlässlichen Baustein.
Neben Gold setzen manche Investoren seit einiger Zeit auf Bitcoin als digitale Alternative. 2025 hat sich Bitcoin fest auf den Finanzmärkten etabliert, mit Unternehmen wie MicroStrategy, Tesla oder Coinbase, die erhebliche Positionen halten. Bitcoin wird mehr und mehr als strategisches Asset angesehen – in manchen Portfolios als Inflationsschutz oder Diversifizierungsinstrument. Dennoch bleibt die Volatilität hoch, und die regulatorischen Risiken sind nicht zu unterschätzen. Aus unserer Sicht ergänzt Bitcoin das Spektrum an Anlageklassen, ersetzt aber nicht die jahrhundertealte Rolle von Gold als „ultimative Reservewährung“.
US-Aktienmarkt: Zwischen Robustheit und Überoptimismus
Während Gold als Sicherheitsnetz fungiert, präsentiert sich der US-Aktienmarkt zum Jahresende 2024 in geradezu stürmischer Verfassung. Der S&P 500 notiert auf Rekordständen. Diese Stärke fußt auf soliden Fundamentaldaten: Ein stabiler Arbeitsmarkt und ein moderates Inflationsumfeld stützen das Wachstum. Dennoch ist Vorsicht angebracht. Die Stimmung ist außerordentlich optimistisch, zeitweise fast euphorisch, was oft ein Warnsignal ist. Indikatoren wie das Bull/Bear-Verhältnis oder Umfragen, die einen extrem hohen Anteil an Anlegern mit steigenden Markterwartungen zeigen, erinnern an vergangene Phasen, in denen nach zu viel Euphorie Korrekturen folgten. Auch technische Faktoren sprechen für eine mögliche Atempause. Der S&P 500 liegt aktuell rund 11,2 % über seinem 200-Tage-Durchschnitt – ein deutliches Zeichen für eine kurzfristige Überhitzung. Gut möglich, dass einige Investoren Steuergewinne erst im nächssten Jahr realisieren möchten. In diesem Szenario befördert das eine Jahresend-Rallye und einen volatilen Januar. Ausländische Investoren sind in den USA so stark engagiert wie selten zuvor, was historisch betrachtet häufig auf Trendspitzen hinweist. Doch selbst wenn es zu Rücksetzern kommt, sollten Investoren dies nicht als Grund zur Panik, sondern als mögliche Einstiegsgelegenheit begreifen. Die fundamentale Stärke der US-Wirtschaft ist nicht wegzudiskutieren, und Rücksetzer schaffen Raum für selektive Zukäufe.
Gleichzeitig haben wir in Europa eine fragile Lage: Frankreich steckt in einer Regierungskrise, und auch in Deutschland herrscht politische Unsicherheit. Diese Entwicklungen reihen sich ein in eine Kette geopolitischer Brandherde – vom Nahen und Mittleren Osten über den Ukraine-Konflikt bis hin zu den Spannungen um Taiwan. Zwar stellen diese Turbulenzen aktuell keinen unmittelbaren Marktabsturz in Aussicht, doch sie betten sich in ein Umfeld ein, in dem Stabilität und Diversifikation wichtiger denn je sind. 2025 könnte ein Jahr sein, in dem Investoren lernen müssen, zwischen kurzfristigen Volatilitäten und langfristigen Megatrends zu unterscheiden.
Als Vermögensverwalter ist es unsere Aufgabe, in diesem komplexen Umfeld Chancen von Risiken zu unterscheiden und Portfolios so auszurichten, dass sie langfristig Bestand haben. Wir sind daher mehr als stolz darauf, auch im Jahr 2025 vom EliteReport in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt für Leistungen in genau diesem Bereich in die „Elite der Vermögensverwalter“ aufgenommen worden zu sein. Die renommierte Jury zeichnete uns gar mit der Bestnote „summe cum laude“ aus, womit wir z. B. auf Augenhöhe mit dem Hamburger Traditionshaus Berenberg stehen - das ist für uns als Mittelständler schier unglaublich! Zu den geprüften Punkten gehören neben der Asset Management Qualität auch der Umgang mit den Kunden, die Erreichbarkeit des Beraters uvm. Neben dem Handelsblatt hat uns dieses Jahr auch das erste Mal die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) ausgezeichnet. Dabei standen die Kundenempfehlungen im Fokus, sodass wir uns laut FAZ-Institut als deutschlands meist empfohlener Vermögensverwalter betiteln dürfen. Dafür möchten wir Ihnen, liebe Mandanten und Leser, sehr herzlich danken! Ich wünsche Ihnen stellvertretend vom gesamten HAC-Team eine wunderschöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch.
Herzliche Grüße
Ihr Tobias Gabriel
VORSTAND DER HAC VERMÖGENSMANAGEMENT AG