Das Metaversum, der ständig online verfügbare Raum, besteht aus physischer Realität und virtuellen Welten. Ist das wirklich unsere zukünftige Goldgrube?
Was ist das Metaverse?
Das Wort Metaversum ist ein Kofferwort aus der Vorsilbe meta (in der Bedeutung „jenseits“) und Universum. Ein Metaversum ist ein ständig existierender digitaler Raum, der dadurch entsteht, dass sich die virtuelle, die erweiterte und die herkömmliche physische Realität miteinander verbinden, einschließlich des derzeitigen Internets.
Spätestens seit Mark Zuckerberg im vergangenen Herbst seine Vision des Metaverse vorgestellt und den ehemaligen Facebook-Konzern kurzerhand in „Meta“ umbenannt hat, ist der Begriff im Mainstream angekommen. Dabei kam die Bezeichnung Metaverse ursprünglich das erste Mal 1991 im Science-Fiction-Roman „Snow Crash“ von Neal Stephenson vor. Dieser beschreibt das Metaverse darin als eine Art globale virtuelle Realität, durch die sich Nutzer mit Avataren bewegen. Vor allem Computerspielern wird diese virtuelle Realität bekannt vorkommen, erinnert sie doch stark an die Rollenspiele der großen Spielehersteller.
Was kann man in Metaverse tun?
Im Gegensatz zu Computerspielen können die Nutzer im Metaversum aber die Welten mitgestalten und dort virtuell leben, lernen, arbeiten und feiern etc. Das Metaverse soll eine digitale Alternative bzw. Ergänzung zur physischen Welt sein – mit nahezu allem, was es auch dort gibt und vielem anderen, was es in der realen Welt nicht gibt, einschließlich virtuellen Immobilien, virtuellem Eigentum, Werbung, Einkaufen, Spielen usw. Und damit natürlich überaus viele, ja fast unbegrenzte Möglichkeiten, im Metaverse selbst Geld zu verdienen, auszugeben und auch zu verlieren.
Unbegrenzte digitale Goldgrube?
Ob Metaverse eine Goldgrube ist, löst viele Diskussionen und Argumente dafür und auch dagegen aus. Viele User und Entwickler glauben, dass Metaverse die ultimative Verdienstmöglichkeit der Zukunft ist. Deshalb gibt es derzeit so viele Unternehmen, die parallel, in Kooperation oder in Konkurrenz zu den anderen daran arbeiten – mit teils sehr unterschiedlichen Vorstellungen und Zielen. Aktuell herrscht ein Wettlauf darum, wem es gelingt, die grundlegenden Standards und Ziele zu setzen und damit die besten Ausgangspositionen für die kommenden Jahrzehnte zu besetzen. Denn natürlich geht es für die meisten daran arbeitenden Unternehmen vor allem um eines: sehr viel Geld mit dem Metaverse zu verdienen. Da viele Beschränkungen der physischen Welt im virtuellen Bereich des Metaversum nicht gelten, versprechen sich manche dort noch viel größere Wachstumschancen.
Wer verstehen will, was sich Mark Zuckerberg vom Metaverse genau erwartet, der muss sich mit den Texten des Venture-Capital-Investors Matthew Ball beschäftigen. Dessen 2020 veröffentlichter Artikel „The Metaverse: What It Is, Where to Find it, Who Will Build It“ erhielt von Zuckerberg viel Lob und wurde Medienberichten zufolge bei Meta sogar zur Pflichtlektüre für die Angestellten erklärt. Der Konzern hat allein im vergangenen Jahr Anlaufverluste von über zehn Milliarden US-Dollar mit seiner Metaverse-Sparte verzeichnet, will aber weiter massiv in den Bereich investieren.
Leben im Metaverse – Traum oder Albtraum der Zukunft?
Es gibt auch kritische Stimmen. Darunter sind sehr prominente, wie jene von Tesla-Chef Elon Musk, für den das Metaversum mehr „Marketing als Realität“ ist. (Anzumerken ist dabei, dass Herr Musk auch ganz ernsthaft meint, dass mit über 50 % Wahrscheinlichkeit unsere reale Welt und wir Menschen nur Teil einer gigantischen Simulation sind). Netflix-CEO Reed Hastings äußert sich in einem Interview, er konzentriere sich lieber auf diese Welt als auf ein Metaversum. Aufgrund der immensen benötigten Rechenleistung erwarten Experten ein vollständig entwickeltes Metaverse ohnehin frühestens in zehn bis 20 Jahren. Und natürlich wird auch das Thema Energie- und Ressourcenverbrauch für das Metaverse ein sehr wichtiges werden.
Wenn uns die Pandemie etwas überdeutlich gezeigt hat, dann dass wir Menschen uns nach realen Begegnungen sehnen, nach Interaktion im wirklichen Leben, nach Reisen, Sport oder einfach nur einem Spaziergang im Park und vor allem nach dem Austausch mit anderen Menschen, nicht Bildern, Videos oder Stimmen. Was wir Menschen nicht wollen, ist tagelang zu Hause an einem digitalen Gerät „angekettet“ zu sein, dessen rein virtuelle Welt nur einen sehr unzulänglichen Ersatz für die anfassbare, riechbare, erlebbare physische Realität bietet. Das dürfte auch ein zentraler Grund gewesen sein, dass sich bisherige Versuche eines Metaverse nicht durchsetzen können, etwa das 2003 gestartete Projekt „Second Life“ (Zweites Leben).
Metaverse: Was spricht dafür und was dagegen?
Mark Zuckerberg und andere sind hingegen der Meinung, dass das Metaverse zu einer Welt für virtuelle soziale Zusammenkünfte werden wird. Sie sehen den Nutzen von Metaverse unter anderem in folgenden Möglichkeiten:
- Freunde, Kollegen bzw. den Chef im virtuellen Raum treffen und mit ihnen dadurch intensiver und persönlicher interagieren zu können als über den flachen Bildschirm von Laptops und Handys in Video-Konferenz-Tools.
- Als Alternative zu realen Treffen ohne lange Anfahrtswege, Flugbuchungen oder ähnliches, wodurch eine sehr viel spontanere Interaktion ermöglicht wird.
Aber kann ein virtuelles Treffen mit digitalen Avataren der Freunde jemals einen Abend mit physischer Anwesenheit, mit Bier und Popcorn in der Stadt ausstechen? Das erscheint zumindest sehr zweifelhaft. Und es ist, jedenfalls aus Sicht der Autoren dieses Textes, auch nicht wünschenswert. Künftige Generationen mögen vielleicht anders darüber denken.
Indes gibt es zumindest einige Einsatzbereiche, in denen das Metaverse – oder Elemente davon – tatsächlich nützlich sein könnte, wie
- Unterhaltung,
- Bildung oder
- bei der virtuellen Besichtigung von Wohnungen und Häusern.
Dennoch wird das Metaverse wohl kaum jemals unser reales Leben ersetzen können. Das Smartphone war für die zwischenmenschliche Kommunikation unterwegs ein echter Durchbruch. Plötzlich hatten wir überall Zugang zum Internet und konnten mit anderen in Kontakt treten, Videos und Fotos ansehen und nach Informationen suchen. Das Metaverse ist zwar eine weitere Verbesserung dessen, aber zumindest in absehbarer Zukunft kein Quantensprung.
Die Nutzung des Metaverse ist aber auch mit vielen Risiken und offenen Fragen verbunden:
- Wie können Mobbing, (sexuelle) Belästigung, verbale Gewalt(-Androhung), Betrügereien und Cyber-Kriminalität im Metaverse unterbunden werden, die ja schon im Internet nicht unterbunden werden können?
- Wer soll diesen Raum überwachen und regulieren? Und wie und nach wessen Gesetzen, mit welchen Eingriffsmöglichkeiten?
- Denkt man an die Flut an Fake Accounts und Bots in den sozialen Netzwerken – wie will bzw. kann man diese Problematik im Metaverse unterbinden? Hiermit haben die Unternehmen schon bei ihren weitgehend textbasierten derzeitigen Versionen enorme Schwierigkeiten.
- Will man als Nutzer den Social-Media-Giganten (von denen einige Unternehmen bereits schon jetzt einen fragwürdigen Ruf haben – man denke an Verletzung der Privatsphäre oder den Missbrauch persönlicher Daten) noch mehr Einblick in sein Privatleben gewähren oder diese gar weite Teile des eigenen Lebens faktisch kontrollieren lassen? Zumal sich Berichte über die Schattenseiten der oft gar nicht so „sozialen Medien“ häufen*.
Fazit
Auf den ersten Blick scheint das Metaverse ein enormes Potenzial für Unternehmen zu bieten, neue Quellen für Umsätze und Gewinne zu erschließen. Es herrscht zum Teil echte Goldgräberstimmung. Doch es gibt unzählige unbeantwortete Fragen und Hindernisse und es ist derzeit völlig offen, ob sich das Konzept jemals realisieren lässt und durchsetzen wird, zumal es viele Unternehmen gibt, die dabei zum Teil sehr gegensätzliche Vorstellungen und Ziele verfolgen.
Meta(verse) im Raiffeisen-MegaTrends-ESG-Aktien
Meta (Facebook) sieht sich als künftiger Platzhirsch, was man nicht zuletzt mit der Umbenennung des Unternehmens signalisiert hat. Aufgrund der zahlreichen Skandale rund um Meta (Facebook) sowie ernsten regulatorischen und ethischen Bedenken sind wir derzeit nicht in Meta investiert. Zudem sind wir auch nicht von Mark Zuckerbergs Vision des Metaverses überzeugt. Trotzdem verfolgen wir das Thema mit großem Interesse und passen unsere Positionierung den entsprechenden Marktentwicklungen an. Bei genauem Hinsehen wird ohnehin schnell klar, dass viele potenzielle Elemente des Metaversums ja bereits als eigenständige Trends und Themen existieren, die mit oder ohne Metaverse gutes Wachstums- und Ertragspotenzial bieten. In etliche davon sind wir im Raiffeisen-MegaTrends-ESG-Aktien auch längst investiert, beispielsweise virtuelle und erweiterte Realität, Blockchain, Digitalisierung, Cloud, Cybersicherheit, und viele weitere Hardware- und Softwaretrends. Im schnelllebigen Technologiesektor stehen überdurchschnittlichen Ertragschancen auch entsprechend höhere Risiken gegenüber, etwa, indem Produkte schnell obsolet und von neuen Technologien überholt werden können und Unternehmen dominante Marktpositionen relativ rasch einbüßen können. Darüber hinaus gelten die mit Aktieninvestments grundsätzlich verbundenen Risiken selbstverständlich auch für die Unternehmen, die sich in den Bereichen rund ums Metaverse und in damit verbundenen Trends und Themen engagieren, also beispielsweise erhöhte Kursschwankungen und die Möglichkeit von Kapital- und Wertverlusten.
Rechtliche Hinweise
Der Raiffeisen-MegaTrends-ESG-Aktien weist eine erhöhte Volatilität auf, d.h. die Anteilswerte sind auch innerhalb kurzer Zeiträume großen Schwankungen nach oben und nach unten ausgesetzt, wobei auch Kapitalverluste nicht ausgeschlossen werden können.
Veranlagungen in Fonds sind mit höheren Risiken verbunden, bis hin zu Kapitalverlusten.
Die veröffentlichten Prospekte bzw. die Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG sowie die Kundeninformationsdokumente der in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Fonds der Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft m.b.H. stehen unter www.rcm-international.com/RCMDE unter der Rubrik „Kurse & Dokumente“ in deutscher Sprache zur Verfügung. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte steht in deutscher und englischer Sprache unter folgendem Link: www.rcm.at/corporategovernance zur Verfügung. Beachten Sie, dass die Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft m.b.H. die Vorkehrungen für den Vertrieb der Fondsanteilscheine außerhalb des Fondsdomizillandes Österreich aufheben kann.
Raiffeisen Capital Management steht für die Raiffeisen KAG.
Dies ist eine Marketingmitteilung.
Fußnoten
*Erst unlängst wurde eine brisante Studie über die negativen Auswirkungen von Instagram auf insbesondere junge Mädchen in der „Washington Post“ veröffentlicht. Konkret hatten Forscher herausgefunden, dass eine nicht unbeachtliche Anzahl junger Nutzer sich in ihrem eigenen Körper nicht mehr wohl fühlten, da sie sich mit anderen Nutzern der Plattform vergleichen.