Unsere Ökonomen erklären, warum die Befürchtung einer bevorstehenden US-Rezession übertrieben ist, und prognostizieren, dass die Zentralbanker die Zinsen vorsichtig senken werden, um eine zweite Inflationswelle zu vermeiden.
Unsere Prognose für die Weltwirtschaft bleibt weitgehend unverändert. Wir gehen nun davon aus, dass das globale Wachstum sowohl 2024 als auch 2025 bei 2,7 % liegen wird, was geringfügig unter den bisher von uns angenommenen 2,8 % liegt. Für 2024 rechnen wir immer noch mit einer Inflation von 3,1 %, bevor sie 2025 wieder auf 2,5 % zurückgeht, sodass sie damit leicht über unserer vorherigen Prognose von 2,4 % liegt.
Rezessionsängste in den USA übertrieben
Aus unserer Sicht sind die Sorgen über eine drohende Rezession in den USA übertrieben. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist nicht auf Entlassungen zurückzuführen, sondern auf eine erhöhte Nettozuwanderung, die die Normalisierung bei der Schaffung von Arbeitsplätzen übertrifft. Generell haben sich die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt ausbalanciert, was dazu führen dürfte, dass die Beschäftigung und das Lohnwachstum wieder ein typischeres Tempo erreichen.
Gemeinsam mit einem weiteren Inflationsrückgang und einer verbesserten Kreditverfügbarkeit dürfte dies dazu beitragen, den soliden Konsum der privaten Haushalte und damit auch die Wirtschaftstätigkeit im Allgemeinen aufrechtzuerhalten.
Großbritannien wird Wachstum in der Eurozone übertreffen
Die Konjunktur in der Eurozone wird durch die Schwäche im verarbeitenden Gewerbe gebremst. Die Fabrikproduktion bleibt trotz der Belebung des globalen Warenzyklus nach wie vor weit hinter den konsumorientierten Sektoren zurück. Da es den Herstellern in anderen Ländern besser geht, könnte dies auf einen strukturellen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit hindeuten. Das würde uns dazu veranlassen, unsere Wachstumsprognose für die Eurozone für das nächste Jahr nach unten zu schrauben.
Im Gegensatz dazu sind wir in Bezug auf die Aussichten für Großbritannien inzwischen etwas optimistischer: Wir gehen nun davon aus, dass das Land sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr die Eurozone übertreffen wird. Die Störungen auf der Angebotsseite der Wirtschaft in den letzten Jahren deuten jedoch darauf hin, dass ein schnelleres Wachstum für einen anhaltenden Inflationsdruck sorgen wird.
China verfehlt Wachstumsziel
China dürfte sein Wachstumsziel von 5 % in diesem Jahr verfehlen. Die verhaltene Binnennachfrage überwog eine solide Exportleistung, wobei die Immobilienkrise das Vertrauen und die Investitionen nach wie vor erheblich belastete. Bisher hat Peking davor gezögert, nennenswerte fiskalische Lockerungen vorzunehmen. Es könnte sein, dass die Behörden ihr Pulver für 2025 trocken halten, wenn das nachlassende Exportwachstum und der Ausgang der US-Wahlen sie zum Handeln zwingen könnten.
Langsame und stetige Zinssenkungen
Es ist unwahrscheinlich, dass die Zentralbanken die in den Märkten eingepreisten Lockerungen umsetzen werden. Die Banken werden die Zinsen vorsichtig senken, um eine zweite Inflationswelle zu vermeiden. Unsere Prognose geht weiterhin davon aus, dass die US-Notenbank (Fed) die Zinsen ab September vierteljährlich senken wird, wobei wir auch mit einer weiteren Senkung im Jahr 2025 angesichts der negativen Überraschung bei der Kerninflation rechnen. Und die Anpassung unserer Zinsprofile für die Europäische Zentralbank und die Bank of England bedeutet, dass beide Banken bis Ende 2025 eine Zinssenkung weniger durchsetzen als von uns erwartet.
Die Äußerungen des Fed-Vorsitzenden Powell in Jackson Hole waren eindeutig zurückhaltend. Dies hat das Risiko erhöht, dass sich die Fed für eine aggressivere Lockerung entscheidet als von uns erwartet. Auch der Greenback hat an Boden verloren, wobei der US-Dollar-Index seit Anfang August um rund 3,5% gefallen ist. Die Fundamentaldaten deuten auf eine mittelfristige Abwertung des US-Dollars hin. Eine Lockerung der Marktpreise für aggressive Zinssenkungen dürfte der Währung jedoch kurzfristig eine gewisse Unterstützung bieten.
Wahlergebnisse in den USA
Das Ergebnis der US-Wahlen ist ungewiss. Harris ist mit einer impliziten Gewinnwahrscheinlichkeit von 50,5 % mit geringem Abstand Favorit der Buchmacher. Unserer Meinung nach haben Trump und Harris die gleichen Chancen auf den Sieg, aber für die Prognose gehen wir davon aus, dass die Buchmacher richtig liegen. Aus wirtschaftlicher Sicht dürfte dies vernachlässigbare Auswirkungen haben, da eine Präsidentschaft von Harris wahrscheinlich mit einem gespaltenen Kongress stattfinden würde. Wenn aber Trump den Sieg davontragen würde, hätte das angesichts seiner deregulierenden, neomerkantilistischen und einwanderungsfeindlichen Politik reflationäre Auswirkungen.
Rechtliche Hinweise
Die hierin enthaltenen Ansichten und Meinungen sind die der Autoren dieser Seite und repräsentieren nicht notwendigerweise die Ansichten, die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders zum Ausdruck gebracht oder reflektiert werden. Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und ist in keiner Weise als Werbematerial gedacht. Das Material ist nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten gedacht. Das Material ist nicht als Buchhaltungs-, Rechts- oder Steuerberatung oder als Anlageempfehlung gedacht und sollte auch nicht als solche angesehen werden. Schroders geht davon aus, dass die hierin enthaltenen Informationen zuverlässig sind, übernimmt jedoch keine Gewähr für deren Vollständigkeit oder Richtigkeit. Für Irrtümer in Bezug auf Fakten oder Meinungen kann keine Verantwortung übernommen werden. Bei individuellen Investitions- und/oder strategischen Entscheidungen sollte man sich nicht auf die Ansichten und Informationen in diesem Dokument verlassen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse, die Kurse von Aktien und die daraus erzielten Erträge können sowohl fallen als auch steigen, und Investierende erhalten möglicherweise nicht den ursprünglich investierten Betrag zurück.