Marktberichte

Impact Asset Management Interview vom 14.09.2022

Mikrofinanzfonds in Krisenzeiten – „Die Stimmung ist sehr positiv“

Der Mikrofinanzfonds Dual Return Fund - Vision Microfinance gehört zu den Pionieren der Branche. Fondsmanagerin Birgit Havlik schildert im ECOreporter-Interview die Lage in den Partnerländern und die Aussichten des Fonds in Zeiten von Corona und steigenden Zinsen.

Den Dual Return Fund - Vision Microfinance gibt es bereits seit 2006. Gemanagt wird er von Impact Asset Management, einer Tochter der österreichischen Investmentgesellschaft C-Quadrat. Der Fonds ist mit einem Volumen von 735 Millionen Euro ein Schwergewicht im Mikrofinanzbereich (Stand 31.8.2022). Seine Kredite vergibt er vor allem an Mikrofinanzinstitute in Asien und Lateinamerika, die das Geld als Kleinstkredite an Privatpersonen und kleine Unternehmen weiterverleihen.

ECOreporter: Frau Havlik, Sie besuchen gerade Mikrofinanzprojekte in Bolivien, die von Ihrem Fonds finanziert werden. Ist es Ihre erste Reise in eines Ihrer Partnerländer seit Ausbruch der Corona-Krise?

Birgit Havlik: Ja. Während der Pandemie war in die meisten unserer investierten Länder keine Einreise möglich. Nach meinem Besuch in der Kaukasus-Region im Herbst 2019 konnte ich nun die Gelegenheit nutzen, Bolivien zu besichtigen.

Wie lief die Kommunikation mit Ihren Mikrofinanzpartnern in den letzten Jahren? Und wie erleben Sie die aktuelle Situation in Bolivien?

Wir konnten den Kontakt mit den Mikrofinanzinstituten gut aufrechterhalten, vor allem auch, da unser Research-Partner Symbiotics mit seinem internationalen Team vor Ort gut aufgestellt ist. Die Stimmung in Bolivien ist sehr positiv.

Trotz der angespannten Weltwirtschaftslage? Globale Krisen treffen Schwellen- und Entwicklungsländer ja meist härter als die Industrienationen.

Bolivien ist von den Entwicklungen auf den Weltmärkten noch nicht sofort betroffen. Die Effekte werden sich erst verzögert zeigen. Das Land ist derzeit gut aufgestellt, die Lager sind voll, weshalb die globalen Lieferkettenprobleme noch keine Auswirkungen haben. Die Menschen sind im Alltag auch noch nicht von hoher Inflation betroffen.

Ist Corona in Bolivien noch ein Thema?

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Beim Umgang mit Corona lassen sich auch hier zwei Lager erkennen. Die Infektionsgefahr wird offenkundig unterschiedlich wahrgenommen. In La Paz (einer der größten Städte des Landes – Anm. d. Red.) sieht man auch im Freien die meisten Leute mit Maske ihren Alltag bestreiten, während im ärmeren Vorort El Alto kaum jemand mit Maske anzutreffen ist.

Wie geht es aktuell den Mikrofinanzinstituten, mit denen Ihr Fonds zusammenarbeitet? Befürchten Sie steigende Ausfallquoten bei den Krediten? Gibt es Pleiten?

Wir beobachten bei unseren Partnerunternehmen nach den Auswirkungen der Pandemie wieder eine verbesserte Liquidität und Solvenz. Die Mikrofinanzinstitute sind erneut gut durch die Krise gekommen. Derzeit sind einzelne Länder eher von Effekten wie hoher Inflation, hohen Energiepreisen und Engpässen durch Lieferschwierigkeiten betroffen.

Haben Sie Möglichkeiten, Ihre Partner in schwierigen Phasen zu unterstützen?

Eine gute Zusammenarbeit mit den Mikrofinanzinstituten ist wichtig, und es stehen auch Instrumente zur Verfügung, um den Partnern in schwierigen Situationen zu helfen. Möglich ist beispielsweise eine Restrukturierung des laufenden Darlehens oder eine Refinanzierung. Diese Formen wurden auch vereinzelt zu Beginn der Pandemie 2020 genutzt.

Vor Jahren erzielten Mikrofinanzfonds noch jährliche Renditen von 2 Prozent oder mehr. Spätestens seit Ausbruch der Corona-Pandemie liegen die Renditen eher bei 1 Prozent. Ziehen unzufriedene Anlegerinnen und Anleger mittlerweile Geld aus Ihrem Fonds ab?

Wir informieren unsere Anleger laufend über die aktuellen Entwicklungen, und die Menschen folgen auch dem sozialen Gedanken des Fonds und investieren unabhängig von den weltwirtschaftlichen Trends in die Anlageklasse Mikrofinanz.

Mit welchen Renditen rechnen Sie in den nächsten Jahren?

Der Dual Return Fund - Vision Microfinance verfolgt weiterhin eine Zielrendite von 2 Prozent über dem Euribor (entspricht derzeit einer Gesamtrendite von etwa 2,8 Prozent - Anm. d. Red.).

Der Euribor (Euro Interbank Offered Rate) ist der Zinssatz, zu dem sich europäische Banken gegenseitig Anleihen gewähren. Zuletzt lag der Euribor für Anleihen mit einer Laufzeit von drei Monaten bei ungefähr 0,8 Prozent.


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