Dividenden genießen bei Investoren einen hohen Stellenwert und stellen einen wesentlichen Bestandteil in der Vermögensallokation der Gesamtrendite von Aktieninvestments dar. Gerade in Zeiten von Niedrigzinsen freuen sich Investoren besonders über attraktive Ausschüttungen und dementsprechend ist der Schmerz hoch, wenn es wie im Pandemiejahr 2020 zu Kürzungen oder gar Streichungen kam. Wir möchten einen Blick in die Schatzschatulle „Dividenden“ werfen und uns neben den historischen Phasen auch ihre derzeitige Erholung anschauen.
Die UBS Bank hat in einer Studie den Beitrag von Dividenden, unter der Annahme der Reinvestition, an der Gesamtrendite in Europa analysiert. Das Resultat ist beeindruckend, laut der UBS-Studie beträgt der Dividendenanteil langfristig bis zu 60 Prozent an der Gesamtrendite. Zudem bieten Ausschüttungen den Investoren in Zeiten von strukturellen Niedrigzinsen einen attraktiven Zahlungsstrom. Natürlich existiert die Freude der Dividende nur solange sie auch ausgeschüttet wird. Nach den Erfahrungen im Pandemiejahr 2020 liegt der Schmerz über gestrichene bzw. gekürzte Dividenden noch tief.
Der Ölmagnat John D. Rockefeller meinte einst, dass die regelmäßigen Dividendenausschüttungen von Standard Oil ihm immer wieder ein hohes Maß an Freude bereitet haben. Zu dieser Aussage hätte er sich wahrscheinlich nicht hingerissen, wenn seine Ausschüttungen unregelmäßig und in der Höhe unsicher gewesen wären. Doch wie verhalten sich Dividendenausschüttungen in Krisenzeiten und wie entwickelt sich ihre Erholung?
Betrachten wir zunächst den Ausbruch der globalen Finanzkrise ab 2008. Im Jahr 2008 haben die Index-Titel aus dem europäischen STOXX 600 Dividenden in Höhe von 246 Milliarden Euro ausgeschüttet. Im Folgejahr 2009 ist der Betrag auf 194 Milliarden Euro gefallen, dies entspricht einer Kürzung der Dividendensumme von über 20 Prozent. Nachfolgend hat es insgesamt fünf Jahre gedauert bis neue Dividendenhöchststände erreicht wurden.
Die Erholungsdauer von fünf Jahren hängt mit mehreren vielschichtigen Aspekten zusammen. Banken und Rohstofftitel, sowie Energiewerte, die ein hohen Anteil an den Ausschüttungen ausmachten, haben lange Zeit zum Bereinigen ihrer Bilanzen benötigt bzw. am Rückgang der Weltmarktpreise gelitten. Des Weiteren haben die Unternehmen eine lange Zeit gebraucht, um ihre Bilanzen zu sanieren und nachhaltig attraktive (EBITDA-) Margen zu erzielen. Ein zusätzlich rein europäisches Problem ist nach der Finanzkrise die Eurokrise mit den verschuldeten Peripheriestaaten gewesen. In Summe haben diese Aspekte zu einer längeren Erholungsphase geführt.
Die Dividendensummen, die in Folge der Pandemie gekürzt wurden, haben eine deutliche schnellere Erholung erlebt. Im „Annus Horribilis“ 2020 wurden Dividenden in Höhe von 257 Milliarden Euro ausgeschüttet, dies entspricht einem Minus von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wir erwarten jedoch bereits neue Dividenden-Rekordsummen für das Jahr 2022, d.h. nur zwei Jahre nach dem Ausbruch der Pandemie. Die Erholung erfolgte also deutlich schneller als zur vergangenen globalen Krise im Jahr 2008. Der Grund dafür liegt an mehreren Faktoren. Zunächst sind die Rahmenbedingungen auf makroökonomischer und monetärer Ebene anders gewesen. Die Hilfsmaßnahmen der einzelnen Nationen über alle Wirtschaftszweige hinweg, haben einen erheblichen Anteil zur Erholung beigetragen, insbesondere ihre Geschwindigkeit und das Ausmaß. Vorteilhafte Unternehmenskredite sowie Kurzarbeit bzw. Homeoffice hatten einen ebenso großen Einfluss. Des Weiteren haben die Notenbanken die Märkte mit nahezu unbegrenzter Liquidität geflutet, wobei in den USA mittlerweile bereits erste Zinsanhebungen in Aussicht gestellt werden. Auf der Unternehmensebene beobachten wir primär durch die Verwerfungen bei den Lieferketten und die ungebrochen hohe Nachfrage von Konsumenten einen Inflationsdruck, den wir in Europa seit über 30 Jahren nicht erlebt haben. Die Teuerungsrate gefährdet die Profitabilität der Unternehmen, aber diese haben mittels dynamischer Kostenanpassungen sowie Preiserhöhungen bereits gegengesteuert.
Durch die weiterhin positiven makroökonomischen Rahmenbedingungen und dynamische Anpassungen werden die Unternehmen in der Breite die Profitabilitätsniveaus aus 2019 erreichen bzw. gar überbieten. Auf Basis dieser Erwartungen sind sie im Stande neue Höchststände bei den Dividendensummen zu erreichen. Dividendenjäger sollten somit nicht die Chance auf attraktive Ausschüttungen verpassen.
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