Vor ein paar Wochen erklärte die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) offiziell, dass 2023 das bei weitem wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen war. Der Anstieg geht offenbar deutlich über das Ziel von 2°C hinaus, das man sich im Pariser Klimaabkommen gesetzt hat. Es reicht jetzt nicht mehr, sich mit Maßnahmen zur Begrenzung der Auswirkungen zu begnügen. Vielmehr ist es dringend erforderlich, dass wir uns anpassen. Dies geht mit immensen Herausforderungen einher. Wir müssen uns der Realität des Klimawandels und dessen zwangsläufigen Folgen stellen und uns aktiv darauf vorbereiten. Diese Anpassung betrifft jeden. Jetzt ist Handeln gefordert!
Die Anpassung der Regionen
Bei dieser Anpassung handelt es sich um den „Anpassungsprozess an das tatsächliche oder vorhergesagte Klima und dessen Auswirkungen, um die Schäden abzumildern oder mögliche Chancen zu nutzen“1. Ihr Ziel ist es, die Auswirkungen des aus den Fugen geratenen Klimas auf die Menschheit abzumildern. Die jüngsten Überschwemmungen in Deutschland infolge starker Niederschläge und der Schneeschmelze zeigen, wie dringend die Anpassung der Regionen an Extremereignisse ist, die in diesem Jahrhundert immer häufiger und intensiver werden. Wegen dieser Ereignisse musste der Staudamm von Pretzien in Sachsen-Anhalt erstmals seit dem „Jahrhunderthochwasser“ von 2013 geöffnet werden. Da solche Extremereignisse immer häufiger auftreten, sind langfristige Überlegungen im Hinblick auf Anpassungsmaßnahmen in den Regionen erforderlich.
Die Anpassung der Unternehmen
Nicht nur die Regionen sind immer stärker gefährdet, sondern auch die Unternehmen. Die derzeitigen Proteste der Landwirte sind beispielsweise eine Reaktion auf die vielfältigen Herausforderungen, mit denen dieser Sektor konfrontiert ist und die ihn zwingen, sich zu wandeln. Der Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion, der in einem engen Zusammenhang mit den Auswirkungen des Klimawandels und dem Rückgang der biologischen Vielfalt steht, hat Folgen für die Einkünfte der Landwirte. Der starke Anstieg der Kakaopreise kurz vor Ostern ist ein gutes Beispiel für die konkreten Auswirkungen dieser Klimaphänomene. Die Förderung einer widerstandsfähigeren Landwirtschaft ist offenbar eine grundlegende Voraussetzung für eine erfolgreiche Anpassung. Die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren der Produktionskette ist entscheidend für die Anpassung der gesamten Nahrungsmittelindustrie und die Sicherung der Lieferketten. Auch hier dürfte eine auf Anreizen basierende, an die Gegebenheiten vor Ort angepasste Regelung von entscheidender Bedeutung sein.
Die Finanzierung der Anpassung
Letztlich stellt sich noch die knifflige Frage der Finanzierung, die eine massive Erhöhung der Mittel erforderlich macht. Damit Kapital zu diesem Zweck investiert wird, widmet die EU diesem Thema in ihrer Taxonomie besondere Aufmerksamkeit. Sie unterscheidet zwischen zwei Arten von Unternehmen: Angepasste Unternehmen, die konkrete Maßnahmen zur Anpassung ihrer Prozesse ergreifen, und ermöglichende Unternehmen, die anderen Akteuren schlüsselfertige Anpassungslösungen anbieten. Als verantwortungsbewusste Anleger sind wir überzeugt, dass uns bei der Finanzierung dieser Anpassung eine wichtige Rolle zukommt. Die Analyse der physischen und Übergangsrisiken, denen unsere Anlagen ausgesetzt sind, ist ein erster Schritt, der um eine eingehende qualitative Analyse der Übergangsstrategien ergänzt werden muss.
Bei LFDE wird die Dynamik der Übergangsstrategien der einzelnen Unternehmen anhand unserer eigenen Methodik zur Feststellung der Klima- und Biodiversitätsreife bewertet. Diese beinhaltet außerdem eine Analyse des „gerechten Übergangs“ – dem Schlüssel zum Erfolg, wie die aufgebrachte Stimmung in der Landwirtschaft zeigt. Wir hoffen, dass die Berücksichtigung dieses Themas, das für das nachhaltige Finanzwesen aufgrund des hohen Regulierungsdrucks immer mehr an Bedeutung gewinnt, schlussendlich eine umfangreiche Finanzierung und ein entschlossenes Engagement zur Unterstützung der gesamten Gesellschaft bei der Anpassung bewirkt.
Rechtliche Hinweise
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Fußnote
1 GIEC