In Anknüpfung an das lebhafte Vorjahr erlebten die Rohstoffmärkte einen wackeren Jahresaufgalopp. Vor allem die Kurse von Kaffeebohnen setzten ihren Höhenflug ununterbrochen fort.
In den ersten Wochen des Jahres stieg der Kurs der Bohnen um ca. 18 % an, sodass für die letzten 13 Monate ein Zuwachs von mehr als 100 % zu Buche steht. Nicht ganz so sportlich ging es beim Shooting-Star des letzten Jahres zu, der Kakaobohne. Nach dem kometenhaften Anstieg im Jahr 2024 ging es zuletzt um knapp 4 % abwärts. Auch bei Organgensaft und Palmöl wurden im Januar kleinere Brötchen gebacken. Nachdem aber für Orangensaftkonzentrat in 2024 mehr als eine Verdoppelung verzeichnet werden konnte, mag der geringfügige Rückgang zu Jahresbeginn verständlich sein. Immerhin war die kometenhafte Kursentwicklung im Jahr 2024 insbesondere den Wirbelstürmen geschuldet, die Florida heimsuchten. Unter den Agrarrohstoffen ziehen erfahrungsgemäß Mais und Sojabohnen viel Aufmerksamkeit auf sich, weil die USA hier jeweils große Produzenten sind. Nach einer Phase der Kursschwäche könnte sich bei Mais und Soja eine Wende eingestellt haben. Zwar sind die Kurse seit Jahresbeginn mit jeweils ca. 6 % nur moderat gestiegen, aber die Trendwende hat zuletzt das Interesse an Landwirtschaftsaktien emporschnellen lassen. Gerade bei Düngemittelherstellern machten sich die verbesserten Aussichten bemerkbar. Auch Hersteller von Landmaschinen wie z. B. John Deere oder AGCO konnten im Windschatten zulegen.
Auch der Metallsektor wusste sich bereits in Szene zu setzen. Die Edelmetalle Gold, Silber, Platin und Palladium konnten allesamt zulegen, wobei letztgenanntes Metall bereits zweistellig im Plus liegt. Aber auch Industriemetalle wie Kupfer, Zinn und Aluminium weisen Preiszuwächse auf. Lediglich Stahl und Zink konnten sich noch nicht aus ihrem Negativumfeld befreien.
Energierohstoffe weisen ihre eigene Dynamik auf und vor allem beim Erdgas machten die dortigen Bocksprünge seinem Ruf alle Ehre. Tägliche Kursschwankungen um 5 % und mehr sind durchaus keine Seltenheit und vor allem eine Funktion der Wettervorhersage. Als Hauptquelle für Heizungen determiniert das winterliche Wetter vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika die Kursentwicklung. Der kalte Januar bescherte dem Erdgas beachtliche Schwankungen. Angesichts der erreichten Exportstärke amerikanischer Erdgasproduzenten spielen die dortigen Preisentwicklungen auch für Europa eine Rolle. Tatsächlich sind in der alten Welt die Erdgaspreise in diesem Jahr bereits um 10 % emporgesprungen. Demgegenüber ging es beim Öl, dem vielleicht wichtigsten Rohstoff der Welt, einigermaßen gemütlich zu. Per Saldo konnte sich das schwarze Gold kaum vom Fleck bewegen. Vor allem die gedämpften Konjunkturaussichten Chinas haben dazu geführt, dass die Verbrauchsschätzungen beim Öl zuletzt eher mager ausgefallen sind. Unterdessen sah sich die OPEC gezwungen, ihre Förderkürzungen beizubehalten. Von Bedeutung kann auch sein, dass der neue amerikanische Präsident Trump mehr heimische Öl- und Gasförderung wünscht. Aber ungeachtet seiner Deregulierungsvorhaben bleibt für Öl- und Gasunternehmen maßgebend, dass die Preise der Energierohstoffe auskömmliche Renditen erlauben. Eine zusätzliche Förderung ist daher eher unwahrscheinlich, sofern sich das Makroszenario für Öl und Gas nicht aufhellt. Für Spannung sorgt indes der Umstand, dass angesichts der Zölle auf kanadische Waren den Amerikanern deutliche Preissteigerungen an ihren Tankstellen drohen. Kanada ist der größte Öl- und Erdgaslieferant der USA. Tendenziell dürften diese Zölle zu inflatorischen Tendenzen bei Rohstoffen führen. Bei seltenen Erden droht eine ähnliche Entwicklung.
Aus Chicago
Ihr
Dr. Christoph Bruns